Bedingungsloses Grundeinkommen

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 12. Apr 2012 11:31

Ja, da hast Du Recht. Mein Beitrag näher zum Thema steht ganz oben.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Curumo
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Beitrag von Curumo » 12. Apr 2012 18:14

Akayi hat geschrieben:Nein, tut sie nicht. Ich halte zum einen nicht viel von Almosen und zum anderen nichts von der nahezu kritiklosen Übernahme neoliberaler Konzepte durch die politische Linke. Der Thread dazu heißt "Bedingungsloses Grundeinkommen".
Natürlich, hast du etwas dagegen. Es zerstört die Illusion der Alternativlosigkeit deiner Weltanschauung.
Welche bekanntlicherweise aus 3 Dogmen besteht:
1. Kapitalismus ist scheisse, an ihm ist nichts positiv. Auch nicht
Dinge wie Bürgerrechte, Sozialstaat und andere zivilgesellschaftliche Errungenschaften, die
aber gerne genutzt werden.
2. Es gibt keine Verbesserung "im Kapitalismus". Wenn es doch Verbesserungen gibt, dann nur wegen
dem unermüdlichen antikapitalistischem K(r)ampf der Genossinnen_en und Genossen_innen.
3. Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns. Somit müssen potentielle Verbesserungen innerhalb "des Kapitalismus" auch im Keim erstickt werden.
Oder wenn dies misslingt, gilt 2.

Kommunisten eben. Gegen tatsächlichen, vor allem aber vermeintlichen, Sozialabbau wettern,
gegen Reformen und Verbesserungen des Sozialsystems noch inbrünstiger geifern.
Es könnte einem ja Klientel verloren gehen.
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illith
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Beitrag von illith » 12. Apr 2012 20:02

HG, es würde doch relativ sinn machen, das im verlinkten thread darzulegen.
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Vampy
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Re: der "das war heute gar nicht cool" -thread

Beitrag von Vampy » 12. Apr 2012 20:12

bürgerrechte und sozialstaat sind keine teile des kapitalismus. nur weil diese dinge in einem kapitalisitischen system existieren, macht es das system nicht besser. das kapitalistische system hat diese ja nicht hervorgebracht, diese dinge existieren nicht WEGEN sondern TROTZ des kapitalismus.
unter hitler auch gabs tolle autobahnen und lecker kartoffelsuppe. da kommste ja auch nicht und befürwortest deswegen den nationalsozialismus (hoffe ich)

@illi: kannste abtrennen?
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Curumo
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Beitrag von Curumo » 12. Apr 2012 22:15

Vampy hat geschrieben:bürgerrechte und sozialstaat sind keine teile des kapitalismus. nur weil diese dinge in einem kapitalisitischen system existieren, macht es das system nicht besser. das kapitalistische system hat diese ja nicht hervorgebracht, diese dinge existieren nicht WEGEN sondern TROTZ des kapitalismus.
unter hitler auch gabs tolle autobahnen und lecker kartoffelsuppe. da kommste ja auch nicht und befürwortest deswegen den nationalsozialismus (hoffe ich)
Das ist gelinde gesagt Unfug. Die Bürgerrechte und der Sozialstaat sind nicht nur Teil sondern Struktur des rheinischen Kapitalismus, da kannste
so viel "revolutionäre" Propaganda, marxistisch-leninistische Doktrin und antikapitalistische Dogmen copy pasten, wie du willst.
Da französische Revolution war auch nicht "links", sondern national-liberal. Die französischen National-Liberalen Philosophen
würden sich wahrscheinlich erdrosseln, wüssten sie, wie Marx ihren Sozialismus instrumentalisiert hat.
Auf den dumm-dreisten Nazivergleich gehe ich nicht weiter ein, als dass er die übliche Masche linker "Argumentation" erfüllt:
Wer anderer Meinung ist, ist Nazi.

@Ilith: Verzeihung, jetzt aber bitte in den BGE-Thread verschieben.
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 15. Apr 2012 04:42

Vampy hat geschrieben:bürgerrechte und sozialstaat sind keine teile des kapitalismus. nur weil diese dinge in einem kapitalisitischen system existieren, macht es das system nicht besser. das kapitalistische system hat diese ja nicht hervorgebracht, diese dinge existieren nicht WEGEN sondern TROTZ des kapitalismus.
Das trifft auch ungefähr so zu. Allerdings unterschätzt du, dass viele soziale Errungenschaften systemstabilisierend wirken; also aus der kapitalisitschen Verwertungslogik heraus Sinn machen. War es vor dem Sozialstaat noch notwendig eine revolutionäre ArbeiterInnenklasse ruhig zu halten und in den Staat zu integrieren geht es seit den globalen wirtschaftlichen Veränderungen der späten 1970er Jahre (Beginn der Überproduktionskrise) und der politischen Veränderungen seit Ende der 1980er Jahre (Aufgabe der sozialistischen Projekte in den meisten der ehemaligen "Ostblock"länder) darum eine große Menge an "unbrauchbaren" Menschen zu verwalten. Das ist der Hintergrund für neoliberale Konzepte wie das BGE. Mit von Oben bewilligten Almosen werden Menschen, die man nicht mehr braucht, abgespeist und endgültig von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen. Bei der an anderer Stelle angeführte massive Anstieg an Insassen in US-Gefängnissen geht es quasi um dasselbe.
Vampy hat geschrieben:unter hitler auch gabs tolle autobahnen und lecker kartoffelsuppe. da kommste ja auch nicht und befürwortest deswegen den nationalsozialismus (hoffe ich)
Was auch beides eher die Wiederholung von NS-Propaganda ist, denn tatsächlich die vermeintlich "guten Seiten" des deutschen Faschismus darstellt. Gerade den Autobahn-Mythos hattest du an anderer Stelle glaube ich kritisiert?
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Vampy
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Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Vampy » 15. Apr 2012 21:52

ich hab nur gesagt, dass hitler die autobahn nicht erfunden hat. der kapitalismus hat die bürgerrechte ja auch nicht erfunden, beides war halt in den systemen vorhanden.
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BGE

Beitrag von LuthienDillon » 16. Apr 2012 18:44

Ich bin ja erstmal bedingungslos dafür, bis ich eines Besseren belehrt werde. Allein, damit diese wahnwitzige Arbeitslosenverwaltungsbürokratie abgeschafft wird. Das würde sicher ne Menge Geld sparen. Keine Bewerbungsschreibtrainings mehr für arbeitslose Deutschlehrer, Epileptiker würden nicht mehr zu Gabelstaplerkursen geschickt, kein Zwangs-Word-Kurs nach 25 Jahren Arbeit als Bürokauffrau, keiner müsste mehr versuchen, sich im Jobcenter aus dem Fenster zu stürzen, weil er ein Formular nicht richtig ausgefüllt hat, die Familie jetzt nicht mehr krankenversichert ist und er jetzt nicht weiß, woher er die Medikamente für das kranke Kind bekommen soll.

Akayi hat geschrieben:Ganz einfach: Wel Mutti nicht nur auf 8% Gehalt verzichtet, sondern gleichzeitig 10 h pro Woche weniger arbeitet. Und ihre Kolleginnen genauso. Jetzt muss man diese notwendige Arbeit auf andere verteilen, z.B. auf Vati und Tochter.

Das leuchtet mir nicht so ganz ein. Wenn es heißen soll, dass Vati und Tochter dann auch zum Familieneinkommen beitragen können - funktioniert das m.E. ja nur in der idealen, bürgerlichen und vor allem gemeinsam lebenden Großfamilie. Eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kleinkindern hätte da ja eher wenig Nutzen von.

Wobei Arbeitszeitreduzierung (möglichst mit vollem Lohnausgleich) natürlich erstmal ne gute Sache ist. Akut verbessert das aber erstmal nur die Arbeitsbedingungen derjeningen, die schon Arbeit haben. Dadurch würden sicher mehr Jobs geschaffen, als durch sowas tolles wie "Rentenalter mit 67". Aber ob es genug sind, dass damit Vollbeschäftigung entsteht?
Durch die ganzen Automatisierungsprozesse in Industrie und Landwirtschaft werden ja viel weniger Arbeiter gebraucht als noch vor 60 Jahren.
Akayi hat geschrieben: Das trifft auch ungefähr so zu. Allerdings unterschätzt du, dass viele soziale Errungenschaften systemstabilisierend wirken; also aus der kapitalisitschen Verwertungslogik heraus Sinn machen. War es vor dem Sozialstaat noch notwendig eine revolutionäre ArbeiterInnenklasse ruhig zu halten und in den Staat zu integrieren geht es seit den globalen wirtschaftlichen Veränderungen der späten 1970er Jahre (Beginn der Überproduktionskrise) und der politischen Veränderungen seit Ende der 1980er Jahre (Aufgabe der sozialistischen Projekte in den meisten der ehemaligen "Ostblock"länder) darum eine große Menge an "unbrauchbaren" Menschen zu verwalten. Das ist der Hintergrund für neoliberale Konzepte wie das BGE. Mit von Oben bewilligten Almosen werden Menschen, die man nicht mehr braucht, abgespeist und endgültig von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen. Bei der an anderer Stelle angeführte massive Anstieg an Insassen in US-Gefängnissen geht es quasi um dasselbe.
Was ich ja auch sehe, ist, dass es "bei dem Anstieg an Insassen in US-Gefängnissen quasi um dasselbe geht. Die "non-working class" ist halt da, was mit ihr machen, scheint die Frage zu sein, die sich stellt.
Dabei glaube ich nicht, dass Lohnarbeit die Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe ist. Ich zum Beispiel könnte auf meine ganz gut verzichten. ;-) Zu meiner eigenen Vorstellung von gesellschaftlicher Teilhabe gehören da eher Zugang zu Wohnraum, Nahrungsmitteln, ärztlicher Versorgung, Bildung, Kultur, und ÖPNV. Hier und heute in diesem Land sichert all das Lohnarbeit ja für viele nur bedingt (Stichwort Niedriglohnsektor, 800-Euro-Generation). Ein BGE (in angemessener Höhe) könnte da wohl hilfreich sein. Ein Mindestlohn ebenso.

Hätte ich die Wahl, würde ich mich aber für das BGE entscheiden. Weil dann der Zwang wegfiele, fremdbestimmt in sinnlose oder schädliche Produktionsprozesse eingebunden zu werden. Will sagen: es ist natürlich toller, für 30 Euro die Stunde für einen Gentechnikkonzern oder einen Fahrzeughersteller zu arbeiten als für 2 Euro. Besser würde ich es aber finden, wenn ich nicht gezwungen wäre, für meinen Lebensunterhalt Dinge zu tun, die meinem Gewissen widersprechen. Und das ist mit Lohnarbeit ziemlich schwer zurzeit, finde ich. Es gibt da wohl kein richtiges Leben im falschen.

Und dann - die Überproduktionskrise können wir ja nicht einfach aussitzen. Möglicherweise hat die noch vor der Revolution unseren Planeten komplett zugemüllt. (Wenn mit der Überproduktionskrise nicht gemeint ist, dass ich jetzt jedes Jahr ein neues Handy kaufen soll, um mich als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu fühlen, bitte ich das zu entschuldigen. Ich hab Marx nie gelesen und kann nur auf rudimentäre Erinnerungen aus meinem Geschichtsunterricht zurückgreifen)

Ein BGE würde ja auch Potential freigeben, damit sich der ökologischen und anderer Probleme auf dieser Erde angenommen werden kann.

Wenn durch das BGE dann noch die Kontrollen überflüssig gemacht würde, denen die Hartz-IV-Empfänger heutzutage unterzogen werden (überspitzt gesagt: "Frondienst" durch Ein-Euro-Jobs und "zurück-an-die-Scholle" durch faktisches, wenn auch nicht offizielles Umzugsverbot), ja dann... wären wir meiner persönlichen Utopie schon ein Stück näher. ;)

Zum erstenmal ist mir so eine Art BGE übrigens bei der Lektüre von Callenbachs "Ökotopia" untergekommen. Weiß jemand genaueres darüber, wie die Idee entstanden ist?

Oh, und auf diesen Artikel bin ich neulich gestoßen: http://www.labournet.de/diskussion/arbe ... ompel.html


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Murphy
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Beitrag von Murphy » 16. Apr 2012 18:53

Vampy hat geschrieben:ich hab nur gesagt, dass hitler die autobahn nicht erfunden hat. der kapitalismus hat die bürgerrechte ja auch nicht erfunden, beides war halt in den systemen vorhanden.
Wenn man mal davon absieht, dass man staatliche Einrichtungen nicht erfindet, sondern eher errichtet, ist es doch der Kapitalismus, auf dessen Grundlage zum ersten Mal diese Errungenschaften in die Gesellschaft Einzug hielten.
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Beitrag von Akayi » 16. Apr 2012 19:17

Lantha hat natürlich Recht. Ich habe weiter oben Bürgerrechte mit sozialen Rechten verwechselt. Kapitalismus funktioniert gar nicht ohne gewissen Bürgerrechte.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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