Sexarbeit von der Sexarbeitslobby beschönigt

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von Kim Sun Woo » 27. Mai 2021 22:59

btw: das ist zwar nur ein "Nebenschauplatz". Aber müßte ein Pornographieverbot nicht im Grunde die logische nächste Folge eines Prostitutionsverbots sein?

(also wenn die Argumente gegen Prostitution sich nicht vornehmlich auf Zwangsprostitution oder sexuelle Gewalt beziehen, sondern auf die "Verfügbarkeit" von Körpern und Sexualität oder auch dem gängigen Muster, daß die Mitwirkenden dies aufgrund finanzieller Engpässe/Notlagen tun)
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

Benutzeravatar
Sappho
Beiträge: 304
Registriert: 13.10.2020
Wohnort: Rheinland

Beitrag von Sappho » 28. Mai 2021 09:45

Wie ist das denn in Schweden?

Eigentlich müßte in Schweden - wenn man deren Grundsatzentscheidung zur Prostitution heranzieht - jedenfalls die Produktion von Pornographie verboten sein.

Oder man macht einen feinsinnigen Unterschied, dass die Handelnden das Geld nicht vom Mithandelnden sondern von einem Dritten bekommen.
Ich bin der Geist, der stets verneint

Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von Kim Sun Woo » 2. Jun 2021 13:25

andere Position:

Sexarbeiterin über Feminismus und Rechte: „Wer hat hier die Kontrolle?“
Die 61-jährige Janet Mérida arbeitet als Prostituierte in Barcelona. Dort hat sie das Kollektiv der „empörten Prostituierten“ gegründet.
https://taz.de/Sexarbeiterin-ueber-Femi ... /!5771735/
Katalonien hingegen war in der Bewegung vom 8. März die einzige Region, die die Rechte der Sexarbeiterinnen gefordert und anerkannt hat – und sich damit gegen die Regierung gestellt hat.

Ja, aber es gibt auch hier viele Lager. Es gibt Leute, die glauben, dass die Männer uns bezahlen, um uns vergewaltigen zu dürfen. Und dass wir das machen, weil wir so arm sind und sonst keine Mittel haben, es nicht besser wissen und so vom Patriarchat indoktriniert sind. Und das könnte nicht ferner der Realität sein! Du stehst hier auf der Straße, da kommt ein Typ und sagt: Ich will Sex mit dir haben. Dann gibst du ihm einen Preis. Du sagst, wie lange und welche Bedingungen du hast, was du machen oder nicht machen willst. Und bevor du die Unterhose ausziehst, muss der Typ dich bezahlen. Wo ist da die Gewalt? Wer hat hier die Kontrolle?

Sexarbeit ist für dich also eine Art, die Kontrolle über den eigenen Körper im patriarchalen System zu erlangen?

Ja, Hure zu sein, ist ein Weg, dem Bestehenden etwas entgegenzusetzen. Wir Frauen haben in diesem System die Pflicht, moralisch zu handeln, ethisch darauf zu achten, dass die anderen uns als gute Frauen wahrnehmen. Wir müssen dazu bereit sein, uns für andere zu opfern. Und es wird nie berücksichtigt, was wir eigentlich brauchen.

Ihr kämpft also mit euren Körpern.

Unser Körper ist das einzige Werkzeug, das wir haben, um zu kämpfen. In allen Kämpfen. Nicht nur in den feministischen, sondern auch in den Kämpfen der Arbeiter:innenklasse.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

Mr. Kennedy
Beiträge: 755
Registriert: 19.05.2015

Beitrag von Mr. Kennedy » 2. Jun 2021 14:06

Grundsätzliches Problem dürfte wohl sein, dass die Nachfrage nach käuflichem Sex das Angebot an wirklich vollständig freiwillig gehandeltem käuflichem käuflichem Sex um ein vielfaches übertreffen dürfte. Was bedeutet, dass der Markt permament mit Argusaugen zu überwachen ist, da eine Angebotserweiterung sehr rentabel ist und dann eben so Sachen wie Zwang, Menschenhandel etc. Einzug halten.
Die Gegenseite, die für ein komplettes Verbot von Prostitution ist, übersieht meiner Ansicht nach, neben all der mehr als berechtigten Kritik am Status quo, die Möglichkeit dass diese Tätigkeit tatsächlich auch freiwillig ausgeübt werden kann.

Eventuell könnte sowas wie ein gesetzlich verankterter Preisboden helfen? Zu einem gewissen Preis X wäre ja davon auszugehen, dass das Angebot die Nachfrage abdeckt. Jeder der ein Angebot unterhalb dieses Preisbodens annimmt, macht sich strafbar, da davon auszugehen ist, dass es kein freiwillig gehandelter käuflicher Sex war.

Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von Kim Sun Woo » 2. Jun 2021 15:56

Mr. Kennedy hat geschrieben:
2. Jun 2021 14:06
[...] neben all der mehr als berechtigten Kritik am Status quo, die Möglichkeit dass diese Tätigkeit tatsächlich auch freiwillig ausgeübt werden kann.
zumal, und das ist (wenn ich sie richtig verstande habe) ein Argument der Frau in dem verlinkten Gespräch, "Freiwilligkeit" im Kapitalismus eben ohnehin so eine Sache ist. das wird besonders drastisch wenn ein Verbot von Prostitution dann nicht auch andere Maßnahme nach sich zieht, die diejenigen unterstützen, die sich aufgrund von finanziellen Notlagen prostituieren.

(im Grunde eine ähnliche Crux wie bspw. die Diskussion über sweat shops: ja, es ist fürchterlich, wenn Menschen für winzige Löhne und unter miserablen Arbeitsbedingungen ausgebeutet werden. aber wenn es keine alternativen Erwerbsmöglichkeiten gibt, würde eine reine Schließung sogar zu einer noch desolateren Situation führen, weil dann selbst dieser angesprochene Winziglohn wegbricht)
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30317
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 2. Jun 2021 22:41

Kim Sun Woo hat geschrieben:
2. Jun 2021 15:56
(im Grunde eine ähnliche Crux wie bspw. die Diskussion über sweat shops: ja, es ist fürchterlich, wenn Menschen für winzige Löhne und unter miserablen Arbeitsbedingungen ausgebeutet werden. aber wenn es keine alternativen Erwerbsmöglichkeiten gibt, würde eine reine Schließung sogar zu einer noch desolateren Situation führen, weil dann selbst dieser angesprochene Winziglohn wegbricht)
Nur: Kapital will investiert werden, Waren müssen produziert werden. Sprich: am Ende muss jemand beschäftigt werden nur eben zu höheren Löhnen.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
Nullpositiv
Zugvogel
Beiträge: 21205
Registriert: 26.07.2011
Wohnort: In the rain.

Beitrag von Nullpositiv » 4. Mär 2022 19:24

"In einer freien Gesellschaft hat Prostitution keinen Platz"
Prostitution ist das Ergebnis von Diskriminierung, Frauenverachtung, Gewalt und Armut, sagt die Autorin Huschke Mau, die sich selbst zehn Jahre lang prostituiert hat.
https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/ ... -interview
Be the nation russian propaganda says you are.

Benutzeravatar
illith
Berufs-Veganer
Beiträge: 70106
Registriert: 09.01.2008
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag von illith » 26. Mai 2022 11:55

mal wieder ein Text von Huschke Mau, der - inkl. Kommentarstrang - einige Denkanstöße für mich parat hatte:


hier der Text selber nochmal, für die, bei denen die FB-Einbettung nicht funktioniert:
► Text zeigen
☜★VeganTakeover.de★☞
BlogShirtsBuch

Wunderblümchen
Beiträge: 4367
Registriert: 14.03.2013

Beitrag von Wunderblümchen » 26. Mai 2022 15:12

Ich finde, dass Freiertum gehört abgeschafft, und solange das nicht von selbst aus ethischen, moralischen Gründen geschieht, verboten. Aber die Prostitution / das Angebot auch. Geld gegen Sex muss ganz aus den Köpfen raus.
Auch die angebliche Freiwilligkeit. Denn es schadet allen Frauen. Weil auch nur ein einziger verkaufter Frauenkörper für sexuelle Handlungen, bzw aller Menschen, den Gedanken in den Köpfen nicht ausrotten wird, dass sexuelle Handlungen gegen Geld zu haben seien und deshalb allen immer damit geschadet ist.

Der menschliche Körper wird auf die Verfügbarkeit reduziert und entpersonalisiert und diese Haltung dann auf alle Personen übertragen.

Und den Spruch, es gäbe mehr Vergewaltigungen, wenn es keine Bordelle mehr gebe, halte ich für dreist.
:heartrain: "Nein, muss ich nicht!"

Benutzeravatar
somebody
Küchenadept
Beiträge: 24889
Registriert: 28.05.2013
Wohnort: Jurassic Park

Beitrag von somebody » 30. Mai 2022 19:21

Verbot von Freiertum & Zuhälterei mit konsequenter Strafverfolgung fände ich gut.

Umsetzung erscheint mir in D innerhalb absehbarer Zeit leider illusorisch.

Wie erwähnt, ich machte einige Schuldenregulierungen für Ex Sexworkerinnen. Die dabei erhaltenen Einblicke waren sehr übel.
Suche Signatur.

Antworten