Sexarbeit von der Sexarbeitslobby beschönigt

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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illith
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Beitrag von illith » 26. Mai 2017 20:49

bei der nachtwache letztens bin ich jetzt endlich dazugekommen, den eingangs-artikel zu lesen. so ganz weiß ich nicht, was ich davon halten soll... die referenzierung der EMMA (dem inkarnierten white-feminists-klischee) ist auf mich schon mal nicht so vertrauenserweckend - und einige mM recht spekulative aussagen (jedenfalls nicht belegte) sind auch dabei.

aber auch nach über einem jahrzehnt befassung mit dem thema bin ich immer noch zu keiner abschließenden meinung gekommen.

die gerade diskursdominierende position zu 'sex-work' aus dem intersec-lager kommt mir nämlich auch reichlich fishy vor. für mich die krönung war neulich ein post auf instagram von guerilla feminism: da wurde proklamiert, dass jede feministin, die prostitution in irgendeiner form problematisiert (also auch, wenn sie sich solidarisch mit den prostituierten erklärt!), eine SWERF ist und sich von der seite/followerliste verpissen soll. das gab schon einigen diksussionsbedarf darunter - der wurde aber von dem GF-member, die das gepostet hatte, direkt abgewürgt mit dem argument, dass sie einen sex-work-hintergrund habe und somit (implizit) über die deutungshoheit verfüge.
das war schon ziemlich absurd.

ich finds btw auch nicht gerechtfertigt "SWERF" und "TERF" in einen topf zu werfen und somit eine problematische haltung zu trans-personen gleichzustellen mit der zu prostituierten bzw prostitution. eine 'berufswahl' (im weiteren sinne) ist für mich nicht gleich schützenswert wie eine angeborene angelegenheit. das wöre in meinen augen irgendwie so ungefährt, als würde man rassistische äußerungen gegen schwarze genauso no-go einordnen, wie kritik an gangster-rap oder so. (welche natürlich in der tat rassistisch sein kann, aber nicht notwendigerweise sein MUSS)
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Balthazar2026
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Beitrag von Balthazar2026 » 26. Mai 2017 23:34

Burma und Sexarbeit zu vergleichen finde ich interessant.
Stellt sich in beiden fällen die frage:
In wiefern ist eine Entscheidung freiwillig wenn man durch seine Prägung, Werte und Weltbild gar nicht den Handlungs oder entscheidungsfreiraum (bekommen) hat?

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illith
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Beitrag von illith » 27. Mai 2017 00:52

Burma ?_?
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 27. Mai 2017 01:11

Er meint vermutlich das heutige Myanmar :rolleyes:
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 27. Mai 2017 03:49

illith hat geschrieben:bei der nachtwache letztens bin ich jetzt endlich dazugekommen, den eingangs-artikel zu lesen. so ganz weiß ich nicht, was ich davon halten soll...
Es wäre für die Diskussion hilfreich wenn Du das konkreter machen könntest.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 27. Mai 2017 11:25

illith hat geschrieben:eine 'berufswahl' (im weiteren sinne) ist für mich nicht gleich schützenswert wie eine angeborene angelegenheit.
ist das nicht auch ohnehin Teil der Argumentation? (also die Annahme, daß es sowieso ausgeschlossen sei, daß irgendjemand aus freien Stücken der Prostitution nachgehen könnte)
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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Curumo
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Beitrag von Curumo » 29. Mai 2017 07:32

Putting the sect back into intersectionality...

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illith
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Beitrag von illith » 23. Mai 2021 17:57

Artikel über/von Aktivistin und Ex-Prostituierter Huschke Mau:

Es gibt kein Recht auf Sex

waren ein paar Denkanstöße für mich drin, vor allem der bzgl. der "Dienstleistung" Sex.
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Curumo
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Beitrag von Curumo » 24. Mai 2021 16:30

Wie Verbote und Kriminalisierung nahezu immer das Gegenteil von dem was sie sollen bewirken kennt man ja schon vom Krieg gegen die Drogen oder von anderen Schwarzmärkten.

In Frankreich oder Irland kann man sich das dann in der Praxis angucken, die haben vor ein paar Jahren von Legal auf „Schwedisch“ umgestellt: https://www.google.de/amp/s/amp.dw.com ... a-57198238
While the bill aims to empower sex workers, those in the industry say the buyer and provider are not on equal footing. They say the power has shifted to the client, who often demands riskier practices or unusually low rates.
"We have people that say, 'Hey, I'm criminalized now and I'm taking the risk — you should make the effort.' Or they say they know that I don't have many clients. And now with COVID the law is worse. There are more threats and verbal violence and more threats to publish your personal data onto the internet," said Lesperance.
Beneath the stars came falling on our heads
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Beitrag von Rosiel » 24. Mai 2021 16:57

Im gleichen Beitrag allerdings auch:
The 39-year-old, a Canadian native, said that demand for sex work is lower — but notes that sex workers find themselves in more precarious situations than ever before. Part of this, activists say, is because when the purchase of sex services is banned, those who tend to obey the law avoid seeking these services — and that those who dare to circumvent the law are often delinquents with a criminal history.
Ich weiß nicht, wie geistreich es ist, die Gesetze an Kriminellen zu orientieren.

Und
Billon [franz. Senator] argues that more financial resources need to be dedicated to implementing the current law. "There is a lack of human [police, social workers] and financial resources to support prostitutes for administrative formalities, protect them, enable them to undergo professional training and have the resources to live," she said in a statement to DW. "There’s also a lack of political commitment."
Da würde ich mal behaupten, ist die soziale Absicherung und Chancen für andere Jobs in Schweden halt einfach besser.

Dafür würde ich unterschreiben, was Huschke Mau über die seelischen/psychischen Schäden von Sexarbeiter:innen sagt.

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