"Ich lese gerade"-Bücherthread

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Shub-Niggurath
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Beitrag von Shub-Niggurath » 25. Aug 2023 12:05

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„Unsere Gruppe war proletarisch bestimmt, die meisten waren Arbeiter. Wir haben mit der Gewalt von Kindesbeinen an gelebt. Das hat eine materielle Wurzel. Wenn Zahltag ist, der Alte kommt besoffen nach Hause und verprügelt erst mal seine Alte – das sind doch die ganzen Geschichten. In der Schule, da keilst du dich. Sich mit Fäusten durchsetzen, das ist für dich eine ganz normale Sache. Du keilst dich auf der Arbeitsstelle, du keilst dich in Kneipen. Für dich ist Gewalt eine ganz spontane Sache.“ – Bommi Baumann: Mitbegründer der „Bewegung 2. Juni“, 1981 in einem besetzten Haus in London verhaftet, wegen zweifachen Bankraubes und einem Bombenanschlag zu fünf Jahren Knast verurteilt. In seinem autobiografischen Bericht „Wie alles anfing“, noch im österreichischen Versteck aufgezeichnet von dem Filmemacher Harun Farocki, erzählte er von seinen Motiven, seinen Utopien, seinem Ausstieg aus der Terror-Szene Mitte der 70er Jahre. Die deutsche Staatsanwaltschaft ließ das Buch in einer spektakulären bewaffneten Aktion beschlagnahmen. Daraufhin gaben mehr als 300 Buchhandlungen, Verlage und Prominente das Buch neu heraus. Die Staatsgewalt kapitulierte, und ein Bestseller war geboren. Das Rotbuch-Kollektiv veröffentlicht den „Klassiker der bundesrepublikanischen Stadtguerilla“ nun, neu lektoriert, ein drittes Mal. Zeitgeschichte aus erster Hand.
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Shub-Niggurath
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Beitrag von Shub-Niggurath » 29. Aug 2023 08:22

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Fast zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer versucht eine schmierige kleine populistische Oppositionspartei, in Deutschland die Macht zu übernehmen und das Land wieder zu teilen! Als Titanic-Chefredakteur hat Martin Sonneborn im August 2004 Die Partei gegründet, um die Mauer wieder aufzubauen. Wenige Wochen später ergaben Forsa-Umfragen, dass 21 Prozent der Bundesbürger sich mit diesem Vorhaben identifizieren können. Heute hat Die Partei über 8000 Mitglieder in Ost und West und immer noch erklären Leute: »Schon mein Großvater war in der Partei, ich möchte auch zu euch!« Das politische Handwerk hat Martin Sonneborn von der Pike auf gelernt: Zuerst ist er in sämtliche deutsche Parteien eingetreten (lediglich NPD und DVU wollten ihn wegen seiner Aktionen gegen Nazis nicht aufnehmen). Dann führt er mit seiner Titanic-Redaktion undercover medienwirksame Wahlkämpfe im Namen der Hessen-CDU (»Die Ausländer sind da. Schöne Scheiße. Ihre CDU«), der Möllemann-FDP (»Judenfrei und Spaß dabei!«) und der Bayern-SPD (»Wir geben auf. SPD«).Auch die Aktionen der Partei – Mauerbau am 9. November an der innerdeutschen Grenze (mithilfe der IG Bau), Ebay-Versteigerung von TV-Wahlwerbespots zur Bundestagswahl, Staatsbesuch in Georgien (mit Kniefall und Kranzniederlegung), Kanzlerkandidatinnen-Casting vor 800 Zuschauern (»Wir suchen junge, hübsche Frauen mit politischen Visionen«) – sind stets von Medieninteresse begleitet. Das Buch vom unaufhaltsamen Aufstieg der Partei ist ein unentbehrliches Brevier für jeden, der in Deutschland an die Macht möchte: Lustiger als das CDU-Parteibuch, auflagenstärker als das SPD-Parteibuch, seriöser als die gesamte FDP!
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Shub-Niggurath
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Beitrag von Shub-Niggurath » 1. Sep 2023 02:02

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Beitrag von Shub-Niggurath » 4. Sep 2023 07:57

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Wie weiterleben, wenn man von einem Moment auf den anderen aus der Lebensbahn geworfen wird, wenn der Tod plötzlich nahe rückt? Christoph Schlingensiefs bewegendes Protokoll einer Selbstbefragung ist ein Geschenk an uns alle, an Kranke wie Gesunde, denen allzu oft die Worte fehlen, wenn Krankheit und Tod in das Leben einbrechen. Eine Kur der Worte gegen das Verstummen – und nicht zuletzt eine Liebeserklärung an die Welt.
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tentakel
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Beitrag von tentakel » 6. Sep 2023 14:41

ein starkes buch, dass mich manchmal nachts nicht schlafen ließ. hab's gelesen, da war es noch ganz frisch...
das leben ist jetzt. :heart: 🐿

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Beitrag von Shub-Niggurath » 6. Sep 2023 18:40

Schlingensief scheut sich ja grundsätzlich nicht vor Fehltritten und besitzt die Fähigkeit, sich zu öffnen, ohne auf etwaige Reaktionen zu schielen. (Obwohl ihm das Feuilleton oft genug vorwarf, er sei NUR auf Reaktionen und Effekte/Affekte aus.) Das hilft dem Buch sehr.
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Beitrag von Shub-Niggurath » 8. Sep 2023 02:09

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Mit seiner 1982 vorgelegten Arbeit über die Geschichte einer Freundschaft führt Bernhard seine Autobiographie, die Beschreibung seiner Kindheit und Jugend in fünf Bänden, weiter in die Jahre 1967 bis 1979. Bei einem Sanatoriumsaufenthalt vertiefte sich seine Freundschaft mit Paul Wittgenstein, die in leidenschaftlichen Diskussionen über Musik begonnen hatte. Paul Wittgenstein, der Neffe Ludwig Wittgensteins, maturierte am Theresianeum in Wien und studierte danach Mathematik. Seit seinem 35. Lebensjahr brach seine Nervenkrankheit immer wieder durch. Anfänglich finanziell sehr gut gesichert durch die Reichtümer einer der reichsten Familien Österreichs, verschenkte er sein Vermögen unbekümmert an Freunde und Arme, bis er selber in Armut dahinvegetierte. In seinen letzten Lebensjahren vereinsamte er mehr und mehr, nur noch mit seinem Freund Thomas Bernhard verbunden. Bernhards Notizen sind zum Bericht der Sterbegeschichte des Paul Wittgenstein geworden. Zwölf Jahre hindurch hatte er das Sterben seines Freundes beobachtet. Und durch diese Beobachtung hat sich auch die Selbstbeobachtung Thomas Bernhards verschärft – so daß durch den Porträtierten auch das Bild des Porträtisten starke Konturen gewinnt.
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Beitrag von Shub-Niggurath » 11. Sep 2023 08:18

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Das Amerika der Watergate-Ära ist das Thema des Romans »Galgenvogel« von Kurt Vonnegut (* 1922), erschienen beim Verlag Delacorte Press in New York. Walter Starbuck, ein untergeordneter Beteiligter an Richard Nixons Watergate-Komplott, steigt nach der Entlassung aus dem Gefängnis an die Spitze eines Konzerns auf. Dieser wird, wie sich später herausstellt, von seiner Jugendliebe Mary Kathleen O'Looney unerkannt aus dem Hintergrund gesteuert. Nach ihrem Tod wird der Konzern aufgelöst, Starbuck ist wieder am Ende.
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Beitrag von Shub-Niggurath » 20. Sep 2023 00:19

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La Strada, La dolce vita, 8 1/2, Satyricon, Roma, Casanova, Die Stadt der Frauen, Ginger und Fred - das sind die großen, einem breiten Publikum geläufigen Filmtitel von Federico Fellini. Seit den fünfziger Jahren wurde jedes seiner Werke mit Spannung erwartet und in der ganzen Welt mit Begeisterung aufgenommen. Fellini zählt somit zu den bedeutendsten Filmschöpfern dieses Jahrhunderts - ein Mann, der seine Visionen und Träume in unverwechselbar originelle, poetische, phantastische Kreationen umsetzte. Dafür wurden er und seine Frau Giulietta Masina, die in einigen seiner Filme die Hauptrolle spielte, mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Mehrmals erhielt er den Oscar.
Seit ihrem ersten Interview mit Federico Fellini im Frühjahr 1980 war die renommierte Journalistin und Buchautorin Charlotte Chandler bis zu seinem Tod am 31. Oktober 1993 mit ihm in ständigem vertrauensvollen Kontakt. Im Verlauf dieser vierzehn Jahre traf sie sich mit Fellini an verschiedenen Plätzen in Europa, begleitete ihn bei seinen US-Aufenthalten und besuchte ihn und die am 23. März l994 ebenfalls verstorbene Giulietta Masina mehrmals in Rom. Es fanden stets ausführliche Gespräche über Leben und Schaffen Fellinis statt, wobei Charlotte Chandler seine Aussagen vollständig auf Tonband festhielt. Nach der Lektüre seines Interviews mit der Autorin in ihrem Buch Das Geheimnis des Glücks war Fellini zu der Erkenntnis gelangt, daß seine Erinnerungen am besten in spontanen persönlichen Aussagen zum Ausdruck kämen. Das Ergebnis sind seine vorliegenden Memoiren, die Charlotte Chandler aus autorisierten Dokumenten zu einem authentischen autobiographischen Werk zusammengefaßt hat.
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Beitrag von Shub-Niggurath » 29. Sep 2023 10:37

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Eine Reise durch die Erfahrungen, Begegnungen und persönlichen Recherchen, die diese drei Giganten des Kinos unternommen haben, um über die Entstehung einiger ihrer Filme nachzudenken. Das Kino ist ein schöpferischer Prozess und als solcher – jenseits der bloßen Technik – entsteht es aus der Intuition: dem Zustand des Seins, der eine unmittelbare und scharfe Wahrnehmung ermöglicht. Ein Zustand, der mit dem absoluten Bewusstsein verbunden ist, vergleichbar mit dem Zustand der Erleuchtung der großen Eingeweihten und spirituellen Meister.
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