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Beitrag von .u. » 14. Mai 2014 18:31

Akayi hat geschrieben:
Kim Sun Woo hat geschrieben:@Vampy
wie kommst du darauf, daß "Neger" schon immer als Beleidigung verwendet wurde?
Wie ich schonmal betont habe ist das Problem nicht die Beleidigung, sondern der Rassismus.

Exakt, exakt, das mein ich auch.
Dieses Wort dient nur dazu, Personen aufgrund eines einzigen "Bodyfeatures" einer Gruppe zuzuordnen, der vermeintlichen "Rasse" (an die noch weitere Eigenschaften geknüpft werden). Das ist absolut rassistisch; anders kann das Wort gar nicht aufgefasst werden.
Akayi hat geschrieben:Das Schlimme ist, dass es Rassismus gibt und dass es Worte gibt, die diesen Rassismus transportieren. Schimpfworte ("Du Armleuchter") und rassistische Begriffe, sind zwei verschiedene Dinge.

Genau, d.h. sie funktionieren erst aufgrund des Rassismus, bzw. ohne täten sie es nicht.
Akayi hat geschrieben:Klar, natürlich. Ich sehe darin ja auch nichts Beleidigendes. Aber das ist kein Argument, rassistische Begriffe zu verwenden. Gerade gegenüber Betroffenen.
Auf keinen Fall. Dafür wollte ich nicht sprechen. Ein Wort wie das oben genannte "N...." ist per se rassistisch. Eine völlig naive Person, die keinen Rassismus kennt, würde niemals ein solches Wort gebrauchen.
Akayi hat geschrieben:
unkraut hat geschrieben:Ein Problem ist auch, dass je mehr man sich um nicht-Diskriminierung anstrengt, man desto mehr die Distanz/ Unterschiede verfestigt.
Da müsstest Du mir erklären, wie das funktioniert.

Zunächst mal ist naheliegend, dass dazu ein Reproduzieren der Klischees notwendig ist, man sie sich also immer wieder ins Gedächtnis ruft und bewusst macht - während des Umgangs mit den Mitmenschen.

Bsp.: Der Implizite Assoziationstest, kann über (verlängerte) Reaktionszeiten unbewusst oder ungewollt vorhandene Vorurteile sichtbar machen, z.B. dass Frauen eher mit Haushalt zusammen passen als Männer oder Männer eher Führungspositionen haben oder Personen bestimmter Nationalität klüger wären als andere, etc.
Dazu gibt es eine Studie, wo Probanden nach dem Bearbeiten eines Rassismusfragebogens, in welchem sie total unrassistisch abschnitten, erhöhte Werte im IAT hatten, verglichen mit Probanden, die erst nach dem IAT den Fragebogen ausfüllten. Oder so ähnlich.

Jedenfalls beeinflusst das Aktivieren von Schemen das Denken/Verhalten. Anderes bekannteres Bsp.: In US-Amerika lebende Frauen asiatischer Abstammung werden zu einem mathematischen Test eingeladen. Vorher beantwortet eine Gruppe Fragen, die mit Frausein zu tun haben und die andere Gruppe beantwortet Fragen, die mit Asiatischsein zu tun haben. Wer die Klischees kennt, wird es nicht schwer haben, zu erraten, welche Gruppe besser abschnitt.

...Es ist für mich einfach die andere Seite der Medaille eines zu aktiven Rassismus-Radars.
Akayi hat geschrieben:Das ist ein Privileg [@gedankenlose Unvoreingenommenheit].

Ein sehr schönes Privileg. Eins der wenigen Privilegien der Kindheit.
Akayi hat geschrieben:Wenn man sich als Weißer, Heterosexuelle (etc.) Diskiminierung einfach wegdenkt, dann verschwindet sie noch weniger. Ich kann z.B. einfach ignorieren dass es Frauen auf dem Arbeitsmarkt schwerer haben, oder ich kann mir überlegen was man dagegen tun kann.

...und falls Du vorher Unvoreingenommenheit besaßt, büßt Du diese dafür ein. Du kannst nicht aktiv Sexismus entgegenwirken ohne zum Sexisten zu werden.
Das ist für mich kein unerheblicher Verlust von Lebensqualität.
Vielleicht erinnerst Du Dich an dieses Posting von mir, mit dem kleinen Jungen und der vermeintlich gestohlenen Tüte Chips, wo ich plötzlich ein Problem bekam wegen der Hautfarbe. Da wusste ich, dass meine Unschuld weg war. Vielleicht hat mein Gegenüber das gemerkt und deshalb so reagiert. Und das meine ich.
Und doch, m.E. kannst du Diskriminierung aus deinem privaten Umfeld verbannen. Und je mehr Menschen das leben, desto weniger kann sie sich verbreiten.
Akayi hat geschrieben:Was wäre denn der Vorteil davon komplett unreflektiert zu handeln? Den alltgälichen Rassismus und Sexismus (Homophobie) mitzudenken, wenn ich etwas tue, das ist (ein kleiner)Teil der Lösung. Alles andere ist doch nichts anderes als Ignoranz.

Komplett unreflektiert natürlich nicht. Aber vllt. mit ein bisschen weniger Angst vor Fettnäpfchen, denn damit wird die diskriminierte Gruppe ja wiederum exotischer und fremder und damit fällt das Einfühlen schwerer, Fehltritte werden wahrscheinlicher.
(So eine fremdartige Gruppe waren für mich lange Zeit Mädels, die sich sehr weiblich/schick kleideten, schminkten, benahmen - ich wusste gar nicht, wie ich mit ihnen reden sollte.)
Akayi hat geschrieben:Ganz persönlich muss ich übrigens sagen, dass man ganz entspannt über viele Themen reden kann ohne Menschen herbazuwürdigen. Einfach mal ausprobieren, dann merkt man schnell dass das gar nichts damit zu tun hat sich etwas zu verkneifen oder so :)

ich weiß.
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Beitrag von Curumo » 14. Mai 2014 18:48

Ein sehr schönes Privileg. Eins der wenigen Privilegien der Kindheit.
Ich versteh' ja was du meinst, hat aber tatsächlich weniger mit "Unschuld" zu tun oder damit zu tun ein Kind zu sein, als ein weisses Kind in einem Land mit "weisser Mehrheitsgesellschaft", dass davon dementsprechend wenig mitbekommt, weil es in der privilegierten Position ist von Beginn an(Da sind natürlich Abstufungen/Diskriminierungen, weisse Frauen/Sexismus oder eben Armut/Klassismus, aber man muss dass auch so sehen, ) . Ich hab ja z.B. mit meinen Klassenkameraden über soetwas geredet, an der Schule ("sozialer Schwacher" Stadtteil) waren recht viele Menschen mit Migrationshintergrund und zu deren Lebensrealität gehörte eben, dass diese vermeintliche Unschuld nicht gegeben war, die haben schon früh ihre Erfarung mit Rassismus gemacht, dass hat mich damals sehr zum Nachdenken gebracht; es wird einem dann bewusst, wie sehr Weisssein einen tatsächlich privilegiert und wie es gleichzeitig unbewusst geschieht(für den Privilegierten).
Du kannst nicht aktiv Sexismus entgegenwirken ohne zum Sexisten zu werden.
Das ist für mich kein unerheblicher Verlust von Lebensqualität.
Nur weil einem die eigenen internalisierten Sexismen, durch das Aufwachsen in einer sexistischen Kultur, nicht bewusst sind/waren, heißt es nicht, dass die vorher nicht da waren. Sich die bewusst zu machen, heißt ja nicht dann erst "aktiv" zum Sexisten zu werden und vorher war da nichts, sondern gerade dem entgegen wirken zu können. Sexismus heißt nicht nur offen frauenfeindliche Äusserungen zu tätigen oder generell homophob zu sein, sondern es sind gerade die subtilen, unbewusst-unreflektierten(und vermeintlich unschuldigen) Annahmen über die jeweilige Gruppe, die diese Gruppenformation letztendlich aktiv generieren und im Alltag eine strukturelle und allgemeine Wirkmächtigeit haben...
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Beitrag von .u. » 14. Mai 2014 19:06

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Beitrag von Curumo » 14. Mai 2014 19:17

Diskriminierung war allgegenwärtig, auch etwas, wogegen ich Freunde in Schutz nahm, aber nichts, in das ich mich hineinversetzte oder verstand. Im Gegenteil erscheinen mir die ausgedehnten -ismus Debatten eher von besonders Behüteten geführt zu werden.
Und dann war deine Unschuld "erst" jetzt(also bei dem Chips-Vorfall) weg? Das erscheint mir mehr wie "Aus den Augen, aus dem Sinn", also mit dem Ziel die eigene Unschuld zu erhalten/zu verlängern, auch im Hinblick darauf, Diskriminierung aus dem privaten Umfeld "zu verbannen" oder der Angst vor/dem Augenmerk auf Fettnäpfchen(dieses Wort hat in diesem Kontext etwas Entschuldigendes. Für die Betroffenen ist es meist aber keiner Lappalie sondern ein weiter Fall von Alltagsrassismus oder Sexismus gegen sie)....
Im Gegenteil erscheinen mir die ausgedehnten -ismus Debatten eher von besonders Behüteten geführt zu werden.
Das scheint plausibel, vor allem mit dem Augenmerk die Defintionsmacht nicht zu verlieren als Privilegierter oder eben auch das Bewusstsein/Schuldgefühl durch (übertriebenen) Einsatz reduzieren zu können.
Zuletzt geändert von Curumo am 14. Mai 2014 19:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von .u. » 14. Mai 2014 19:23

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Beitrag von Curumo » 14. Mai 2014 20:02

Das Problem ist nur, dass Du weißt, dass ich Dich ignorieren möchte
Was du (offensichtlich) nicht tust. :?:
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Beitrag von .u. » 14. Mai 2014 20:12

bitteschön.
(angesichts deiner fiesen hinterlistigkeit hat das so seine tücken.)
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Beitrag von Kim Sun Woo » 14. Mai 2014 20:48

wozu gibts die ignore list? (so handhabe ich das bei denjenigen, deren Beiträge ich nicht unbedingt lesen möchte).


zu der Diskussion:
unkraut hat geschrieben:Auf keinen Fall. Dafür wollte ich nicht sprechen. Ein Wort wie das oben genannte "N...." ist per se rassistisch. Eine völlig naive Person, die keinen Rassismus kennt, würde niemals ein solches Wort gebrauchen.
das habe ich wie anderswo hier im Forum geschreiben bereits anders erlebt:
Kim Sun Woo hat geschrieben:[...]wie bspw. die Eltern einer Freundin [...] die hinsichtlich eines schwarzen Freundes von ihr auch immer von "Neger" sprachen (was ich anfangs total befremdlich fand), die ihn aber total gern mochten und bei denen das Wort in keinster Weise als beleidigend gemeint war (er hat das übrigens genau aus dem Grund auch in keinster Weise als beleidigend empfunden).
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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Beitrag von Curumo » 14. Mai 2014 20:58

unkraut hat geschrieben:bitteschön.
(angesichts deiner fiesen hinterlistigkeit hat das so seine tücken.)
Wie ist das gemeint? Ich hatte lediglich in die Diskussion(die von dir und Akayi eingeleitet worden war und die ich recht interessant finde), einsteigen wollen, was ich auch tat; du hast geantwortet und daher dachte ich das geht okay. Warum jetzt diese Vorwürfe/Angriffe auf so persönlicher Ebene? :?
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Beitrag von .u. » 14. Mai 2014 21:05

Kim Sun Woo hat geschrieben:wozu gibts die ignore list? (so handhabe ich das bei denjenigen, deren Beiträge ich nicht unbedingt lesen möchte).
Siehe Nadigrün Menstruationsthread.
+ Du weißt nicht, was er für ein Mensch ist.
Kim Sun Woo hat geschrieben:[...]wie bspw. die Eltern einer Freundin [...] die hinsichtlich eines schwarzen Freundes von ihr auch immer von "Neger" sprachen (was ich anfangs total befremdlich fand), die ihn aber total gern mochten und bei denen das Wort in keinster Weise als beleidigend gemeint war (er hat das übrigens genau aus dem Grund auch in keinster Weise als beleidigend empfunden).

Dann waren sie sich wohl in ihrem Rassismus einig.
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