Das Leben im Jetzt von Eckhart Tolle

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Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 19. Nov 2019 08:34

Das ist genau das, was ich meine. Jeder interpretiert da was anderes rein. Tolle sagt andere Dinge als Kornfield. Ich habe eine Zeit Christian Meyer verfolgt, ein Psychologe aus Berlin, der erwacht sein will. Klingt alles sehr beeindruckend, aber je mehr ich von ihm höre, wie bei Tolle, umso widersprüchlicher werden die Aussagen. Zum Beispiel er habe keine Angst mehr.
Ich würde gerne mal wissen, wenn er oder Tolle Geiseln wären und hätten eine Knarre am Kopf, ob sie Angst hätten oder sich dem Moment vollkommen hingeben :kk:

Manchmal denke ich, dass das alles eine riesen Verarschung isst, denn mit Büchern kann man Millionen verdienen, Tolle ist bestimmt Multimillionär.

Tolle:"Wenn du nichts unternehmen kannst, zum Beispiel weil du im Gefängnis bist, dann hast du die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: Widerstand oder Hingabe. Gefangenschaft oder innere Freiheit von äußeren Umständen. Leiden oder innerer Frieden."
Klingt für mich irgendwie nicht kongruent. Wenn du nicht verändern kannst, nimm es hin.

vegabunt
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Beitrag von vegabunt » 20. Nov 2019 10:33

@Sphinker
Als erstes bitte entschuldige meine vielen Worte, es ist mir nicht möglich, dies alles noch kürzer zu fassen. Trotzdem ist es nur ein Erklärungsversuch und sicher keine allumfassende Antwort auf deine Fragen. ;)


Im Spirituellen streng Wort für Wort verstehen zu wollen, führt unweigerlich zu Verwirrung, sinngemässes Verstehen hingegen öffnet den geistigen Horizont. Du scheinst das vielleicht etwas zu verkopft anzugehen, nebenbei scheint dir noch (unbewusst) der Neid in die Quere zu kommen.. ;-)
Das Ausdenken von eher unwahrscheinlichen Extremsituationen und das Spekulieren, wie sich ein anderer darin verhalten würde, führt auch nicht zum besseren Verstehen.

Viel wichtiger sind (in dem Zusammenhang) deine Ängste und woher sie kommen. Das kann durch ruhiges, tiefgreifendes Nachdenken herausgefunden werden; braucht bei den meisten einiges an Übung, um eine absolut selbstehrliche Reflexion zu erreichen. Gedankenkontrolle und allgemein bewusstes Wahrnehmen, was einem bewegt und welche Bilder es auslöst, gehören zum Prozess der Selbstveredelung dazu. Sollten die Ängste aber übergross sein, rate ich eher dazu psychologische Spezialisten aufzusuchen, um das herauszuarbeiten, zB. mit Fachleuten die in der Traumatherapie & -forschung zuhause sind.

Beim Thema Widerstand (gemeint ist die eigene Einstellung zu unserer Mitwelt und Mitmenschen) ist es jedoch klar, das dies kaum je was Gutes bringt, denn man blockiert sich selber und hindert sich am weiterkommen. Hingegen das vorsichtige Prüfen, was einem von Nutzen sein kann, öffnet die Blockade und die Energie kann frei(er) fliessen.



Das Vergleichen verschiedener "Künder" ist insofern schwierig und nur selten möglich, da wir in unseren Sprachen keine stimmigen Ausdrücke für unsere inneren Welten kennen, besonders wenn es weiter geht als die Alltags- & für unseren Verstand gerade noch fassbare Tiefenpsychologie. Gerade im Spirituellen können sich die Erkenntnisse stark unterscheiden, lange nicht jeder schöpft aus dem "All-einen" oder wie man "es" auch immer nennen mag, sondern fischt womöglich nur im Trüben seines Unterbewusstseins.

Es ist ähnlich wie bei den Malern und ihren Bildern. Manche berühren uns augenblicklich, ohne dass wir vielleicht wissen warum. Und bei anderen Malern haben wir den Eindruck, dass sie uns nicht erreichen, weil wir ihre Technik nicht verstehen oder den Ausdruck der Bilder nicht mögen. Genau dieser Stil scheint jedoch anderen sehr zu gefallen oder wir verstehen ihn erst später.

Es ist also einerseits sehr individuell, andererseits gilt es für einen selber die Spreu vom Weizen zu trennen. Das ist in unserer Welt voller Täuschungen, Arglist und Abzokke nicht immer einfach, besonders wenn das eigene Fühlen noch nicht so weit entwickelt ist.
Allgemein nehme ich Abstand von allen, die sich selbst erhöhen oder erhöhen lassen und sich als was besonderes sehen/ darstellen, vllt sogar sagen "sie seien von Gott geschickt", "Gottes Werkzeug" oder sonst so ein Unfug. :ugh:

Ich muss dir daher recht geben, (auch!) in diesem Bereich gibt es viele Scharlatane, die die Gutgläubigkeit schamlos ausnutzen. Zudem ist das öffentliche Auftreten vor Leuten nicht ungefährlich, was das eigene Ego anbelangt. Nicht selten gewöhnt man sich an die Bewunderungsenergien und wird mit der Zeit gerne erhöht und verwöhnt... worunter dann die spirituelle Botschaft stark leidet.
Was jedoch sensible und geistig-spirituell reife Menschen sehr schnell spüren und daher vermeiden.

Ebenso vermeide ich Quellen, die nur das Fühlen propagieren. Meiner Erfahrung nach führt das in die Irre, es braucht unbedingt die Verbindung zwischen Verstand und Fühlen. Und Tolle war für mich vor ungefähr 10 Jahren ein guter Wiedereinstieg und Vertiefung, ich hatte ein sehr gutes Gefühl dabei und konnte vieles selber nachvollziehen.



Abschliessend ist zu sagen, es ist sicher kein Weg für Menschen mit dem starken Bedürfnis, alles bis ins letzte mit dem Verstand erklären zu können, im Gegenteil, man muss sich auf das eigene, ruhige Fühlen einlassen, was in unserer Gesellschaft meist verdrängt und allgemein (noch) geringschätzt wird und daher schwieriger zu erreichen ist.

Solltest du merken, dass du nicht davon abkannst und für dich das besonnene Fühlen keine grosse Bedeutung hat, dann rate ich dir das Thema noch etwas liegen zu lassen, bis du von innen her soweit bist, deinen weiteren Weg zu entdecken. Der Berg ist für alle derselbe, aber der Weg hinauf kann mitunter sehr unterschiedlich sein. ;-)

Und vllt. ist der Einstieg für dich mit der Quantentheorie einfacher oder ZEN entspricht dir mehr?

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 20. Nov 2019 10:58

ZEN ist mir zu herzlos.
Ich bin aktuell am Körper. Auflösen von Blockaden und Verspannungen, irgendwie habe ich mir da gerade meine eigene Meditationsform erfunden.

vegabunt
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Beitrag von vegabunt » 20. Nov 2019 12:21

Sphinkter hat geschrieben:
20. Nov 2019 10:58
irgendwie habe ich mir da gerade meine eigene Meditationsform erfunden.
Finde ich das beste!
Sich andernorts inspirieren lassen, dann den eigenen Weg gehen . :up:

vegabunt
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Beitrag von vegabunt » 21. Nov 2019 09:23

PS: Vielleicht kennst du schon Krishnamurti?
Ist ebenfalls ein sehr guter und weiser Lehrer gewesen, wo das meiste zwischen den Zeilen steckt und zum eigenen Entdecken einlädt. :)
Über den Lärm der Worte hinaus

Zuhören ist eine Kunst, die einem nicht einfach zufällt. In ihr finden sich Schönheit und
tiefes Verstehen. Wir hören mit den unterschiedlichen geistigen Tiefen unseres Seins zu, aber
unser Zuhören ist immer mit einer Vorstellung oder einem bestimmten Standpunkt
verknüpft. Wir hören nicht einfach zu, immer tritt die Barriere unserer eigenen Gedanken,
Schlussfolgerungen, Vorurteile dazwischen ... Zuhören können setzt innere Stille voraus, ein
Freisein von der Anstrengung, sich etwas anzueignen – entspannte Aufmerksamkeit. Dieser
wache und doch passive Zustand vermag das zu hören, was über die Worte hinausgeht.
Worte verwirren, sie sind nur die äußeren Kommunikationsmittel. Um aber über das
Geräusch der Worte hinaus Zwiesprache zu halten, müssen wir beim Zuhören ganz wach
und doch passiv sein. Ein Mensch, der liebt, hört vielleicht zu, aber es ist extrem schwer,
einen echten Zuhörer zu finden. Die meisten von uns sind auf Ergebnisse aus, wollen Ziele
erreichen; wir wollen ständig die Oberhand gewinnen und uns durchsetzen. Auf diese Art ist
echtes Zuhören nicht möglich. Nur wenn man zuhört, vernimmt man das Lied der Worte.

Jiddu Krishnamurti, Das Buch des Lebens

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Beitrag von Sphinkter » 24. Nov 2019 10:24

Als alter Star Wars Fan, hier noch eine geniale Meditationsform von Daniel Siegel.

https://yodameditation.blogspot.com/201 ... n.html?m=1

"Er entwickelte ein Achtsamkeitstraining das er nach dem Jedi-Meister des Alten Jedi-Ordens und führendes Mitglied im Hohen Rat der Jedi benannt hat. YODA. Das Akronyme steht für You Observe and Decouple Automaticity.
Ins Deutsche übersetzt bedeutet es: Du beobachtest und entkoppelst Automatismen. Die Aufmerksamkeitslenkung läuft oftmals automatisch. Durch Achtsamkeit wird dies deautomatisiert."

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Beitrag von human vegetable » 24. Nov 2019 10:44

Sphinkter, zu deiner Akzeptanz-Frage:

Der Dalai Lama ist nicht unumstritten und deshalb nicht uneingeschränkt als Vorbild geeignet. Ich beziehe mich jetzt trotzdem mal auf ihn: Eine seiner Lebensaufgaben ist die Befreiung Tibets, und mit dem jetzigen Zustand kann er sich folglich nicht zufrieden geben. Dennoch macht er bei sämtlichen Presseauftritten einen freundlichen und gelösten Eindruck. Soll heißen: Er scheint akzeptiert zu haben, dass Tibet jetzt gerade von China besetzt ist - woraus aber nicht zwangsläufig folgt, dass das für alle Zeiten so bleiben muss.

Allgemein: Man kann den status quo als jetzt gerade gültig akzeptieren - daraus folgt aber nicht, dass dieser bis zum letzten Tag auch so bleiben muss (oder gar soll). Im Gegenteil, die buddhistische Weltsicht betont ja gerade, dass alle Dinge zeitlich begrenzt sind und starken Veränderungen unterliegen. In diesem Sinne kann man immer nur das "jetzt" akzeptieren, und nicht zukünftige Dinge, die ja noch gar nicht eingetreten sind (und es vielleicht/vermutlich auch nie werden).

Du fragst: Wie kann ich denn einen Missstand akzeptieren, und mich gleichzeitig für dessen Abschaffung einsetzen? Das ist doch widersprüchlich!

Man könnte dagegenhalten: Wenn du den Missstand tatsächlich abschaffen willst, dann musst du ihn zuerst einmal wirklich akzeptieren, d. h. seine Gegenwart im Hier und Jetzt bedingungslos und vollständig anerkennen. Denn sonst bist du in einem Stadium der Verleugnung und Ablehnung gefangen, wo du die Realität innerlich zu verdrängen suchst, anstatt sie wirklich wahrzunehmen und ganzheitlich kognitiv-emotional zu verstehen. Und nur, wenn du das tust, kannst du die geeigneten Mittel zu ihrer Veränderung finden.

Zu deinem vorigen Post: Die YODA-Meditation hört sich interessant an. Gibt's dazu Quellen mit genaueren Infos? In deinem blog-post ist soweit ich sehe kein link zum Erfinder.
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson

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Beitrag von Sphinkter » 24. Nov 2019 11:58

Leider nein, YODA ist eher eine Spielerei von Siegel, seine Konzepte Menschen näher zu bringen. Habe leider auch nicht mehr gefunden. Etwas in seinem Buch

https://books.google.de/books?id=R54OId ... da&f=false

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Beitrag von Sphinkter » 24. Nov 2019 12:00

Dann ist die Akzeptanz aber eher trival für mich. Dass das Elend in der Tierhaltung besteht ist Akzeptiert. Ich sitze jetzt nicht da und sag, der Mensch dürfte das nicht...wenn es ein Gott gäbe...etc.
Ich kann nur die unfassbare Ignoranz nicht verstehen oder ertragen, aber muss es wohl Akzeptieren.

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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 24. Nov 2019 13:04

Hm, vielleicht musst du kleinere Brötchen backen und als ersten Schritt deine innere Aufwühlung akzeptieren.

Als nächstes könntest du dich dann fragen, was genau dich so aufbringt: Ist es wirklich nur der Gedanke an das Tierleid, oder auch die Entrüstung über die Herzlosigkeit deiner Mitmenschen, denen die Konsequenzen ihres Handelns am A... vorbeigehen? Gibt es vielleicht noch andere Aspekte, die den Kessel bei dir zum Überlaufen bringen?

Schließlich könntest du dann versuchen, jeden von dir gefundenen Aspekt einzeln zu betrachten. Mitgefühl mit den Tieren ist sicherlich angebracht und kann Triebfeder für Veränderungen sein. Verachtung für die Täter mag nachvollziehbar sein, ist aber schon weit weniger konstruktiv - weder für deine eigene Psychohygiene, noch um Kommunikationsprozesse produktiv zu gestalten.

Was würde sich ändern, wenn du das Mitgefühl halten könntest, aber die Verachtung losließest? Wärst du dann weniger überzeugt vom Veganismus? Würdest du in irgendeiner Weise direkt oder indirekt zu mehr Tierleid beitragen?

Du siehst, wo das hinführt...
Zuletzt geändert von human vegetable am 24. Nov 2019 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
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