Torture Porn

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illith
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Torture Porn

Beitrag von illith » 22. Sep 2015 04:51

(nicht zu verwechseln mit gewalttätigem pornographischen material, nur zur begriffsklärung - siehe hier )

es ist so eine halbrhetorische frage, aber kann mir jemand erklären, was das soll? und wie es eigentlich sein kann, dass das mittlerweile ein 08/15 mainstream-genre ist?
ich interessier mich ja allgemein immer so für popkulturellen kram, deswegen les ich öfter auf wiki oder anderswo die plots oder check die google-imagesuche, wenn ich auf blogs oder in den kommentarspalten davon lese.
ich verfolg dieses thema schon länger, aber es lässt mich irgendwie mit einer mischung aus "hä?", wut und verachtung zurück.
gerade las ich zb diese filmbeschreibung (triggerwarnung sex. gewalt): https://en.wikipedia.org/wiki/Megan_Is_Missing nachdem unter diesem artikel: http://io9.com/which-final-scene-in-a-m ... 1731735602 jemand ein eindrückliches bild aus dem film gepostet hatte.
ein film muss ja nicht immer eine tiefgreifende moralische botschaft haben oder ein happy end - aber was ist denn die intention von sowas?? man muss hier ja bedenken, dass da nicht irgendeine person bei sich im keller sich eine düstere geschichte ausgedacht und die dann mal aufgeschrieben hat - das ist ein film, der finanziert und produziert und vermarktet wurde. das heißt ja, da steckt einiges an geld drin und viele personen haben gemeinsam daran gearbeitet, dass der am ende im kino oder auf blueray oder wo auch immer erscheinen kann.
ich persönlich kann schon folterszenen an sich überhaupt nicht ertragen. wenn folterszenen unbeschwert als entertainment-event zelebriert werden, potenziert der effekt sich noch. nicht immer, aber oft kommt ja auch noch ein sexualisierter aspekt hinzu, wenn frauen involviert sind - noch schlimmer. aber in dem o.g. film scheint dem ganzen nochmal das sahnehäubchen aufgesetzt worden zu sein, indem körperliche und psychsiche und sexualisierter folter an 14(!)jährigen opfern verübt wird. (weswegen er laut wiki in neuseeland gebant wurde - oh wow! in neuseeland!)

das einzige, was ich mir da irgendwie vorstellen kann ist, dass es so eine eigendynamik entwickelt hat - es gibt ja mittlerweile derart viele filme aus dem genre (etliche high-profile), dass die macherInnen sich krampfhaft überlegen müssen, wie sie die vorangegangenen filme auf irgendeine art noch übertrumpfen können. auch weil ja die zuschauerschaft immer weiter abstumpft.
ein blogkommentator fasste das mal wie ich finde sehr trefflich zusammen. da ging es um eine auflistung der schlimmsten filme überhaupt und a serbian film war da ziemlich weit vorne. er meinte (sinngemäß), der film käme ihm vor, als ob ein 13jähriger versucht hätte, alles ekligste, was er sich irgendwie ausdenken kann, in anderthalb stunden zu quetschen. ich muss auch oft an calvin[ & hobbes]s spiel "ausekeln" denken, in dem zusammenhang.

nunja. ich musste das jetzt mal ansprechen^^
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Rena
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Beitrag von Rena » 22. Sep 2015 06:04

Also,ich hab in meiner Jungend ja auch versucht die krassensten und verbotendsten Filme zu gucken. Und alleine deswegen schon so nen Scheiss,wie einige asiatische Filme,die es nur aus dem Ausland gab,oder von diesem deutschen Typen,hach wie heisst der noch? Mit echt billigen,mülligen Sex-Splatterfilmen,die total scheisse sind,aber trotzdem teuer ,weil verboten. Ich schätze,das ist oft der Hauptgrund,warum sich so ein Müll überhaupt verkauft(hat). In den Filmen geht es auch echt ums aufgeilen,denke ich.
Heute seh ich sowas auch gar nicht mehr .

Extrem krass und auch irgendwie gut fand ich so nen französischen Film,der um ne Vergewaltigung (inkl extrem anstrengender,krasser und brutaler vergewaltigungsszene) geht und die Rache dafür. Der läuft Szenenweise rückwärts und ist irgendwie verstörend. "Irreversibel".

Früher gab es das ja auch schon "I spit on Your Grave" und in der aktuelleren Zeit habe ich das gefühl,dass es mit "the Hills have Eyes" so losging. Die Vergewaltigungsszene dort hatte mich krass überrascht,in so nem Film und ich glaube,da wurde versucht nen echt brutalen Film zu schaffen.

Aber generell denke ich,dass sich tatsächlich viele daran aufgeilen und das ist ziemlich eklig.
Wer garniert ist zu doof zum anrichten.

M&L
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Beitrag von M&L » 22. Sep 2015 08:05

Ill, eine Diskussion zu dem Thema wird wohl nicht oberflächlich gehalten werden können. Ich empfehle eine Triggerwarnung in den Titel zu schreiben.

Das ist ja kein neuer Trend. "Die 120 Tage von Sodom" wurden im späten 18. Jahrhundert geschrieben und Sade nicht das Papier ausgegangen wäre, dass wäre das Werk wohl noch abartiger geworden.
Durch die modernere Technik ist es inzwischen eben möglich Folter relativ realistisch in Filmen darzustellen, also werden solche Filme immer populärer.

Triggerwarnung:
► Text zeigen
Das ist keine neue Entwicklung, sondern wird erst durch die große Vernetzung der Welt bekannt.

Wir sind lediglich so behütet und anscheinend auch zivilisiert aufgewachsen, dass das für uns schon immer ein Tabuthema war. Jetzt, wo wir davon erfahren, wird bei einigen genau dieses Verlangen geweckt.
¯\_(ツ)_/¯

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 22. Sep 2015 10:15

illith hat geschrieben: ein film muss ja nicht immer eine tiefgreifende moralische botschaft haben oder ein happy end - aber was ist denn die intention von sowas??
ich hoffe fast, daß dieser Film gar keine Intention außer "Schockwirkung" hat. denn ansonsten wäre das im Grunde noch bescheuerter. habe bei google auf der ersten Seite einen blog Eintrag gefunden, der meine Befürchtung in diesem Zusammenhang auf den Punkt bringt (thehorrorclub blog, setze hier absichtlich keinen link).
First and foremost, the message of this movie is an excellent one, and it's one that needs to be heard; 14-year-old girls are stupid. That's not really the message of the movie, but it is true, and the movie kinda proves it. So I guess it is the message of the movie. Kinda.
They don't think, they attract the wrong attention, and they end up in trouble. That is the point of this movie.
Megan is Missing gets an "A" grade based on it's impact and message alone. As a film, it really deserves to be in the "C" range, but the fact that it works so well can't be brushed aside or downplayed. I'd like to say that all teenagers should be made to watch this movie as a warning, but I don't know; this movie may be too cruel and intense to subject a kid to, not to mention that it's disturbingly graphic in it's tone and content. Nope, changed my mind... make your kids watch this. They may be messed up for a while afterwards, but if it keeps them safe and alive, it's worth it.

der Schreiber ist allerdings auch bereits grundsätzlich ein Ar***loch:
I am NOT preaching here. The only thing better than a naked girl is a dumb one with no self-esteem. Daddy Issues are the best. And before someone reads this and thinks "What a jerk!," try having a penis sometimes ladies, it's no picnic. It fills us with shame and lust, and we do tend to objectify the pretty things that are thrown in our face, especially when it's done so casually.
ja, f**k dich, du Hohlkopf.



illith hat geschrieben:man muss hier ja bedenken, dass da nicht irgendeine person bei sich im keller sich eine düstere geschichte ausgedacht und die dann mal aufgeschrieben hat - das ist ein film, der finanziert und produziert und vermarktet wurde. das heißt ja, da steckt einiges an geld drin und viele personen haben gemeinsam daran gearbeitet, dass der am ende im kino oder auf blueray oder wo auch immer erscheinen kann.
das Budget für plus verwandte Genres ist meist vergleichsweise gering. im Gegensatz dazu hat es aber recht viele fans, die viel "loyaler" sind als bei anderen Richtungen. deshalb ist in der Liste der profitabelsten Filme (also im Vergleich Budget zu Ertrag) ein großer Teil an horror dabei. ökonomisch ist das leider relativ sinnvoll.



persönliche Meinung zu "torture porn": fürchterliches Genre.

vielleicht (?) war das aber auch nur abzusehen.* horror - zumindest eine Vielzahl der obligatorischen Filme - lebt ja klassischer Weise davon, daß es in gewisser Weise "befreiend" ist: es ist gibt das Grauen, das Böse usw. - aber am Ende wird Michael Myers "besiegt", Freddy "überlistet" oder Chucky (vermeintlich) "getötet" .... der Triumph über die Gefahr ist bzw. war in diesem Kontext Teil der Erfahrung. am Ende ist vielleicht nicht "alles gut" (z.b. gestorbene Freunde o.ä.) aber zumindest ist die Bedrohung abgewendet. es ist im weitesten Sinne wie die Achterbahnfahrt - man steht vielleicht Todesängste durch, aber am Ende gibt es eine mehr oder weniger positive Auflösung.



@Rena
"I Spit On Your Grave" würde ich persönlich übrigens in eine andere Schublade packen - Spoiler: in der Geschichte sind einerseits die gut/böse Rollen moralisch klar entlang Täter/Opfer verteilt und andererseits werden die Täter als Konsequenz, eben Rache, auf die erlittene Vergewaltigung dargestellt - die Schublade dafür ist, and I'm not making this up - ""Rape and revenge films"".



* denn in gewisser Weise kann ich mir vorstellen, daß Filme wie "Megan is missing" (denn ich nicht gesehen habe und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch nie sehen werde) die "Weiterentwicklung" davon sind, daß in horror Filmen (allen voran wahrscheinlich den erwähnten slasher Filmen) die Täter die Protagonisten wurden und die Opfer nur Nebenfiguren. im Grunde ist der Hauptcharakter der- oder diejenige in der Machtposition, die dann aber nicht mehr aufgelöst wird (in dem Kontext unterscheidet sich ein solcher Film dann auch trotzdem noch stark von einem Film wie "Hostel", welcher ebenfalls das klassische Narrativ von "unser Protagonist - sozusagen: "der Gute" - überlebt am Ende).

die kurzen "Interpretationsmöglichkeiten" auf der dazugehörigen wiki Seite (https://de.wikipedia.org/wiki/Torture_P ... retationen) finde ich schon irgendwie plausibel:
"Als potentielle Opfer fürchten wir Serienkiller, aber dennoch wollen wir uns mit ihrer Macht identifizieren."
"Man durchlebt für eine begrenzte Zeitspanne in der Identifikation mit dem Opfer Angst und kann sich mit Hilfe der Figurenidentifikation von eigenen latenten Angstgefühlen befreien. […] Außerdem kann man nicht nur mit Angstlust die Rolle des Opfers ausleben, man kann sich ebenso mit dem Täter, dem Monster, der dunklen Seite identifizieren. […] In diesem Fall besteht der kathartische Effekt in einer Reinigung von Aggressionen."
(wobei ich persönlich auch da nochmal unterscheiden würde, wie die Situation im Film aufgelöst wird)
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Beitrag von Kim Sun Woo » 22. Sep 2015 10:19

noch ein Nachtrag, ebenfalls aus dem wiki Artikel:
Eine Untersuchung aus dem Jahr 2009 kam jedoch zu dem Ergebnis, dass die Torture-Porn-Filme als kommerzielle Erfolge langfristig noch hinter den einschlägigen älteren Subgenres des Horrorfilms rangierten.
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Beitrag von Kim Sun Woo » 19. Aug 2020 20:08

ontopic: die "Saw" Reihe ist ja offenbar (?) noch absurder als ich dachte. hatte Ausschnitte von "Jigsaw" gesehen und daraufhin (erstmalig) mal in wiki zu den Filmen bzw. deren Inhalt gelesen.

die scheinen in der Hinsicht noch haarsträubender, als ich annahm, da es sich so gelesen hat, als würden sich die Filme insbesondere im Laufe der Fortsetzungen nicht einmal mehr den Anstrich geben wollen, daß der Mörder der "Böse" ist (und die brutalen Morde nur die "Konsequenz" aus negativem Verhalten).
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Beitrag von Obilan » 20. Aug 2020 14:59

Ja, der erste war Super aber danach wird's immer bekloppter.
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Beitrag von illith » 20. Aug 2020 23:17

buäh. den eingangs erwähnten Film hatte ich ja komplett verdrängt. >.<
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