16 jährige Tochter will nicht mehr Vegan leben

Schwangerschaft, Kinder & Familienleben
frifrafro
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16 jährige Tochter will nicht mehr Vegan leben

Beitrag von frifrafro » 19. Jul 2017 15:31

Hallo zusammen,
ich habe zur Zeit echte Probleme mit meiner 16 jährigen Tochter. Sie möchte sich ab sofort nicht mehr vegan ernähren und wenn ich das nicht gestatte wird sie zu ihren Großeltern ziehen.
Ich habe zwei Töchter (18, 16). Wir leben seit 10 Jahren vegan, davor habe ich bereits weitestgehend vegan gelebt meine Töchter aber die ersten Jahre mit Fleisch und Milchprodukten zusätzlich ernährt, da ich auch damals nur wenige Informationen zur veganen Ernährung von Kleinkindern gefunden habe. Ich habe dann vor 10 Jahren meinen Kindern erklärt dass ich den Tieren zu liebe keine tierischen Produkte mehr essen möchte und habe mit ihnen gemeinsam die Entscheidung getroffen von nun an Vegan zu leben.
Meine ältere ist absolut überzeugte Veganerin aber meine jüngst konnte sich nie ganz damit abfinden. Besonders bei besuchen bei ihren Großeltern hat sie immer wieder Milch getrunken, ne Scheibe Wurst gegessen...
Es hat mich immer wahnsinnig geärgert und es hat oft zu Streit mit ihrer älteren Schwester geführt.

Gestern hat meine Tochter das Wohnzimmer betreten, im Arm ne Flasche Buttermilch, zwei Eier, Honig und ne Packung Ziegenfrischkäse.
Sie erklärte, dass sie ab sofort nicht mehr Vegan leben wolle und diese Nahrungsmittel jetzt in unseren Kühlschrank stellen werde und ich damit zu leben hätte. Zudem würde sie ein Mal die Woche zu ihren Großeltern zum Essen gehen und dort Fleisch essen.
In Zukunft soll ich ihr einen Teil des Kindesunterhalt aushändigen damit sie damit tierische Produkte kaufen kann.
Zudem hätte sie im Internet Lederschuhe gekauft und die würde sie ab sofort tragen ob es mir passt oder nicht.

Sollte ich oder ihre Schwester ihren Wunsch nicht respektieren würde sie ihre Koffer packen und zu ihren Großeltern ziehen. Ihr Vater (wir sind geschieden) wäre damit einverstanden.

Ich weiß echt nicht mehr was ich tun soll. Ich habe 10 Jahre lang versucht ein gutes Vorbild zu sein. Habe meine Töchter mit Informationsmaterial versorgt, ihnen Dokumentationen von Massentierhaltung und Tierqualen gezeigt, sie mitgenommen auf Demonstrationen. Ich dachte wirklich ich hätte bei meinen Töchtern etwas erreicht. Ich weiß echt nicht was ich falsch gemacht habe und wie ich sie noch erreichen kann. Ich hoffe es ist nur eine Pubertätslaune wobei ich in den letzten Wochen das Gefühl hatte das die Pubertät bei ihr schon am abklingen ist.

Heute Morgen hat sie sich am Frühstückstisch ein Brot mit Ziegenfrischkäse und Honig geschmiert. Meine andere Tochter musste vom Tisch aufstehen und den Raum verlassen. Für sie ist die Situation nicht zu ertragen.

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illith
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Beitrag von illith » 19. Jul 2017 15:55

zuvorderst:
ich bin echt froh, dass ich mich mit solchen Problemen nur theoretisch befassen muss :drop1: so innerfamiliäre geschichten sind ja einfach megakomplex und potentiell -heikel.
aus dem Bauch heraus, wie ich es glaube ich (in der Theorie) machen würde:
der Tochter klarmachen, dass du selber keine Tierprodukte kaufen und zubereiten wirst, wenn sie es aber tun will, sie es machen kann.
beim Unterhaltsgeld würde ich realistische anteilige Sätze errechnen - sie wird ja vermutlich nicht komplett auf Selbstversorgung umsteigen wollen, sondern teilweise noch aus dem 'Familienkühlschrank' essen.
(Beispiel aus der Stationären Jugendhilfe: bei uns sind es pro Tag 3.25€ für Kaltverpflegung, sprich, alles außer Mittagessen und 3.25€ für die Warmverpflegung)
deine andere Tochter wird sich, fürchte ich, arrangieren müssen oder ihr findet da noch eine extra Regelung.

was du da schreibst, klingt für mich nämlich sehr nach Teenage Rebellion - da wirst du mit gutem Zureden nicht weit kommen und mit totalem Gegenhalten alles nur eskalieren. aber natürlich sind Grenzen und sowas auch wichtig, deswegen nicht komplett Wunschkonzert-Modus, sondern eben nachvollziehbare, plausible Regelungen.
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Beitrag von frifrafro » 19. Jul 2017 16:07

Ich habe sie gefragt welchen Betrag sie sich vorstellt, sie meinte für ihr Essen hält sie 10 Euro pro Woche für notwendig, also 40 Euro pro Monat. Wegen Kleidung, Schuhe, Make Up müsse man im "Bedarfsfall" reden bzw sie würde das aus dem Taschengeld und einem Zuschuss der Großeltern bestreiten. Zudem hat meine Tochter sich wohl auch selbstständig um einen Nebenjob gekümmert. Ein Bekannter ihres Großvaters hat ein Autohaus. Er sucht jemand der Samstag Mittags für ca 3 Stunden den Ausstellungsraum und die Büros reinigt, Fenster putzt und mit der Kehrmaschine über den Hof geht. Das ließe sich meines Erachtens auch mit der Schule vereinbaren. Ehrlich gesagt hat mich das sehr überrascht. Für die Ferien hat sie sich schon im Frühjahr einen Job gesucht. Im August wird sie drei Wochen lang in einem Ausflugslokal in der Küche als Spülerin arbeiten.
Diese Anwandlungen der Vernunft sprechen für mich eher für ein langsames Ende der Pubertät.

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Beitrag von Akayi » 19. Jul 2017 16:08

Und auch Teenage-Rebellion kann reale Grundlagen haben. Vielleicht schmeckt ihr auch aktuell Euer Essen nicht mehr. So etwas vermischt sich ja unter Umständen mit einer allgmeinen Auflehnung gegen die Mutter oder ihre Positionen. Ich denke wie Ill das feste aber realistische Regeln das Beste sind. Sie scheint ja auch in der Familie Rückhalt zu haben.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Beitrag von illith » 19. Jul 2017 16:11

ach, das geht ja meist nicht so ganz linear vonstatten^^
vlt ists auch einfach sowas wie ein Abnabelungsprozess. (ich konnte mir jetzt ja nur anhand deines Posts einen Eindruck bilden) das jetzt klingt ja alles tatsächlich recht vernünftig. (nicht dass ich es vernünftig fände, Tierprodukte zu essen, klar ;) aber so das restliche Drumherum)
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Beitrag von frifrafro » 19. Jul 2017 16:19

Einem Abnabelungsprozess würde ich ja auch positiv gegenüber stehen denn ihre 18 jährige Schwester tut sich genau damit sehr schwer. Die ältere hat nämlich schon verlauten lassen dass sie nicht daran denkt zum studieren aus/wegzuziehen. Sie möchte bis mindesten 25 bei mir wohnen bleiben. Das macht mir Angst.

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Beitrag von illith » 19. Jul 2017 17:35

mit 18 hab ich das zwar nicht mehr gesagt, aber davor schon relativ lang^^
es gibt glaub ich einfach Menschen, die mögen/brauchen/wollen harte Brüche und andre wiederum weiche, prozessuale Übergänge. so wie ich zB.
bei mir war es entsprechend dann ein fließender Übergang von zu Hause zu meinem Freund. bei meinem kleinen Bruder zieht sich das Ganze noch viel extremer - der ist Anfang 30 mittlerweile und immer noch nicht ganz durch damit :D (steht jetzt aber kurz vor Abschluss^^)
zum Studieren bin ich btw auch lieber stundenlang mit dem Zug gependelt, als dorthin zu ziehen.
also würde ich mir da nicht unbedingt sooo Sorgen machen :)

falls du allerdigs hingegen deine Wohnräume in absehbarer Zeit für dich allein haben willst, ist die Lage nochmal ein bisschen eine andere - weil deine Bedürfnisse ja logischerweise auch wichtig sind.
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Beitrag von frifrafro » 19. Jul 2017 17:46

illith hat geschrieben:falls du allerdigs hingegen deine Wohnräume in absehbarer Zeit für dich allein haben willst, ist die Lage nochmal ein bisschen eine andere - weil deine Bedürfnisse ja logischerweise auch wichtig sind.
Sagen wir es mal so, ich liebe meine Töchter und ich habe sie gerne um mich. Dennoch freue mich wenn sie mal bei ihrem Vater, den Großeltern oder auf Klassenfahrt sind.
Mit 16 und 18 kann ich auch mal guten Gewissens ein Wochenende das Haus verlassen.
Erstmal muss ich die beiden durchs Abi bringen, dann werde ich aber wirklich reif für einen ganz langen Urlaub sein.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 19. Jul 2017 17:58

Diese Ansage fände ich von beiden Seiten aus betrachtet auch etwas heftig. Aber vielleicht fehlt ihr auch einfach gerade noch die Perspektive.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Beitrag von somebody » 19. Jul 2017 18:15

frifrafro, aus meiner Sicht als Nichtelternteil, daher möglicherweise nicht zweckdienliche Überlegung: Würde Wunsch der Tochter respektieren & mit ihr auf sachlicher Ebene zu kommunizieren, um versuchen ihre Beweggründe zu ermitteln. Beispielsweise: Nimmt sie an, als Veganerin etwas zu versäumen oder Nachteile zu haben? Wird sie von Menschen ihres familiären/verwandtschaftlichen Umfeldes und/oder ihres außerfamiliären Umfeldes gedrängt? Unter Umständen ergeben sich Chancen zur vorsichtigen sachlichen Gegenargumentation.
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