Tochter möchte vegan leben

Schwangerschaft, Kinder & Familienleben
Tonya
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Tochter möchte vegan leben

Beitrag von Tonya » 9. Nov 2014 00:15

Hallo,

meine Tochter (6 Jahre) möchte sich vegan ernähren. Sie ist schon seid einem halben Jahr Vegetarierin und möchte nun auf vegan umsteigen. Das Umsteigen auf vegetarisch war unproblematisch. Ihr Schulessen ist eh vegetarisch, abends und morgens gibs dann eben Käsebrot, Gemüsesticks und co. Am Wochenende achte ich darauf, dass ich das Fleisch entweder seperat mache, oder ihr eine Alternative anbiete.
Bislang habe ich es ihr nicht erlaubt, ich habe Sorge, dass sie nicht umfassend genug ernährt wird. Kann man eine 6-jährige so vegan ernähren das keine Mängel entstehen? Wie kann man das als nicht vegetarische Familie überhaupt umsetzen? Wie sieht es mit Ergänzungsmitteln aus? Was bräuchte sie? Ich habe nicht viel Zeit zu kochen, da ich quasi einen 14 Stunden Arbeitstag habe (bin dabei aber immer zu Haus), daher gibs unter der Woche auch abends nur kalte Küche, oder mal Pommes, nen Salat o.ä. Am WE koche ich, da mein Man frei hat und mich entlasten kann. Aber auch hier ist Zeit knapp, da ich am WE auch 'arbeite' (Landwirtschaft), zwar weniger Stunden, da ich einen Lehrling und eine Praktikantin habe, aber einige Stunden sind das schon.
Schulessen könnte ich vegan bestellen, man ist da eher "alternativ" an der Schule, da mache ich mir weniger Sorgen drum.

Ansonsten bin ich auch oft die Wochenenden beruflich unterwegs. Sie bleibt dann gern beim Papa, der kann aber gar nicht kochen, weswegen sie sich dann immer essen liefern lassen, oder bei Schwiegereltern einfallen. Vegan wäre da schwer umzusetzen. Schon vegetarisch war eine Riesendiskussion bei den Schwiegis....

Ich muss sagen, ich habe mich "mit sowas" noch nie beschäftigt. Und bin etwas überfordert.

Über Tipps, Meinungen und Erfahrungsberichte freu ich mich.

LG

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somebody
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Beitrag von somebody » 9. Nov 2014 00:39

Möglich ist das. :) Die Ernährung muss gut geplant und die Laborwerte müssen intensiver als bei erwachsenen Menschen überwacht werden.

Lesestoff für ersten Überblick:
http://www.peta.de/veggiekinder
http://achtungpflanzenfresser.wordpress ... ed-version
http://www.veganekinder.de
http://www.tofufamily.de
http://www.vegan-family.blogspot.de

Umfassendste Seite zur veganen Gesundheit:
http://www.veganhealth.org - Originalseite in englischer Sprache
http://www.christiankoeder.com/p/veganhealthorg.html - teilweise deutsche Übersetzung
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BodyBuilder
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Beitrag von BodyBuilder » 9. Nov 2014 04:44

Kurz:
Ja, das geht schon,
aber gerade bei Kindern in diesem Alter sollten die Regeln für eine ausgewogene vegane Ernährung noch sauberer eingehalten werden als bei Erwachsenen.

Die von somebody genannten Links bieten da eine sehr gute Orientierung.

Vermutlich dauert es ein bisschen, bis ihr euch da eingelesen habt.
Deswegen schon mal ein grober Überblick in folgender Zusammenfassung:

1.) Gebt eurer Tochter (zumindest in der Anfangszeit, bis bei euch das Wissen über Nährstoffe ausreichend gewachsen ist) ein allgemeines Vitamin-Nahrungsergänzungsmittel, z.B. "VEG 1". Das kann man später wieder absetzen, wenn das detaillierte Wissen über vegane Nährstoff-Versorgung aufgebaut ist. Insbesondere die Einnahme eines Vitamin-B12- Präparats bleibt aber auch langfristig dringend geboten.

2.) Zur Unterstützung der Eisenaufnahme solle jede Mahlzeit mit solchem Gemüse, Obst oder Obstsäften kombiniert werden, welches Vitamin-C enthält. (Etwa 50mg bis 100mg Vitamin-C pro Mahlzeit wäre gut).

3.) Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen, Bohnen) und/oder Soja-Produkte (Tofu, Sojaschnetzel) sollten als dominanter Anteil der Speisen im Speiseplan auftauchen. Mindestens jeden 2. Tag oder noch öfter.

4.) Regelmäßig eine Mahlzeit mit Haferflocken wären gut, um auch eine gute Versorgung mit dem Spurenelement Zink sicherzustellen, welches sonst bei veganer Ernährung etwas knapp vertreten sein kann.

5.) Es ist wichtig, bei den Fetten und Ölen auf ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 Fettsäuren zu achten. Wenn man nicht ein bisschen aufpasst, wird eventuell zu wenig Omega-3 vorkommen und gleichzeitig zu viel Omega-6.

6.) Speziell bei Kindern würde ich noch zur zusätzlichen Supplementierung mit DHA-Algenöl raten. DHA hat für das Gehirnwachstum wichtige Bedeutung.

7.) Ein Mineralwasser mit sehr hohem Gehalt an Calcium oder die typischerweise mit Calcium angereicherten veganen Milchersatzprodukte sollten für eine gute Calcium-Versorgung benutzt werden.

Details dazu jeweils später.
Für den Anfang müsste das reichen, sonst wird's nur unübersichtlich.

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Simsa
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Beitrag von Simsa » 9. Nov 2014 09:57

Hi du!

Zuerst möchte ich dir sagen, wie toll ich es finde, dass du den Wunsch deiner Tochter da so ernst nimmst!
Am Anfang erscheint vegan immer wahnsinnig kompliziert und "was kann man denn dann überhaupt noch essen". Ist es aber gar nicht, wenn man sich ein klein wenig damit beschäftigt hat und offen für Neues ist.
Für auf´s Brot gibt es 1000 Alternativen zu Käse. Abgesehen von veganem Käse gibt es vegane Brotaufstriche bei Aldi oder DM, Humus bei Rewe... gerne hier stöbern, wenn mal Zeit ist: was esst ihr auf Brot (vegan)
Bei den Gemüsesticks dürft ihr gerne bleiben ;)

Auch braucht vegane Ernährung nicht unbedingt mehr Zeit in der Küche als alles andere auch. Eine Gemüsepfanne mit Reis ist zB echt schnell gezaubert, Pommes oder Salat sind per se ja auch erstmal vegan ;)

Auch Lieferservice geht vegan. Beim Italiener bestellt man die Pizza einfach ohne Käse, dafür mit mehr Gemüse. Oder Nudeln mit Tomatensauce oder Aglio e olio. Beim Asiaten kriegt man in der Mehrzahl auch veganes Essen.

Für die schwiegereltern könnte man ja einen Plan machen, was sie so alles Einfaches kochen könnten. Es mag manchmal schwer sein, andere Leute von der Ernährungsweise deiner Tochter zu überzeugen, da ist es jedoch an dir und deinem Mann, ihrem Wunsch gerecht zu werden und dafür zu sorgen, dass der auch von den Schwiegereltern ernst genommen wird.

Tonya
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Beitrag von Tonya » 9. Nov 2014 10:27

Danke erstmal für die Informationen (und das ich nicht direkt als "Feindbild: nicht vegane Landwirtin" erschlagen werde :P ).

Also, ich habe mir mal den Essensplan der Schule aus den letzten Wochen näher angeschaut. Bei den Veganern gibt es an durchschnittlich drei von fünf Tagen irgendwas mit Hülsenfrüchten, auch oft sowas wie: Vegane Schnitzel (ich denke mal die sind aus Tofu?), oder Nudeln, Gemüsepfanne.

Haferflocken ist sie jetzt schon jeden Morgen im Müsli (mische ich selbst). Was nimmt man da anstelle der Milch? Mandelmilch fand ich immer lecker (ist mir aber zu teuer). Hafermilch?
die typischerweise mit Calcium angereicherten veganen Milchersatzprodukte sollten für eine gute Calcium-Versorgung benutzt werden.
Äh, da muss ich mal ganz platt fragen, was gibs denn da? Habe ich noch nie drauf geachtet, ehrlich gesagt. Ich weiss das es so einen Ersatzkäse gibt, aber da endet es auch schon.
Gebt eurer Tochter (zumindest in der Anfangszeit, bis bei euch das Wissen über Nährstoffe ausreichend gewachsen ist) ein allgemeines Vitamin-Nahrungsergänzungsmittel, z.B. "VEG 1".
Die Google Suche ergab, dass es Kautabletten sind. Gibt es das auch für Kinder? Die Angaben zum Tagesbedarf finde ich ja schon ziemlich übermineralisiert:

"Eine Kautablette versorgt den Körper mit (% der von der EU empfohlenen täglichen Dosis):
Vitamin B2 - 1.6mg (114%)
Vitamin B6 - 2mg (143%)
Folsäure - 200µg (100%)
Vitamin B12 - 10µg (400%)
Vitamin D - 10µg (200%)
Jod - 150µg (100%)
Selen - 60µg (109%)"
Q: http://www.alles-vegetarisch.de/LEBENSM ... n,art-1112

Besonders bei Vitamin D bin ich recht kritisch, ein zu viel führt zu vermehrter Calciumausscheidung. Sie ernährt sich nebenbei ja noch normal weiter. Oder gibs da weniger Bedenken? Ich muss mich glaube ich unbedingt mit dem Nährstoffbedarf von Kindern näher auseinandersetzen.
Kautabletten sind per se schon mal gut (richtige Tabletten gehen hier nicht runter).

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Simsa
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Beitrag von Simsa » 9. Nov 2014 10:35

Hafermilch, Sojamilch, Dinkelmilch, Reismilch... da gibt es sehr viele Möglichkeiten. Einfach mal durch die Palette durchprobieren, es gibt hier einen ganz gewaltigen Geschmacks- und Preisunterschied. Außerdem ist es auch ein bisschen Gewöhnung.

Vielleicht auch ganz interessant für dich:
http://runvegan.blogspot.de/2013/01/how ... vegan.html
Vegan-FAQ

Da werden so ein bisschen die Anfangsfragen erklärt.

Tonya
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Beitrag von Tonya » 9. Nov 2014 11:19

So, nach dem ausführlichen Lesen, stöbern in Onlineshops, auf HPs usw., werde ich meiner Tochter wohl das ok geben. Eine Woche gibs noch vegetarisch in der Schule (das Essen wird immer für die kommende Woche bestellt, kann also erst für die drauffolgende umordern).

Einige Fragen sind natürlich noch offen. Es gibt Dinge die meine Tochter in ihrem Alter nicht als nicht-vegan erkennt. Der Honig z.B. Wir haben selber Völker, die ich nicht auf Honig überwintern lasse. Also, so wie in den Honig Themen steht, nicht vegan. Soll ich ihr das gegenüber kommunizieren? Ihr sagen: Dass ist nicht vegan, weil ich den Honig den Bienen gekaut habe?
Wenn nicht, komme ich mir ein bisschen vor wie Schwiegermama: "Dann pürier ich ihr eben das Fleisch und misch es unter." Das finde ich absolut unfair und auch respektlos meiner Tochter gegenüber. Aber wo sind die Grenzen? Soll ich ihr dann, auch ohne ihren ausdrücklichen Wunsch, nur noch vegane Klamotten kaufen? Sie beim Nachtisch darauf hinweisen: Du, der Pudding ist mit Milch, hier hast du ein Wassereis?
Ich glaube, es wäre einfacher, wenn sie älter wäre. Jetzt ist das ganze: "Nichts vom Tier" doch noch sehr abstrakt.

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Simsa
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Beitrag von Simsa » 9. Nov 2014 11:34

Das ist auch sehr abstrakt, wenn man älter ist. Und einfach ein riesiges Thema!
Eine Grenze muss da jeder für sich persönlich finden. Ist natürlich nicht einfacher in dem Alter. Ich an deiner Stelle würde es aber schon offen kommunizieren, deiner Tochter aber auch ehrlich rückmelden, dass SIE die Entscheidung trifft. Sie kann ja auch langsam anfangen, wenn der Honig im Moment noch zu toll ist, dann ist jetzt vielleicht noch nicht der Zeitpunkt, um ihn wegzulassen.
Bei den Klamotten würde ich mit dem Offensichtlichsten anfangen. Also erstmal Leder und Woll weglassen bzw. deine Tochter darüber aufklären, warum das jetzt nicht vegan ist.

Beim Pudding würde ich sie definitiv darauf hinweisen, dass er mit Milch ist, bzw. (wenn man nett sein will), den Pudding einfach mit Pflanzenmilch machen.

Man kann nie zu 100% vegan sein. Wenn man anfängt, sich damit zu beschäftigen, kommt man wirklich vom Hundertsten ins Tausendste. Ich würde erstmal "klein" anfangen, also die offensichtlicheren Sachen, und das dann langsam auch auf Klamotten, Duschgel und so weiter ausweiten. Ihr könnt euch da ja auch super zusammen einlesen und schlau machen.

Tonya
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Beitrag von Tonya » 9. Nov 2014 11:41

Wolle, uff, das hatte ich völlig vergessen... Leder ist ja naheliegend.

Gibs eventuell gute Buchtipps, wo das ganze Thema kindgerecht aufbereitet wird? Das was ich bislang gefunden habe, ist recht einseitig, bzw. darauf ausgelegt Kinder zu überzeugen. Z.B. "Warum wir keine Tiere essen" Ich meine "wir" also die Familie, isst ja Tiere. Meine Tochter darf gerne ihre eigenen Wege gehen, wenn sie das möchte, aber ich möchte aber eben auch, dass sie lernt unserer Ernährungsweise tolerant gegenüber zu stehen.

CleO
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Beitrag von CleO » 9. Nov 2014 12:38

Daunenjacken scheinen leider dieses Jahr der Trend zu sein, so mein Eindruck. Die würde ich auch links liegen lassen an Eurer Stelle.

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