Familie und Freunde überzeugen

Schwangerschaft, Kinder & Familienleben
anphie
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Beitrag von anphie » 19. Jan 2016 18:24

Ich würde jetzt auch nicht dauernd meine Kollegen auf ihre Essgewohnheiten ansprechen. Aber wenn mein Vater mit Sprüchen kommt wie "Aber wieso ihr auch keine Milch und Eier esst versteh ich nicht. Dafür sterben doch keine Tiere." dann muss er sich schon anhören wieso das Unsinn ist. Und wenn vor meiner Nase, in dem vollen Wissen dass ich das scheiße finde, jemand anfängt wie toll doch Schnitzel ist, dann ist er auch selbst schuld. Und wer zu mir an den Infostand kommt sowieso. :)

GrannySmith
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Beitrag von GrannySmith » 19. Jan 2016 19:01

Für mich ist der Vergleich noch immer zwischen Äpfeln und Birnen.
Ist doch etwas vollkommen anderes einen Infostand o.ä. zu machen oder jemanden gezielt alleine anzusprechen.
Wenn es um Gewalt gegen Kinder in Frankreich geht, seh ich mich nicht an einem Infostand, sondern in einer konkreten Situation. Oder missverstehe ich Dich da?

Es ist ja auch so, dass man als Veganer im Prinzip sehr oft von passiver (ich nenn das bei Konsum jetzt einfach mal passiv) Tierausbeutung umgeben ist. Da hat man keine Handhabe und kann nichts machen außer manchmal eben drüber aufklären (Was ich auch mache, wenn es sich ergibt, weil z.B. jemand nachfragt oder behauptet Kühe gäben ja eh immer Milch und müssten deshalb gemolken werden zu ihrem Wohl.).
Trotzdem lasse ich die mich umgebenden Menschen 99% der Zeit mit meinem Veganismus unbehelligt.
Wenn Du jetzt noch Infostände und Demos und so draufschlägst, lass es bei Dir dann mal 90-95% der Zeit sein, wenn ich so frei sein darf zu schätzen.
Denn was Du sagst, dass Du eben auch noch ein Leben hast:
anphie hat geschrieben:Dass du nicht immer jeden ansprechen kannst (tu ich ja auch nicht, ich hab ein Leben jenseits von Veganismus), ist klar.
Man geht jeden Tag sehendes Auges an vielen Situationen vorbei und kann nicht seine gesamte Zeit darauf verwenden andere Leute überall aufzuklären, wo man Unrecht sieht.
anphie hat geschrieben:Aber du weißt, dass das keine gute Begründung ist, nie jemanden anzusprechen/nie zu versuchen jemanden zu überzeugen.
Man kann Leute auch mal ansprechen, das meinte ich gar nicht, aber man kann mMn nicht mit der Erwartungshaltung rangehen, dass man jetzt das einzig richtige vermittelt und der andere nun bitte auch erleuchtet sei.
Man selber macht genug Zeugs, dass ethisch und moralisch nicht einwandfrei ist. Es ist gut wenn man den Raum hat etwas neues davon zu verbessern, aber ich finde man muss sich gegenseitig zugestehen, dass das nicht in jeder Lebenslage geht.
Soll heißen: Ich kann informieren, aber ich sollte nicht erwarten, dass mein Gegenüber das jetzt auch sofort einsieht und umsetzt. Denn andersrum habe ich selber genug Dinge, die ich ebenfalls aus Gewohnheit oder Unwissenheit tue, die ebenso falsch sind wie die Ausbeutung von Tieren.

anphie
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Beitrag von anphie » 19. Jan 2016 19:07

Ich bin sicher nicht realitätsfremd genug um zu erwarten dass jemand nach einem Infostandgespräch sich umdreht und Veganer ist. Wär cool, ist aber sehr selten.
Was die Kindersituation angeht hatte ich mir eher vorgestellt dass du zB. im Rahmen einer Unterhaltung mitbekommst dass jemand es ok findet sein Kind zu schlagen (und das auch tut), als dass du dabei stehst während er es tut. Hätte ich genauer schildern müssen ;)

GrannySmith
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Beitrag von GrannySmith » 19. Jan 2016 19:15

Dass jemand von sich behauptet es o.k. zu finden seine Kinder zu schlagen hatte ich schonmal.
Da war ich sehr froh, dass es eben die Rechtsgrundlage gibt und ich schlicht und ergreifend sagen konnte, dass es sich dabei um eine Straftat handelt und ich das zudem auch noch abstoßend finde sein Kind zu behandeln. Leider hatte ich keinen so guten Kontakt zu diesen Eltern oder deren Umfeld, dass ich ihnen Hilfangebote hätte schicken können (Die sie, so wie sie sich präsentiert haben, wahrscheinlich eh nicht angenommen hätten.), zum Wohle der Kinder :(

Genauso sage ich auch etwas wenn jemand was seltsames oder falsches zum Thema Fleisch, Tierausbeutung u.ä. sagt. Allerdings nicht immer, weil es sich eben auch oft sehen lässt, dass ein Gespräch hier nichts nutzt oder z.B. beim Vorgesetzten einfach nicht angebracht ist.
Wie gesagt, es geht mir echt nicht darum ständig still zu schweigen, nur um ein gutes Maß bei den Gesprächen und eine realistische Erwartungshaltung.

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Beitrag von anphie » 19. Jan 2016 20:03

Dann sind wir eigentlich ziemlich auf einer Linie, oder? Nur hatte ich Mashi halt so interpretiert dass sie eigentlich nie zu überzeugen versucht/diskutiert weil sie meint aus Mangel an eigener Perfektion dazu kein Recht zu haben. Und das sehe ich eben anders (also nicht meine Perfektion, nur das Recht ;) bzw. evtl. fast schon die Pflicht). Genauso wie ich, hatte ich letztens, Leute zum kotzen finde die zum Thema Kind schlagen meinen "muss jeder für sich wissen, ich muss es ja nicht machen".

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Taekki
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Beitrag von Taekki » 19. Jan 2016 21:47

Als Mashis Hauptargument verstehe ich aber eher, dass sie es übergriffig findet.
Das Glück besteht nicht darin, dass Du tun kannst, was Du willst, sondern darin, dass Du immer willst, was Du tust. (Leo Tolstoi)

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Beitrag von GrannySmith » 19. Jan 2016 22:44

Ich denke auch, dass mashi nicht meint, dass einen nie was angeht und man besser dazu schweigt.
Habe es so gelesen, dass es um Angemessenheit und Intention ging.

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Beitrag von anphie » 20. Jan 2016 07:37

GrannySmith hat geschrieben:Ich denke auch, dass mashi nicht meint, dass einen nie was angeht und man besser dazu schweigt.
Ich fand die erste Aussage, "Ich halte von dieser Überzeugerei gar nichts" sehr pauschal. So als sollte man generell besser nie was sagen. Klar ist es übergriffig (und vor allem unproduktiv) Leute auf der Straße anzusprechen "Ey du Mörder", wenn sie eine Leberkässemmel essen. Merke: Die Übergriffigkeit wäre mir egal (der Übergriff gegenüber dem getöteten Tier ist ungleich größer), wenn ich es für produktiv hielte. Das tu ich aber nicht. Ich versuche zu überzeugen. Auf der Straße anpöbeln überzeugt niemanden.
Ich finde es übrigens auch völlig ok wenn andere Leute versuchen, mich von Sachen zu überzeugen (solang sie dabei eben nicht beleidigend werden, etc. ), die ihnen wichtig sind. Ich halte das für das natürlichste der Welt.

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mashisouk
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Beitrag von mashisouk » 20. Jan 2016 20:59

Tut mir leid, daß ich jetzt erst schreibe. Ich habe seit neustem ein tablet - und komme damit gar nicht zurecht. Heute habe ich meinen laptop zurück erobert.

Ja, es ist tatsächlich so, daß mich das Übergriffige am meisten stört. Dieses: "ich erklär dir mal kurz dein Leben". Natürlich bin ich froh, über jedes Gesspräch, das sich zum Thema Veganismus ergibt. Bei jeder Schulfeier stelle ich zB meine veganen Muffins hin, die ich entsprechend beschrifte. Und dann halte ich mich in der Nähe auf und sobald ich mitbekomme, daß jemand über das vegan-schild stolpert, bin ich zur Stelle und versuche ein gespräch zu gestalten. Niemals aber würde ich jemanden am Kuchenbuffet ansprechen und fragen, ob die Person weiß, daß sie grade Süßspeisen mit Menstruationsprodukten verspeist oder daß der schluck Milch im Kaffee zwölfigtausend Eiterzellen enthält. Jetzt nur mal so als Beispiel.
Ich erzähle gerne von mir und meinem Leben, und ich finde es hochspannend, wenn Menschen mir von ihrem Leben erzählen.
Nicht aushalten kann ich allerdings, wenn Menschen denken, ich sollte ihren way of life übernehmen - einfach nur, weil diese Menschen denken, daß sei das Beste so.
Hab ich es schon mal erwähnt (höchstens fünfmal)? Ich wünschte, ich wäre der Alm-Öhi.....
Sei ganz du selbst!
Außer du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn

anphie
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Beitrag von anphie » 20. Jan 2016 22:53

Also willst du durchaus überzeugen ;), nur nicht mit der Holzhammermethode. Ich glaube es gibt verdammt wenige Leute, die unbeteiligten Dritten unaufgefordert und ohne vorhergehende Unterhaltung erzählen, dass sie da grade Kälber-Wachstumshormone und Hühnerperioden konsumieren. Ich kenne jedenfalls unter den ganzen Tierrechtlern die zu meinem Freundes- und Bekanntenkreis zählen keinen einzigen, der in der von dir am Kuchenbuffet beschriebenen Situation einfach so jemanden auf die Hühnerperiode ansprechen würde. Jedem halbwegs intelligenten Menschen sollte klar sein, dass "Ey du Mörder" in allen Abwandlungen eher weniger konstruktiv ist.

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