Interessantes Thema, vor allem weil ich selbst sehr stark davon betroffen war.
Das mag jetzt ziemlich krass klingen, aber ich habe, bis ich etwa 18 war, teilweise monatelang durchgehend nur bei meinen Eltern geschlafen. Als kleines Kind sowieso, und als ich älter wurde, schaffte ich es aufgrund extremer Panikattacken/Angst in der Dunkelheit nicht, mir das abzugewöhnen. Es gab zwei Möglichkeiten: die ganze Nacht bei aufgedrehtem Licht wach bleiben bzw. irgendwann vor Erschöpfung einschlafen (um dann in der Nacht erst wieder aufzuwachen und ins elterliche Bett zu kriechen) oder direkt zu ihnen ins Bett und eine halbwegs ruhige Nacht verbringen (wobei ich teilweise sogar dort noch Angstzustände hatte, aber eben stark gemildert - meine Fantasie als Kind war schrankenlos).
Natürlich, je älter ich wurde, desto peinlicher war das ganze. Ich hatte selbst schon Sex, ging am Wochenende saufen, etc. aber trotzdem "musste" ich oft noch bei meinen Eltern im Bett schlafen. Damals war das echt wahnsinnig belastend für mich, aber die Alternative, also alleine zu schlafen, war in manchen Phasen einfach undenkbar. Außerdem machte ich mir starke Sorgen, wie ich das mal in einer eigenen Wohnung handhaben sollte.
Jedenfalls erübrigte sich das Problem, als meine Eltern mal eine Woche auf Urlaub waren und ich mit meinem Bruder alleine zuhause. Ich hatte zu der Zeit einen wahnsinnig anstrengenden Job, für den ich total früh aufstehen musste. Da legte ich mich ins Bett und schlief immer sofort ein. Nachdem mich die ganze Woche hindurch kein Monster gefressen hatte, hatte ich ab diesem Moment nie wieder auch nur einen Funken Angst alleine im Dunkeln. Echt eine 180° Wende (zum Glück).
Ich weiß nicht, ob es geholfen hätte, wenn meine Eltern "strenger" gewesen wären. Ich war schon als Baby total anhänglich (in der Dunkelheit), das war für mich immer so, als ob mir jemand das klare Denken nimmt. Vielleicht hätten sie mit mir zum Psychotherapeuten gehen sollen oder so. Einen Vorwurf mache ich ihnen aber trotzdem nicht, zumal jetzt ja alles gut ist.
Zum Thema Sexualität - gerade, als ich älter bzw. schon in der Pubertät war, hatte ich ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, meinen Eltern quasi den Zugang zur Sexualität abzuschneiden. Mittlerweile weiß ich aber, dass sie sich schon ihre "Outlets" gefunden haben.
Optimal fand/finde ich es natürlich trotzdem nicht.
Irgendwie schockiert haben mich somebodys Bedenken bzgl. Sexualisierung. Dass man das so auffassen könnte, daran habe ich echt noch NIE gedacht. Zumindest bei meinen Eltern kann ich das total verneinen. Nähe, Zuneigung, elterliche Liebe - ja, das war immer da. Aber nicht ein Funken "Sexualität".