Beitrag
von human vegetable » 17. Feb 2021 12:36
void, ich liege mit dir 100% auf einer Linie, auch was mein eigenes sportliches Engagement angeht.
Mein jugendliches Machogehabe in der Muckibude hat mir jahrelange Schulterprobleme und einen glücklicherweise ausgeheilten Bandscheibenvorfall eingebracht. Das Beste, was ich machen konnte, war wirklich der Umzug ins home gym, denn dort bringe ich plötzlich die Selbstkontrolle auf, nur soviel zu drücken/heben, wie ich technisch sauber bewerkstelligen kann - auch wenn das weniger ist als mein Ego es gerne hätte. Überhaupt ist das Solotraining mental bei mir nun ganz nah dran an der Achtsamkeitsmeditation - so ein mindset lässt sich durch die Wahl geeigneter Trainingsmethoden ("self-generated resistance" durch dynamische Antagonistenkontraktion und überwindende isometrische Arbeit) noch zusätzlich unterstützen.
Die Muckibude ist eine Brutstätte von "toxic masculinity" reinsten Wassers, also sollte ich nicht einseitig die Hochglanz-Mainstreamversion von Fitness und Wellness kritisieren und die hardcore Subkulturversion glorifizieren. Weil ich die ersten 15 Jahre meiner Kraftsportkarriere so sozialisiert wurde, fehlt mir da etwas die kritische Distanz, dein post macht mir das klar.
Was mich an den Medienbildern über Fitness so abstößt ist die cleane, sterile Optik und die Betonung reiner Äußerlichkeiten. Fitness/Kraftsport ist für mich Teil der persönlichen Hygiene, und beim Zähneputzen oder auf dem Pott muss ich ja nicht gucken wie ein Topmodel. Wie ich dabei aussehe, tut rein gar nix zur Sache und schreckt Menschen, die glauben, solchen optischen Normen nicht zu genügen, nur unnötig ab.
Auch die zur Schau gestellte angeblich postmaterialistische Geistesruhe ist aus meiner Sicht eine Mischung von status signalling und dem Versuch, das Innerliche nach außen zu kehren und konsumierbar zu machen - im englischen gibts da den Begriff McMindfulness: Unternehmen bieten für ihre Arbeitskräfte Meditationsworkshops an, damit sie sich in Zukunft noch effizienter verheizen und selbst ausbeuten können.
Die Lösung: Der schon von Buddha reklamierte "mittlere Weg", der die Vorteile der beiden oben genannten Extreme vereint, und die Nachteile minimiert.
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin
"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson