Olympia

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somebody
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Beitrag von somebody » 6. Aug 2016 06:15

Als TV Verweigerer weder ich jeweils nach dem Aufstehen am frühen Morgen auf einer der Nachrichtenseiten die Zusammenfassung der Vortagsereignisse lesen. :)
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Nicole.G

Beitrag von Nicole.G » 24. Aug 2016 19:52

Nachdem jetzt der ganze Spaß vorbei ist, wie haben euch die Olympischen Spiele gefallen? Mir persönlich haben sie sehr gut gefallen, obwohl ich leider nicht so viel Zeit hatte, die ganzen Sportarten zu schauen.
Und was sagt ihr zum Maskottchen von den nächsten Spielen? :D Herrlich, oder? ;)

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 24. Aug 2016 19:57

ehrlich gesagt hab ich doch nix geguckt weil die paarmal wo ich reingezappt habe immer interviews oder langweilige Sportarten kamen
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 26. Aug 2016 10:29

Nachdem ich in denl etzten Wochen das Thema Doping immer irgendwie im Hinterkopf hatte, und mir auch die 3sat-Dokus vor ein paar Tagen angesehen habe, will ich meine vorigen Aussagen relativieren.

Verkürzt lautete mein letzter Post, dass Kriminalisierung eh zwecklos sei, und an wie auch immer kontrollierter Freigabe langfristig deshalb kein Weg vorbeiführe.

Nun sehe ich die Sache etwas differenzierter: Es mag sein, dass Kriminalisierung zwecklos ist. Aber noch viel fataler sind alle Anzeichen, die dem Doping den Anschein von Legitimität geben, und da gehört (kontrollierte) Freigabe dazu.

Doping im Leistungssport ist wirklich nur die Spitze des Eisbergs - eigentlich verhandelt wird hier die Mentalität, kurzfristige Höchstleistung über langfristige Gesundheit zu stellen, Perfektionismus als Selbstzewck zu betreiben (nicht im Leistungssport, da gibts Ruhm und Kohle) und "Optimierungsverweigerer" als Verlierer zu brandmarken. Und zwar nicht nur im Sport, sondern auch in allen anderen wichtigen Lebensbereichen (Arbeit, Familie, Freizeit,...).

Wenn Doping salonfähig würde, dann liefe das auf eine Pervertierung des olympischen Ideals (Fairness, "Dabei sein ist alles") hinaus, und Leistungssportler werden noch viel stärker zu Rollenmodellen der modernen Überforderungsgesellschaft als sie das ohnehin schon sind.

OK, aber wohin bringt uns das? Doping darf auf keinen Fall den Nimbus moralischer Legitimität erhalten und soll klar als unethisch deklariert werden. Es ist also folgerichtig, strenge Gesetze dagegen zu erlassen. Nur, die Kriminalisierungsschiene hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht als Allheilmittel erwiesen - ganz im Gegenteil, das Misstrauen gegenüber Höchstleistungen und Rekorden ist größer statt kleiner geworden, und jeder erfolgreiche Athlet steht unter Generalverdacht.

Vielleicht ist das das kleinere Übel.... Immerhin, wenn man sieht wie rabiat Sponsoren reagieren und wie selbst ehemalige Lichtgestalten wie Lance Armstrong durch den Nachweis von Dopingvergehen öffentlich demontiert werden, kommt für den Rest der Gesellschaft vielleicht ja doch was Lehrreiches bei rum.
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Vampy
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Beitrag von Vampy » 26. Aug 2016 18:16

die kriminalisierungsschiene hat sich v.a. deshalb nicht als Allheilmittel erwiesen, weil sie nicht durchgezogen wurde. wenn man sogar wenn ein ganzer Staat systematisch Doping unterstützt, und dafür dann so ne streichelbehandlung bekommt, dann ist der Abschreckungseffekt gleich null. wenn man mal richtig durchgreifen würde mit empfindlichen strafzahlungen der sportverbände bzw. Sportler (wobei ich die Sportler eher als opfer sehe) und langen sperren, würde die Sache bestimmt anders aussehen.
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 26. Aug 2016 22:10

Wenn das Wörtchen wenn nicht wär... Problem: Weder alle Regierungen noch alle Sportverbände (einschließlich die deutschen) haben ein Interesse daran, das so heiß zu essen wie es gekocht wird.

Ich denke beim "war on drugs" steht noch wesentlich mehr auf dem Spiel, und selbst da funktioniert Kriminalisierung nicht. Warum sollte es also bei Anabolika klappen?
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Beitrag von Vampy » 26. Aug 2016 22:15

weil man von Drogen süchtig wird. und ein süchtiger handelt nicht vernünftig. doper handeln aus rein rationalen gründen zur gewinnerzielung und Medaillen.
außerdem funktioniert Kriminalisierung bei Drogen durchaus auch, kommt halt immer drauf an welche Drogen und welche Maßnahmen. wenn alles freigegeben würde, hätten wir sicher mehr drogenabhängige. und ich rede jetzt nicht so hasch und so zeug.
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Beitrag von slartibartfaß » 27. Aug 2016 01:19

Vampy hat geschrieben:ein süchtiger handelt nicht vernünftig.
Vampy hat geschrieben:wenn alles freigegeben würde, hätten wir sicher mehr drogenabhängige.
Lies nochmal nach. Du hast doch dieses Buch.
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Beitrag von Vampy » 27. Aug 2016 03:42

da steht drin, dass man die süchtigen vielleicht nicht mehr erreicht, aber einige leute, die Drogen ausprobieren würden, schon. und wenn weniger leute anfangen, Drogen zu konsumieren gibt's weniger drogenabhängige.
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Beitrag von human vegetable » 27. Aug 2016 08:14

Vampy, ich hoffe du hast recht. Wie ich oben gesagt habe, finde ich es grundsätzlich wichtig, doping als unrechtmäßig (d. h. illegal) zu brandmarken, und außer Kriminalisierung habe ich keine besseren Mittel anzubieten. Wenn etwas illegal ist, dann ist es per definitionem kriminell.

Vielleicht kann man was daran drehen, wen man kriminalisiert bzw. härter bestraft - die Nutzer, oder die Erzeuger, bzw. die Systeme die es unterstützen.

Moralischer Druck kann auch aufgebaut werden über Sponsoren. Mit Werbung wird im Sport das große Geld verdient, und wenn die Werbeeinnahmen wegfallen ist "professioneller" Leistungssport nicht mehr möglich. In den 90ern haben die Sponsoren ihren Athleten oft die Doping-Infrastruktur erst geschaffen (siehe "Team Telekom"), heute läuft das hoffentlich nicht mehr so.
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