Vitamin A?

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human vegetable
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Vitamin A?

Beitrag von human vegetable » 14. Sep 2017 18:43

Bis jetzt dachte ich, als veganer Gemüseesser sei ich aufgrund meiner hohen Aufnahme von Provitamin A mit diesem Stoff bestens versorgt. Doch nun habe ich an mehreren Stellen unabhängig voneinander gelesen, dass die Umwandlung von Provitamin A hin zum biologisch aktiven Stoff Retinol sehr ineffizient sei. Dies sei der Grund dafür, warum Nachtblindheit und schlimmere Symptome dieses Mangels weiterhin viele Menschen, nicht nur in der dritten Welt, beträfen. Sehe wirklich schlecht im Dämmerlicht - gulp.

Zwei Faktoren, die die Umwandlung noch weiter verschlechtern könnten, seien niedriger Fettkonsum und mitteleuropäische Abstammung, da viele Mitteleuropäer durch ungünstige Genmutationen besonders schlechte Umwandler seien (was in den letzten paar Jahrtausenden durch Fleisch- und Milchverzehr wohl ausgeglichen, wenn nicht gar befördert wurde). Zweimal Treffer.

Was ist davon zu halten?

Wenn ich mir über meinen Vitamin A Status im Zweifel bin, gibt es dann aussagekräftige und zuverlässige Labortests? Oft sagt ein Blutwert ja nicht viel, da sich der Stoff primär in ganz anderen Geweben (hier: Leber) befindet. Und eine Leberbiopsie lasse ich bestimmt nicht machen...

Wenn ich meine Versorgung verbessern will, reicht dann massig carotinoidhaltiges Gemüse? Sollte ich drauf achten, dass dieses möglichst püriert, gekocht und mit Fett (am Ende sogar noch mit Öl) verzehrt wird, oder ist das bei ausreichender Menge egal?

Was ist von Supplementen zu halten? Reines Betacarotin steigert angeblich HK-Risiko, wäre dann reines Retinol besser? Andererseits habe ich gelesen, dass natürliches Vitamin A nicht nur aus Retinolpalmitat besteht und synthetisches Vitamin A deswegen eventuell doch nicht die vollen Effekte des natürlichen hat...

Jede Menge Fragen - bin froh um jedwede Art von Input. Insbesondere, wenn entweder verlässliche Quellen genannt werden, oder eigene Erfahrungen dahinterstehen. Hatte jemand von euch schonmal einen diagnostizierten Mangel, und hat ihn wegbekommen?
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somebody
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Beitrag von somebody » 14. Sep 2017 22:10

Hi human vegetable,

mit Vitamin A Labordiagnostik kenne ich mich leider nicht aus. Kann evtl Wochenende nachschauen. Möchte Dir wg anderer Sache seit Wochen Links heraussuchen :ghost:.

Zwecks Erhalt Sehvermögen nehme ich als Ü50 primär Lutein & Zeaxanthin Supplemente ein, Nutzen belegt & von mir empfunden.

Bereite erweiterte Supplemene Liste für THE VACTORY vor. Versuche noch preisgünstige Präparate zu als vegan zu verifizieren, da zB die mir bekannten & von mir eingenommen Lutein & Zeaxanthin etc Präparate den meisten InteressentInnen vermutlich zu kostspielig sind.
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illith
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Beitrag von illith » 14. Sep 2017 22:31

ich bin auch total nachtblind T__T (hab allerdings nicht das Problem, irgendwie zu wenig Fett zu mir zu nehmen :drop1: )

Somebody, von den Supps hab ich noch nie gehört. was genau machen die denn? (also: wie)

HV, war das mit den Betacarotin-Supp-Problemen nicht nur bei Rauchern...?
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Beitrag von somebody » 14. Sep 2017 22:47

illith, Lutein & Zeaxanthin sind in Gemüsen vorkommende Carotinoide, deren Nutzen zur Verzögerung altersbedingter Beeinträchtigungen des Sehvermögens belegt ist. Zur Behandlung beeinträchtigter Nachtsicht jüngerer Menschen liegt zumindest anekdotische Evidenz vor.
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Beitrag von hansel » 14. Sep 2017 22:49

human vegetable hat geschrieben: Sollte ich drauf achten, dass dieses möglichst püriert, gekocht und mit Fett (am Ende sogar noch mit Öl) verzehrt wird, oder ist das bei ausreichender Menge egal?
Versteh ich nicht:
Was ist das Problem, einem fettlöslichen Vitamin zur besseren Resorption Fett (auch Öl) zuzusetzen?

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Beitrag von illith » 14. Sep 2017 22:54

manche Glaubenskirchen halten Öl für von Übel.
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 15. Sep 2017 06:08

Im Moment ist es wirklich so, dass ich ölfrei esse. Mir ist das Prinzip "fettlösliches Vitamin" zwar prinzipiell klar, aber bis jetzt bin ich davon ausgegangen, dass...
a) nur sehr geringe Mengen Fett nötig sind, um diese Stoffe nahezu optimal aufnehmen zu können (Studien sprechen bei Beta-Carotin von 3-5g Fett pro Mahlzeit),
b) diese Fette durchaus auch aus vollwertigen Lebensmitteln kommen können,
c) selbst wenn man nur wenig Fett zu sich nimmt, die Aufnahme nicht ganz auf Null fällt, sondern nur schlechter läuft (was sich oft durch größere Mengen Gemüse kompensieren lässt, insgesamt kcal-neutral zum Verzehr mit Öl und dem weiteren Vorteil, dass von anderen Mikros dann mehr reinkommt).

Sollten sich diese Annahmen als irrig erweisen, habe ich aber auch kein Problem damit, etwas Öl zum Essen hinzuzufügen.

Ich möchte mich nincht auf einem Nebenkriegsschauplatz verrennen, meine Hauptfrage ist eigentlich, ob man als Veganer trotz massig Gemüseverzehr (incl. Karotten, Paprika, Süßkartoffeln, Blattgemüse) in einen Vitamin A-Mangel hineinschliddern kann. Lese gerade ein Buch namens "The Vitamin Complex", wo die Autorin behauptet, dass es vielen Menschen in der dritten Welt nachgewiesenermaßen so ginge. Das Problem sei nicht, dass sie nur Reis essen (Gemüse wird auch verzehrt), sondern dass die Quellen von direkt verwertbarem Vitamin A (d. h. Tierprodukte) fehlten.

Nicht dass ich jetzt eine Lanze für Tierprodukte brechen will - selbst wenn Provitamin A aus Pflanzen allein nicht ausreichte, ließe sich Retinol genau wie B12 vegan und billig supplementieren. Will halt wisssen, ob das Sinn macht.
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Beitrag von illith » 15. Sep 2017 15:34

vlt nur halbrelated: es gibt doch auch so eine Störung, wo man das Provitamin A allgemein nicht umwandeln kann und glaub ich auch nicht vegan supplementieren - irgendwas war da ^^
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morten
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Beitrag von morten » 15. Sep 2017 16:15

Ja, einige Menschen sind wohl genetisch bedingte Low-Responder, was die Umwandlung von Beta-Carotin in Vitamin A angeht. Diese ist dann um bis zu 60% reduziert. Dass es Menschen gibt, die gar kein Vitamin A durch Umwandlung produzieren können, hab ich noch nicht gehört.

hansel
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Beitrag von hansel » 15. Sep 2017 16:32

Eine verminderte Umwandlung von Carotinoiden zu Retinol ist mir nur bei Diabetes und Hyperthyreose bekannt.
Allerdings wird die Umwandlung zahlenmäßig verschieden angegeben. Beta-Carotin soll mit einem Retinolfaktor 6 (also aus 6 mg Beta-Carotin entstehen 1 mg Retinol) am effektivsten sein, manche sprechen ihm aber nur den Faktor 12 zu (genetisch?).
Immer wieder wird auf die Bedeutung von Fett bei der Resorption hingewiesen (genauer geschieht dies durch die fettbedingte Ausschüttung konjugierter Gallensalze). Auch verminderte Magensäureproduktion (erhöhter pH) wie z.B. nach Protonenpumpenhemmern (Omeprazol u.a.) soll die Aufnahme verringern. Auch Cholesterinsenker.

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ ... p?id=27674

Zu der Mangelsituation in der 3. Welt: Ich denke, dass dort carotinhaltiges Gemüse viel weniger und wenn, dann nur saisonal zur Verfügung steht.
Zumindest in Asien versucht man das durch "Goldenen Reis" auszugleichen, aber das wird sehr kontrovers diskutiert.

Wenn der Verdacht auf eine verminderte Aufnahme / Umwandlung besteht, sollte man eher gleich Retinol* substituieren (Unter Beachtung der Dosierung, da es im Gegensatz zu Carotin überdosiert werden kann).
*Retinylpalmitat ist imho vegan

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