Hast du dich mal mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin unterhalten? Oder jemanden, der/die Psychologie studiert? Tatsächlich ist so, dass Wohlbefinden und "gesellschaftliche Verwertbarkeit" oftmals korrelieren, weil es vielen Menschen wesentlich besser geht, wenn sie zB an einem Sozialleben teilnehmen können, was ihnen eine Therapie vielleicht ermöglicht. Letzten Endes sollte in einer Therapie aber das individuelle Wohlbefinden und individuelle Ziele im Vordergrund stehen und nicht das, was Therapeut/Therapeutin/Gesellschaft/deine Oma für erstrebenswert halten. Meistens ist das auch so und wenn nicht, hat man ein schwarzes Schaf erwischt, dem man möglichst den Rücken kehren sollte.Curumo hat geschrieben:Was ja auch nun einmal deren Beruf darstellt, d.h. ihr Broterwerb ist daran gebunden psychische Krankheit zu ermitteln, kategorisieren und zu verwalten(Wer ist krank, wer noch gesund)... Ich muss da immer an dieses hübsche Zitat denken:
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Psychische Gesundheit ist ja letztendlich nunmal viel mehr im Hinblick auf die potentielle gesellschaftliche Verwertbarkeit(Funktionsfähigkeit des Individuums gewährleisten) definiert, als tatsächlich das Wohlbefinden des Patienten in den Fokus zu rücken. Zwar schön mit Empirie ausgeschmückt, aber das ist ja nunmal auch schlicht wissenschaftlicher Standard als ein Qualitätsmerkmal.
Durch mein Studium und Freundeskreis an der Uni weiß ich in etwa, wie das bei uns an der Uni in der Psychologie (und im angegliederten Ausbildungszentrum) abläuft und kann dir sagen, dass es genau so eben nicht ist. Therapieziele werden zB gemeinsam mit den Patienten besprochen und abgemacht. Sonst macht das Ganze ja auch gar keinen Sinn.
Die "buhu, die wollen alle nur, dass ich mich der pöhsen Gesellschaft anpasse"-Nummer abzuspielen, find ich immer ne schöne Methode, sich mit sowas nicht ernsthaft auseinandersetzen zu müssen und nur seine eigene Meinung zu bestätigen.
"Die" finden übrigens auch nicht wild bei jedem irgendwas, sondern psychische Störungen sind zb im DSM-IV-Katalog beschrieben. Nicht jedes Verhalten ist gleich krankhaft und Psych*Fachleute haben auch nicht den zwanghaften Drang, jeden zu diagnostizieren und/oder zu therapieren. Mitarbeit und Mündigkeit von PatientInnen sollte man da echt nicht unterschätzen, ohne geht da eigentlich nichts. Im Grunde ist ja eher das Gegenteil das Problem, dass die Zahl der vorhandenen TherapeutInnen nicht wirklich den Bedarf abdecken kann (was zB beim Thema Kindesmissbrauch ein Problem ist, da gibt es zu wenig geschulte Leute in Deutschland).
Insofern würd ich mir da gar nicht so einen Kopf machen Ich finds eher schade, wenn es Leuten schlecht geht und die sich wegen solcher Annahmen nicht trauen, sich Hilfe zu suchen