Dem Attila sein Buch

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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 9. Mär 2021 19:32

also nachdem sich die Staatsanwaltschaft darum kümmert, kann sich die einfache Bürger*in es sich leisten, lieber an anderen Stellen nicht wegzuhören, wie ich finde.
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Ars
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Beitrag von Ars » 9. Mär 2021 19:41

Da hast du vom Prinzip her recht. Die Geschwindigkeit der Radikalisierung in vielen Kreisen in den letzten Wochen finde ich aber höchst erschreckend. Das macht mir echt Angst. Ich frage mich auch langsam, wie das alles je wieder gekittet werden kann.

Daneben finde ich bezeichnend, wie viel man dieser Schwurblerriege an Demos durchgehen lässt, während beim Weltfrauentag ein doch beeindruckendes Polizeiaufgebot da war. Irgendwie hat sich da so einiges verschoben.

Sorry, bin gerade wütend, frustriert und beängstigt gleichermassen.

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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 9. Mär 2021 20:55

das hast Du wohl recht - wirklich wissen, was eigentlich da los war, werden wir wohl erst in der Retrospektive.

Ich freu mich aber sehr, dass Du mal wieder reinschaust! :)
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Ars
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Beitrag von Ars » 10. Mär 2021 09:09

Ja, das ist wohl so. Ich merke einfach, dass ich langsam sehr desillusioniert bin bezüglich der Intelligenz unserer Spezies.

Das ist lieb Slarti. Ich bin eigentlich gar nicht weg, frage mich aber zunehmend, wo und was ich beizutragen habe (oder halt meistens nicht).

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 10. Mär 2021 10:01

Ich würde es nicht an Intelligenz festmachen. AH ist meiner Ansicht nach das klassische Klientel für faschistische Ideologien und Antisemitismus. Ein Selbständiger Unternehmer dem eigentlich suggeriert wird er kann groß rauskommen wenn er sich nur anstrengt. Hat ja auch ein stückweit funktioniert. Aber sobald es eben nicht mehr läuft, weil er eben doch nur ein kleines Licht ist unter all den Monopolen ist und es heftig kriselt muss eine Erklärung her. An ihm kann es nicht liegen, er ist ja ein fleißiger toller Unternehmer. Am System auch nicht, daran glaubt er ja fest, also muss da wer anderes seine Finger im Spiel haben... und da kommen die besagten Ideologien ins Spiel. Und zum Teil liegen die sogar nahe, denn man wird ja tatsächlich von oben ziemlich verarscht, und es wird einem ja auch suggeriert dass man als Deutscher endlich mal wieder wer sein sollte in der Welt, und die Idee dass es richtig laufen würden, wenn man sich nur ein paar gieriger schwarzer Schafe in Politik und WIrtschaft entledigen würde das ist auch hier breiter Konsens. Gleichzeitig sind Alternativen nicht im Blick weil es keine gesellschaftlich relvante Linke mehr gibt. Und das, denke ich, wurde uns hier in den vergangenen Monaten vorgeführt.
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Beitrag von Ars » 10. Mär 2021 10:58

Das mag jetzt für AH zutreffen. Da ist sicher etwas Wahres daran, dass es auch zum Verzweifeln ist mit unserem "Geldadel".

Intelligenz ist glaube ich auch das völlig falsche Wort. Ich kann nicht fassen, wie wenig Menschen bereit sind Realitäten zu erkennen und das Notwendige einfach mal zu tun. Sei es bei der Pandemie, bei der Natur...

Wie kann man sich mit Verfolgten im 3. Reich vergleichen, weil man eine Gesichtsmaske tragen muss? Oder man kräht, dass die Meinungsfreiheit eingeschränkt ist, während man mit 1000en Anderen unbehelligt demonstriert.

Auch bei uns, haben die Leute einfach nur einen "Flick" ab manchmal. Es gab ein Singverbot für Chöre etc. und der Nationalrat singt dem Bundesrat, welcher 70 wird, "happy birthday". Einfach so als klitzekleines Beispiel. Unsere Parlamentarier sind ja jetzt nicht dumm, aber offensichtlich ist das nicht gleichbedeutend mit nicht dumm agieren.

Ich stehe häufig einfach nur ratlos da und wähne mich im falschen Film. Und wir sind dazu noch so unfassbar privilegiert in der jetzigen Lage als Europäer.

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Beitrag von Akayi » 10. Mär 2021 11:19

Ars hat geschrieben:
10. Mär 2021 10:58
Wie kann man sich mit Verfolgten im 3. Reich vergleichen, weil man eine Gesichtsmaske tragen muss? Oder man kräht, dass die Meinungsfreiheit eingeschränkt ist, während man mit 1000en Anderen unbehelligt demonstriert.
Ich denke das hat eben viel damit zu tun, was dann angeboten wird. Ich denke z.B. nicht dass der Kern der Problematik bei den Leuten ist dass sie sich wie Verfolgte unter dem deutschen Faschismus fühlen. Das wird ihnen aktiv als Analogie von Rädelsführer angeboten und schirmt einen zudem vermeintlich gegen Vorwürfe von rechts ab. Dahinter liegen ja ganz andere Probleme: eine tatsächliche Krise, die Geschichte mit der "schwindenden Mittelschicht", eine tatsächliche Beschneidung von Grundrechten, und die tatsächliche Realität dass das die Politik der Herrschenden ist. Daher läuft auch eine Kritik auf allein dieser Ebene (dass es nicht richtig sei sich mit verfolgten JüdInnen zu vergleichen z.B.) ins Leere. Gleichzeitig verlauft sich u.a. die AfD als Antwort auf die darunter liegenden Probleme und profitiert entsprechend. Aber eben nicht weil sie die Analgoein aufgreift sondern die Tatsachen (vermeintlich!) bearbeitet.
Ars hat geschrieben:
10. Mär 2021 10:58
Und wir sind dazu noch so unfassbar privilegiert in der jetzigen Lage als Europäer.
Ich wäre viel lieber nicht in Europa, wenn ich mir das Krisenmanagement andernorts anschaue :D
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Ars
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Beitrag von Ars » 10. Mär 2021 11:58

Deine Analyse mag durchaus zutreffen, aber sie gilt ja vor allem für Deutschland. Nicht, dass sich gewisse Probleme nicht auch übertragen liessen. Sie ist auch sehr politisch. Ich glaube, dass ein grosser Aspekt aber auch einfach ist, dass es Menschen extrem schwer fällt zu verzichten.

Die nächste Herausforderung, die wir leider dann nicht mehr mit einer Impfung beheben können, liegt ja mit der Klimakatastrophe schon vor uns. Aber auch da haben wir ja Leute wie eine Beatrice von Storch, bei der halt einfach die Sonne warm scheint und sie das schon immer getan hat. Auch da gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit: JETZT nicht mehr fliegen, JETZT mit dem Rad oder ÖV zur Arbeit fahren etc. etc.. Wir können als Einzelperson das abschieben auf "die Regierung", "die Wirtschaft" oder können selber für uns handeln. Meist bleibt es dann halt beim Abschieben, weil es so viel einfacher ist und für den Moment angenehmer. Und so agieren wir in der Pandemie auch.

Das ist neben dem Allem, was du sagst, halt auch eine Realität. Wir scheinen wenig Möglichkeiten zu haben, uns für etwas Übergeordnetes einzusetzen, wenn es unangenehm ist.

Und ja, vollkommen einverstanden: das Krisenmanagement ist an vielen Orten besser als bei uns. Nichts desto trotz werden wir früh eine Impfung angeboten bekommen, einfach weil wir sie uns kaufen als europäische Länder. Das wird uns dann zwar wieder in den Latz geknallt, weil wir die Pandemie in ärmeren Ländern laufen lassen und unsere Impfung dann nicht mehr genug wirksam sein wird, weil das Virus so viel weitermutiert ist. Auch hier wiederum, das kurzfristige Denken und auch meine Erkenntnis: ja, ich nehme die Impfung auch, sobald sie mir angeboten wird

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Beitrag von Akayi » 10. Mär 2021 12:10

Ars hat geschrieben:
10. Mär 2021 11:58
Die nächste Herausforderung, die wir leider dann nicht mehr mit einer Impfung beheben können, liegt ja mit der Klimakatastrophe schon vor uns. Aber auch da haben wir ja Leute wie eine Beatrice von Storch, bei der halt einfach die Sonne warm scheint und sie das schon immer getan hat. Auch da gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit: JETZT nicht mehr fliegen, JETZT mit dem Rad oder ÖV zur Arbeit fahren etc. etc.. Wir können als Einzelperson das abschieben auf "die Regierung", "die Wirtschaft" oder können selber für uns handeln. Meist bleibt es dann halt beim Abschieben, weil es so viel einfacher ist und für den Moment angenehmer. Und so agieren wir in der Pandemie auch.
Das finde ich verkürzt, denn wenn wir uns anschauen was die großen Emmitenten sind, dann kommt dabei nicht der/die NormalverbraucherIn bei heraus sondern Staat (Militär!) und Wirtschaft. Und auch hier sehe ich eine Verbindung zu den "Klimaleugnern". Wenn man sieht wie dort nicht viel getan wird (in der BRD konnten die "Klimaziele" bspw. nur wegen der Krise erreicht werden), und ich mir gleichzeitig anhören muss ich sei durch mein Handeln Schuld an der ganzen Geschichte dann komme ich auch auf den Trichter dass da was nicht stimmt. Und dann ist eine Erklärung: das ist ja alles gar nicht so schlimm. Das ist freilich falsch aber einfach eine Rationalisierung des Widerspruchs. Und diese Menschen werden dann auch aktiv, sie handeln im hier und jetzt, nur eben nicht in deinem bzw. unserem Sinne.
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Beitrag von Ars » 10. Mär 2021 12:25

Natürlich reicht es längst nicht, wenn wir als Einzelbürger*innen etwas machen. Das Handeln (oder nicht Handeln) der staatlichen Akteure und der Wirtschaft ist blamabel (by the way: läuft Datteln 4 jetzt eigentlich?) Aber es kann manchmal auch schon ein Beitrag sein, dass man sich die Einsprache gegen das Windkraftwerk nebendran spart, weil es einem die Sicht versperrt. Irgendwo müssen wir alle gleichzeitig anfangen. Das wäre meine Forderung, für die Pandemie und die Umwelt. Es kann sich halt eben keiner mehr rausnehmen, ob Staat, Firma oder Einzelperson.

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