Curumo hat geschrieben: ↑4. Feb 2020 19:49
Ich weiß langsam echt nicht mehr, was man bezüglich Ernährungswissenschaft überhaupt noch glauben soll. Immer wieder der nächste Mediziner mit der nächsten Revolution, alles untermauert mit Studien, gefühlt zehntausend total konträre "Patenrezepte" (LowFat/LowCarb, Keto, Intervall/Teilzeitfasten, Wasserkur und wie sie nicht alle heißen), alle Jahre wieder wird es dann über den Haufen geworfen bzw. wird auf einmal eine 360 Grad Kehrtwende gemacht (siehe z.B. Cholesterin).
Ich denke du musst unterscheiden, was renommierte Ernährungsorganisationen empfehlen und was einzelne Eierköpfe in ihren populärwissenschaftlichen bis pseudowissenschaftlichen Schmähschriften verzapfen.
Im Prinzip findest du auf dem Studienmarkt alles was das Herz begehrt, da Lobbyisten dafür bezahlen. So findest du Studien die sagen, dass Fleisch gesund ist, unproblematisch etc. Zucker ist harmlos etc.
Schlechte Studien mit schlechtem Studiendesign und Metastudien die nur auserwählte Studien zusammenklöppelt.
Schau dir aber die grossen Ernährungsorganisationen der Welt an. Alle empfehlen viel Gemüse, viel Obst, reichlich Vollkorn. Danach kommen in kleine Mengen Kompromisse rein. Wenige Tierprodukte.
Das ist eigentlich seit der letzten 30 Jahre völlig unverändert.
Auch sind gesättigte Fette nicht 100% freigesprochen und Cholesterin bei Responder alles andere als harmlos. Nur weil das viele Brabbeln, wir das nicht zur Wahrheit.
Die Studienlage zeigt allerdings einen klaren Zusammenhang zwischen der Höhe des Cholesterinspiegels und Ereignissen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Die Bagatellierung von hohen Cholesterinspiegeln stößt auch bei kardiologischen Fachgesellschaften auf starke Kritik.
So hat die Europäische Arteriosklerose-Gesellschaft (EAS) noch mal die wissenschaftlichen Fakten zur kausalen Rolle des Cholesterins im Zusammenhang mit Arteriosklerose aufgezeigt.
Einen klaren Zusammenhang findet man auch bei Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie (ein genetisch bedingter erhöhter LDL-Cholesterin-Wert). Durch den hohen LDL-Wert treten bei fehlender Behandlung kardiovaskuläre Probleme auf.
Im Gegenzug weiss man auch, dass sehr niedrige LDL-Cholesterinkonzentrationen im Blut das kardiovaskuläre Risiko erheblich verkleinert bis ausschließt. Bekommen Menschen mit erhöhtem LDL-Cholesterin eine Behandlung mit Medikamenten, sinkt das Risiko je stärker das LDL gesenkt wird.
Diese Dosisabhängigkeit zeigt ferner eine klare Kausalität. Diese Erkenntnisse werden zusätzlich in epidemiologischen Studien bestätigt, die einen linearen Zusammenhang zwischen den LDL-Werten und dem Ausmaß des kardiovaskulären Risikos aufzeigen.
LDL-Cholesterin ist somit tatsächlich ein Kausalfaktor. So gibt es auch kein Freischein für gesättigte Fette und Cholesterin wie oft behauptet wird. Gesättigte Fettsäuren erhöhen die Blutfette, vor allem das schlechte LDL-Cholesterin.
Alle Ernährungsorganisationen empfehlen daher die gesättigte Fettsäuren auf nur maximal zehn Prozent der Gesamtenergiezufuhr zu reduzieren.
Der menschliche Körper ist auf eine knappe Nahrungscholesterin-Zufuhr eingestellt, daher kann unserer Körper selbst genügend Cholesterin produzieren und damit die Eigenversorgung decken.
Der Organismus ist daher nicht auf Nahrungscholesterin angewiesen. Das Problem ist nicht Cholesterin zu erhalten, sondern einen Überschuss über die Leber zu entsorgen. Zirkuliert es zu lange im Blut, richtet es Schäden in den Gefäßen an.
Was anderes empfiehlt Barnard auch nicht, nur das er das Fett extrem reduziert, was für das Abnehmen eine sinnvolle Strategie zu sein scheint, was wiederum bei Zivilisationskrankheiten hilft.