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Verfasst: 19. Jul 2020 20:28
von human vegetable
Bis jetzt ging es ja vor allem darum, dass WAS man isst einen Einfluss aufs Mikrobiom hat. Danach sollte ich eigentlich supergesund sein und keinerlei Verdauungsprobs haben, denn meine Ernährung sieht fast so aus wie die eines Pavians (naja, einer aus dem Zoo). Ist aber nicht so!

Gestern schmökerte ich mich durch das Buch von Frau Göpel, in dem sie die fehlende Nachhaltigkeit unseres Wirtschaftssystems beklagt und dringend dazu auffordert, weniger zu konsumieren. Mag trivial und egozentrisch sein, aber plötzlich hatte ich meinen Heureka-Moment: Vielleicht fressen wir Westler (insbesondere ich) einfach zu viel? Ich meine vor allem Energie, nicht Volumen.

Ich weiß noch aus bodybuildingverrückten Teenagerzeiten, dass es mir in "bulking" Phasen schon nach Tagen saubeschissen ging. Andererseits war mein Körpergefühl und Wohlbefinden immer dann am besten, wenn ich gerade sehr schlank war (und logischerweise recht zurückhaltend aß).

Momentan esse ich irgendwo zwischen 2500 und 3000 kcal pro Tag, was angesichts meines fortgeschrittenen Alters und überwiegend sitzenden Lebensstils nicht gerade wenig ist. Esse sozusagen nach dem Maximalprinzip: Wieviel kcal kann ich mir täglich maximal genehmigen, ohne völlig zu verfetten? Das ist doch gerade der unique selling point einer WFPB diet - kein Kalorienzählen, reinhauen bis man pappsatt ist! Sollte Völlerei mein Problem sein?

Um das zu testen habe ich heute ca. 700 kcal eingespart, und es nicht mal gemerkt. Die Verdauung fiel mir wesentlich leichter. Erster Eindruck: An der Hypothese scheint was dran zu sein, zumindest in meinem Fall. Werde auf diesem Level mal einige Tage weitermachen, und wenn ich nicht hungrig werde, noch ein paar hundert kcal abrasieren. Will die minimale Energiemenge finden, bei der ich mit meiner aktuellen Lebensmittelauswahl keinen Kohldampf schiebe. Da ich recht rohkostlastig und sehr ballaststoffreich esse, liege ich dann energiemäßig nominell wohl im "Defizit". Also Diät, diesmal aber nicht mit dem Ziel Fettabnahme, sondern Verdauungsentlastung. Ein Novum, bin gespannt!

Verfasst: 19. Jul 2020 21:07
von illith
also bei mir gingen die Probleme ja in der anfänglichen bis mittleren IF-Phase richtig los, als mein Kcal-Intake signifikant reduziert war...^^

Verfasst: 20. Jul 2020 00:16
von Sphinkter
illith hat geschrieben:
19. Jul 2020 21:07
also bei mir gingen die Probleme ja in der anfänglichen bis mittleren IF-Phase richtig los, als mein Kcal-Intake signifikant reduziert war...^^
Kapier ich nicht. Mittlere IF Phase :kk:

Verfasst: 20. Jul 2020 00:18
von illith
wenn man die Zeit nimmt, in der ich jetzt IF mache (anderthalb Jahre), die mittlere Phase. also nicht ganz am Anfang und nicht jetzt in letzter Zeit.

Verfasst: 20. Jul 2020 08:08
von human vegetable
Abgedroschene Phrase, aber Verdauungsprobs sind wohl in den meisten Fällen ein "multifaktorielles Phänomen". Soll heißen, es gibt nicht die eine Ursache (sondern eine Kombination von verschiedenen Auslösern), und die Gründe sind hochindividuell.

Was mich selbst angeht, habe ich mit der Reduzierung meiner kcal-Aufnahme jetzt einfach "one more tool in the box" mit dem ich rumexperimentieren kann - während ich an anderen Dingen ebenfalls rumschraube. Zum Beispiel hoffe ich, dass ich bzgl. angenommener Unverträglichkeiten nun etwas lockerer sein kann, und vorher problematische Lebensmittel für mich bekömmlicher sind, da meine Verdauung insgesamt weniger belastet ist und mehr Kapazitäten für "schwer Verdauliches" frei hat. Schauen wir mal.

Inwiefern das jetzt anderen Menschen weiterhilft, sei dahingestellt. Im Moment kann ich mir ja nicht mal sicher sein, dass es mir selbst hilft. Da Sphinkter in der Vergangenheit aber schon oft geschrieben hat, dass er instinktiv auch eher zu hoher kcal-Aufnahme neigt, könnte die Idee für ihn relevant sein. Wer hingegen von Haus aus nicht zu großen Portionen neigt und schnell satt ist, dem bringt es vermutlich wenig, die kcal-Aufnahme bewusst noch weiter zu senken, das sehe ich auch so.

Verfasst: 20. Jul 2020 09:04
von Sphinkter
human vegetable hat geschrieben:
20. Jul 2020 08:08
Da Sphinkter in der Vergangenheit aber schon oft geschrieben hat, dass er instinktiv auch eher zu hoher kcal-Aufnahme neigt, könnte die Idee für ihn relevant sein. Wer hingegen von Haus aus nicht zu großen Portionen neigt und schnell satt ist, dem bringt es vermutlich wenig, die kcal-Aufnahme bewusst noch weiter zu senken, das sehe ich auch so.
Kann ich ausschließen. Ich ernähre mich seit Wochen von rund 2000 Kcal am Tag. Habe jetzt wieder einen Sixpack seit vielen Jahren und das Ü45. Aber die Verdauung hängt definitiv mit den Lebensmitteln zusammen. Habe nun nach Trail & Error die Haferflocken ausfindig gemacht. Die machen ordentlich Terror im Darm, vor allem mit Kaffee zusammen. Meine Experimente mit High Fat sind so dermaßen in die Hose gegangen, dass ich mit 3 fetten Pickel rumlaufe (extrem fettige Haut), die ich nicht mal zu meinen Teenager Zeiten hatte. Nach der Umstellung auf Very Low Fat kann ich förmlich sehen, wie meine Haut sich wieder erholt und die fettige Haut sich normalisiert.

Bei mir hat Ernährung einen sehr grossen Einfluss und Dermatologen die behaupten, dass Ernährung kein Einfluss auf die Haut hat, sollten sich in die Mottenkiste legen.

Verfasst: 20. Jul 2020 10:58
von human vegetable
Hey, Respekt! Wenn du auf einer low fat diet langfristig mit 2000 kcal ohne Hungergefühle klarkommst, dann sehe ich keine dringende Veranlassung, den Rohkost- oder Ballaststoffanteil zu erhöhen. Denn der Sinn einer derartigen Intervention wäre aus meiner Sicht vor allem, zu einer schnelleren/stärkeren Sättigung beizutragen, und eine zu hohe Kcal-Aufnahme zu vermeiden. Wenn du ohnehin schnell satt bist, erübrigt sich das.

Haferschleim wird bei Darmproblemen oft als Schonkost empfohlen - bist du wirklich sicher, dass es die Haferflocken selbst sind, die die Probleme machen, und nicht irgendwelche anderen Zutaten, die du in deine Mahlzeit mixt? Wenn Haferflocken für dich nicht wichtig sind, kannst du natürlich genausogut andere KH-Quellen nehmen. Aber solltest du Haferflocken schon gerne wieder reinnehmen wollen, dann lohnt es sich evtl., testweise zum Einstieg leicht gesüßtes Haferporridge (Flocken kurz in Wasser aufkochen, nach Geschmack süßen) solo zu probieren und zu sehen was passiert. Wenn das für dich funktioniert, kannst du deine Rezepte ja vielleicht doch so abwandeln, dass die Haferflocken keine Probleme machen.

Um auf die "sweating the small stuff" Ebene zu wechseln: Zwar hat Hafer im Vergleich mit anderen Getreiden verhältnismäßig viel o6-Fette, dafür aber auch ein ungewöhnlich komplettes Proteinspektrum und viel Beta-Glukan. Der Papierform nach scheint mir Hafer deswegen ein gesundheitlich wertvolles Nahrungsmittel (um nicht zu sagen: Ein heimisches superfood), das man ruhig öfter zu sich nehmen kann. Ganz drauf zu verzichten wäre schade - auch weil ähnliche Alternativen (Pseudogetreide, Beta-Gerste) um ein Vielfaches teurer sind.

Verfasst: 20. Jul 2020 15:28
von illith
Ein heimisches superfood
thissss!

Verfasst: 21. Jul 2020 14:09
von somebody
BTW, die nährstofftechnisch sehr interessante Kombination Haferflocken + Rote Linsen + Gemüse als warmes One Pot Gericht wird IMO in der veganen Alltagsküche zu wenig beachtet, obwohl leichte Verfügbarkeit Zutaten, leichte Zubereitung, attraktiver Geschmack.

Verfasst: 21. Jul 2020 16:28
von Sphinkter
human vegetable hat geschrieben:
20. Jul 2020 10:58
Hey, Respekt! Wenn du auf einer low fat diet langfristig mit 2000 kcal ohne Hungergefühle klarkommst, dann sehe ich keine dringende Veranlassung, den Rohkost- oder Ballaststoffanteil zu erhöhen.
Das geht eigentlich ganz gut mit 2 Bananen und 1/2 Soja Drink Vanille von Alpro. Ich mag das leichte Gefühl im Magen/Darm. Abends gibt es ein Feast, ganz nach dem Warrior Diet Style. Wenn dann aber 450g Gemüse reinkommen, mit Nudeln, Sosse, Hummus dann sind Winde und ein Blähbauch aktuell nicht zu vermeiden.