Intermittent Fasting

Akayi · Beitrag von **Akayi** » 1. Jul 2018 13:45

Mir soll es Recht sein. Ich liebe Frühstück.

human vegetable · Beitrag von **human vegetable** » 1. Jul 2018 15:09

Anfangs schien es mir auch sehr ungewohnt, gleich nach dem Aufstehen ein riesiges Frühstück zu vertilgen. Allerdings habe ich dann sofort gemerkt, dass mein Körper damit gar kein Problem hatte, und ich trotz des ausufernden Mahls vormittags leistungsfähig war. Der eigentliche Knaller kam dann abends: Obwohl ich ab der Mittagszeit nix mehr gegessen hatte, kam kein Hunger auf. Die "frontgeloadeten" Kalorien sättigten mich klaglos bis zur Bettzeit, auch wenn die letzte Mahlzeit mehr als 8 Stunden zurücklag.

Sehe ein, dass dieses setup bei den meisten gegen bisher bestehende Gewohnheiten verstößt, und deswegen erstmal wenig erfolgversprechend scheint. Je nachdem wie eure sozialen Prioritäten und sonstige Rahmenbedingungen (Arbeitszeiten, Freizeitaktivitäten) so verteilt sind, ist es eventuell auch wirklich unpraktikabel. Die Befürchtung allerdings, dass der Körper diesen Rhythmus ablehnt, kann ich aus eigener Erfahrung nicht teilen. Wenn "dinner cancelling" mit eurer Alltagsorganisation ohne allzu viel Aufwand halbwegs kompatibel wäre, kann ich euch nicht euphorisch genug zu einem Selbstexperiment raten. Für mich war diese Art zu essen wirklich ein "game changer".

Falls ihr es probieren wollt, ein Tipp: Versucht nicht, gleichzeitig auch noch die kcals runterzufahren, denn dann habt ihr am Ende wirklich abends Kohldampf, geht hungrig ins Bett und verbringt eine unruhige Nacht > Teufelskreis: Schlechter Schlaf führt zu schlechterer Blutzuckerkontrolle und noch mehr Hunger am nächsten Tag.

Haltet die kcal erstmal konstant (d. h größere Portionen, da im Regelfall 1-2 Mahlzeiten weniger pro Tag), und seht wie ihr damit klarkommt. Erst wenn ihr euch damit über mehrere Tage zu voll fühlt, esst etwas weniger.

Wenn man schnell und radikal abnehmen will kommt man um die kcal-Reduktion zwar nicht herum. Aber das ist hierbei nicht die Idee: slow and steady wins the race. Selbst ohne bewusste kcal-Reduktion zeigen viele Studien auf einen moderaten Abnehmeffekt (und das ist aus meiner Sicht nur ein positiver Nebeneffekt, aber nicht die Hauptsache, warum sich diese Art von IF lohnt).

Akayi · Beitrag von **Akayi** » 1. Jul 2018 15:23

Man kann und darf btw. auch Frühstück essen ohne dann sein Abendessen zu "canceln"

Sphinkter · Beitrag von **Sphinkter** » 1. Jul 2018 15:28

Um nochmals alle zu Verwirren, hier die Meinung eines Forschers über das Frühstück.

https://www.welt.de/kmpkt/article161088 ... uchen.html

"Vor acht Jahren wurde bei dem heute 64-Jährigen Diabetes 2 diagnostiziert. Daraufhin begann er, seinen Blutzuckerspiegel selbst zu beobachten. Dabei stellte sich heraus, dass seine Glukoselevel insbesondere nach dem Frühstück gefährlich hoch waren.
Diese Beobachtung brachte ihn also auf die Idee, das Frühstück auszulassen. Seine Blutzuckerlevel sanken laut eigenen Aussagen und erhöhten sich auch im Tagesverlauf nach weiteren Mahlzeiten nicht mehr. Doch auch Nicht-Diabetiker sollten auf das Frühstück verzichten, empfiehlt Kealey. Denn Frühstück befördere das metabolische Syndrom, eine Art Insulinresistenz, die zu Erkrankungen der Arterien führen kann. Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Diabetes werden damit assoziiert."

human vegetable · Beitrag von **human vegetable** » 1. Jul 2018 16:46

Akayi - natürlich darf man das - aber wenn man sowohl Frühstück als auch Abendessen zu sich nimmt, wird es mit IF schwer (und das ist immerhin der topic). Denn um eine möglichst lange Esspause hinzubekommen, macht es Sinn, die Fastenzeit entweder direkt vor oder direkt hinter die Schlafperiode zu legen.

Sphinkter, es gibt jede Menge widersprüchliche Studien zum Thema. In einer Studie wird sogar beobachtet, dass gewohnheitsmäßige Nicht-Frühstücker abnehmen, wenn sie frühstücken, und gewohnheitsmäßige Frühstücker abnehmen, wenn sie nicht frühstücken. Die Effekte aufs Körpergewicht sind zumindest kurzfristig klein, man sollte sich keine Wunder erhoffen. Und wie schon vorher von anderen Postern gesagt, spielt der individuelle Rhythmus bestimmt auch eine große Rolle.

Nur, wenn man sich gewinnbringend mit dem Thema auseinandersetzen will, finde ich es wichtig, die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen, und nicht per se davon auszugehen, dass man intuitiv schon den persönlichen Stein der Weisen gefunden hat. Bei meiner Rumprobiererei bin ich tatsächlich auf einen Essrhythmus gestoßen der mir wesentlich besser zusagt als der, den ich die Jahrzehnte davor ohne groß drüber nachzudenken praktiziert habe.

Die wichtigste Einsicht ist für mich, dass unsere übliche Art zu essen (3 Hauptmahlzeiten, mehrere Snacks optional) eben nur für Menschen "normal" ist, die heutzutage in Erstweltländern leben. Dieses Mahlzeitenmuster ist aber keine biologische Konstante, an die wir evolutionär besonders gut angepasst wären. Längere Zeitspannen ohne Nahrungsaufnahme (sowohl während eines einzigen Tages, als auch während längerer Zeiträume) waren evolutionär die Norm. Insofern besteht da wesentlich mehr Gestaltungsspielraum, als uns vielleicht bewusst ist, wenn wir nur vom status quo her denken.

Dana68 · Beitrag von **Dana68** » 1. Jul 2018 18:23

human vegetable hat geschrieben:
Die wichtigste Einsicht ist für mich, dass unsere übliche Art zu essen (3 Hauptmahlzeiten, mehrere Snacks optional) eben nur für Menschen "normal" ist, die heutzutage in Erstweltländern leben. Dieses Mahlzeitenmuster ist aber keine biologische Konstante, an die wir evolutionär besonders gut angepasst wären. Längere Zeitspannen ohne Nahrungsaufnahme (sowohl während eines einzigen Tages, als auch während längerer Zeiträume) waren evolutionär die Norm. I

Sehr gut erkannt. Diese 5 oder mehr Mahlzeiten sind von der Snack-Industrie suggeriert, denn wie sollen sie sonst ihre ganzen Snacks incl. aller Süßigkeiten an den Mann/ die Frau bekommen (wenn man nur ein oder zwei Mahlzeiten zu sich nimmt, braucht man keine Snacks). Von der Evolution her ist es eben genauso, dass es immer längere Fastenzeiten gab, wenn man eben kein Tier erlegt hat oder nicht genug Beeren u.ä. sammeln konnte.

Sphinkter · Beitrag von **Sphinkter** » 1. Jul 2018 19:18

Dana68 hat geschrieben: Von der Evolution her ist es eben genauso, dass es immer längere Fastenzeiten gab, wenn man eben kein Tier erlegt hat oder nicht genug Beeren u.ä. sammeln konnte.

Das sagt doch nur aus, dass wir Speicher haben. Mehr kann man seriös nicht ableiten.

Dana68 · Beitrag von **Dana68** » 1. Jul 2018 19:52

Doch, dass wir nicht gleich "vom Fleisch fallen", wenn wir einmal mehrere Stunden nichts essen.

human vegetable · Beitrag von **human vegetable** » 1. Jul 2018 22:28

Sphinkter - auf die Gefahr hin, dich mit einem deiner Hassbegriffe zu vergrätzen: Hunger/Fasten ist wiederum so ein Stimulus, der hormetischen Prinzipien folgt. In gewissen Grenzen gut und gesund, wenn man es übertreibt schlecht.

PDF mit vielen Fußnoten zum Thema von "Dr. Force" (der Mann heißt wirklich so): http://www.drforce.com/wp-content/uploa ... -Aging.pdf

Ein weiteres buzzword in diesem Zusammenhang ist Autophagie. Nach längerem Fasten schaltet der Körper in den Reparatur- und Recyclingmodus, was viele der gesundheitlichen Effekte des Fastens erklärt.

Dazu ein Auszug aus einem aktuellen US-Bestseller (nix Wissenschaftliches, aber schön geschrieben): http://thechalkboardmag.com/what-is-aut ... ng-process

Deutschsprachiges Buch zum Thema: https://www.amazon.de/Jungzelleneffekt- ... op?ie=UTF8

Bestimmt springen auf diesen Zug in den nächsten Monaten noch mehr Autoren auf, um ihre Bücher an den Mann zu bringen.

Sphinkter · Beitrag von **Sphinkter** » 3. Jul 2018 19:52

human vegetable hat geschrieben:"Dr. Force" (der Mann heißt wirklich so).

Geil, May the Force be with you