Fühle mich verzweifelt

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
travolltar
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Fühle mich verzweifelt

Beitrag von travolltar » 3. Jun 2020 15:18

Hallo!

Ich lebe noch bei meinen Eltern und naja kulturell bedingt ist Fleisch essen bei uns völlig normal (Arabisch). Ähnlich hat meine Familie reagiert
als ich sagte, ich will vegan werden. Haben sie eher beliebäugelt. Habe es 6 Tage lang gemacht und heute bin ich schwach geworden. Ich habe einfach bei uns zuhause nichts gefunden was ich kochen kann. Die meiste Zeit haben ich z.B. Hummus oder veganes Curry und Spinat / Nudeln gemacht. Aber darauf hatte ich heute gar keine Lust und habe wieder Fleisch gegessen. Habe eben auch kein eigenes Einkommen und daher ist es schwer immer alles vegan zu kaufen und zuzubereiten

Obwohl ich eigentlich total gegen die Fleischindustrie bin und total gerne vegan sein würde. Meint ihr es wäre schlimm wenn ich einfach solange ich bei meinen Eltern lebe weitehrin Fleisch esse und wenn ich alleine lebe richtig anfange oder meint ihr ich sollte es weiterhin versuchen

Mein Essen bestand vor allem aus Müsli/Hummus/Spinat/Bohnen/Linsen/Vollkornnudeln/Gemüse Obst und Nüssen

Wenn ich jetzt wieder sage dass ich vegan sein will nehmen mich miene eltern bestimmt nicht mehr ernst.. was sollte ich machen?

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schwarz
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Beitrag von schwarz » 3. Jun 2020 15:21

Einfach nichts sagen und weiterhin nur das essen, was pflanzlich ist?
Wenn da nur Unverständnis kommt, würde ich das erstmal nicht weiter thematisieren.
enter the void.

travolltar
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Beitrag von travolltar » 3. Jun 2020 15:23

schwarz hat geschrieben:
3. Jun 2020 15:21
Einfach nichts sagen und weiterhin nur das essen, was pflanzlich ist?
Wenn da nur Unverständnis kommt, würde ich das erstmal nicht weiter thematisieren.
Ja das wird zwar schwer aber du hast recht... ich würde so gerne vegan leben aber entweder ist da der Druck von außen oder mein innerer Schweinehund.

habe sofort wieder einen Rückfall heute gehabt und zwei Magnumeis gegessen sowie Nuggets/Pommes gemacht

Danach habe ich mich seehr schelcht gefühlt

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schwarz
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Beitrag von schwarz » 3. Jun 2020 15:26

Das ist der Preis.
enter the void.

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illith
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Beitrag von illith » 3. Jun 2020 15:30

in fast jeder Kultur ist Fleischessen ja leider normal.
meiner Einschätzung nach ist die arabischen Küche dabei aber noch sehr viel besser vegankompatibel als die europäische? :) hat ja sehr viel mehr pflanzliche Proteinquellen, was schon mal ein Plus ist.

trotzdem ist deine Situation natürlich blöd.
wie anti sind deine Eltern denn? könntest du zB mal mit einkaufen gehen und da ein paar Sachen für dich mit in den Wagen tun (auf deren Rechnung)?^^
oder beim Kochen darum bitten, da wo es möglich ist, unvegane Komponenten separat bereitzustellen?

arabisches Brot ist ja übrigens auch vegan - ich sag's nur, weil das nicht in deiner Aufzählung vorkam^^
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Bismuta
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Beitrag von Bismuta » 3. Jun 2020 16:23

travolltar hat geschrieben:
3. Jun 2020 15:18
Meint ihr es wäre schlimm wenn ich einfach solange ich bei meinen Eltern lebe weitehrin Fleisch esse und wenn ich alleine lebe richtig anfange
Das habe ich so gemacht und bin jetzt im nachhinein absolut nicht glücklich darüber. Mich ärgert es jetzt dass ich mir zu Hause so lange das Gehirn habe waschen lassen und nicht den Arsch in der Hose hatte, das richtige zu tun und wenn ich könnte, würde ich gerne noch mal in der Zeit zurück reisen und meinem Jüngeren Ich sagen, dass es sich doch zusammenreißen soll um "nein" zu sagen zu den Traditionen, die Tierprodukte beinhalten und zu den altbekannten und beliebten Lebensmitteln im Kühlschrank. Und dass es zwar schwer ist, gegen den Strom zu schwimmen, es sich aber lohnt.

Wenn ich so zurückdenke, hätte mir in dieser Situation vermutlich seelisch-moralischer Beistand geholfen. Auf die Idee, mir welchen zu holen, bin ich aber auch nicht gekommen. Von daher hast du wohl mit deiner Anmeldung hier schon mal mehr richtig gemacht als ich damals.

Von daher bin ich wohl absolut unqualifiziert, dir bei der Problematik "wie stehe ich es durch, in einem Omni-Haushalt auf vegan umzustellen" irgendwelche Ratschläge zu erteilen. Aber vielleicht hilft dir die Geschichte meines Scheiterns ja etwas, um es besser zu machen...

travolltar
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Beitrag von travolltar » 3. Jun 2020 16:55

Danke für eure lieben Antworten nochmal!

Ja,es ist meine Schuld, ich hätte standhaft bleiben können. Ich vermisse dieses Gefühl der Leichtigkeit, die mir die plfanzliche Ernährung in dieser veganen Woche gegeben hat. Ich habe mich erstmals nicht schlapp gefühlt wie sonst immer und hatte weniger schleim im Hals, mehr Antrieb. Ich war motivierter, hatte mehr Energie und habe auch nicht mehr so eklig riechende Fürze abgegeben (ein lustiger, aber nützlicher Nebeneffekt)

Außerdem hat es sich moralisch total gut angefühlt.

Bismuta, ich kann dich aber total verstehen. Du braucsht dir keine Vorwürfe zu machen. Es ist alles andere als einfach, in einem omnivoren Haushalt vegan zu leben, vor allem wenn es kulturell bedingt noch Flesich völlig normal ist. Meine Eltern sind Muslime und da ist es eben normal, weil im Koran steht, dass Gott den Menschen das Tier und die Fische zum Essen erschaffen hat. Deswegen finden meine Eltern vegane Ernährung unverständlich.

Sie haben mir in der Woche aber geholfen, z.B. extra Spinat eingekauft, Linsen etc. Aber trotzdem ist der Druck da

ich werde es nochmal probieren und hoffe mein Karma wird mir verziehen

travolltar
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Beitrag von travolltar » 3. Jun 2020 17:01

illith hat geschrieben:
3. Jun 2020 15:30
in fast jeder Kultur ist Fleischessen ja leider normal.
meiner Einschätzung nach ist die arabischen Küche dabei aber noch sehr viel besser vegankompatibel als die europäische? :) hat ja sehr viel mehr pflanzliche Proteinquellen, was schon mal ein Plus ist.

trotzdem ist deine Situation natürlich blöd.
wie anti sind deine Eltern denn? könntest du zB mal mit einkaufen gehen und da ein paar Sachen für dich mit in den Wagen tun (auf deren Rechnung)?^^
oder beim Kochen darum bitten, da wo es möglich ist, unvegane Komponenten separat bereitzustellen?

arabisches Brot ist ja übrigens auch vegan - ich sag's nur, weil das nicht in deiner Aufzählung vorkam^^
Ja du hast recht, in der arabischen Küche gibt es schon einiges veganes z.B. Hummus, Taboule, Linsensuppe, Auberginen-Sesampaste

aber religiös bedingt glaubt man eben, dass Gott den Menschen erlaubt hat, fleisch zu essen und fisch. Und daher gibt es in den arabischen Ländern sehr wenige Veganer und die werden meistens belächelt

Trotzdem haben mir meine Eltern geholfen

werde es nohcmal probieren

HappiestStone
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Beitrag von HappiestStone » 3. Jun 2020 17:12

Bei meinen Eltern gab es zwar diesen religiösen Druck nicht, aber meine Mutter war dennoch nicht begeistert. Als ich den ersten Schritt zu vegetarisch eröffnet habe, meinte sie auch, sie wäre nicht einverstanden. Bei vegan hat sie auch geschnauft.. was dann bei mir geholfen hat, war der Satz "ich verlange ja nicht, dass du das verstehst, aber ich würde mich freuen, wenn du das zumindest akzeptierst, dass ich das nicht möchte". :)

Sabotagehase
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Beitrag von Sabotagehase » 3. Jun 2020 19:01

Also erstmal:
ohne jetzt hier die Moralkeule zu schwingen weil du "Rückfällig" geworden bist: mach dir da keine Vorwürfe. Nicht alle sind von einem Tag auf den Anderen vegan geworden.

Und dass dir deine Eltern sogar was gekauft haben ist doch schon mal ein Schritt! Meine Mutter war auch dagegen, als ich meinen Freund (vegetarisch) kennenlernte meinte sie auch (hinter meinem Rücken) sie hoffe er würde mich wieder zum Vegetarismus bringen (heute sind wir beide vegan^^), solche Sachen. Konflikte mit ihr gibt es immer noch, sogar mein Omni-Dad mit vegan-affinität hat ab und zu deshalb kleinere Konflikte mit ihr weil sie es aus prinzip oft kacke findet. Trotzdem kaufen sie vegane Produkte für mich ein, und auch für meiner Sis (auch vegan, aber schon ausgezogen) bringen sie ab und zu was mit.
Ich kenne deine Eltern ja nicht, aber muss unverständnis wirklich Ablehnung sein? Also Ablehnung im Sinne von "Verbot"? Denke wenn man es gut anstellt kann sich die Ablehung auch in Toleranz wandeln.

Und so wie ich die arabische Küche (aus welcher Region auch immer) kenne, lässt sich da echt viel machen. Ich kann das akut nicht einschätzen, weil ich eigentlich immer "vegan Denke" aber gäbe es z.B. nicht vlt. ein paar Gerichte, wo man dir kurz bevor die Tierischen Produkte reinkommen was zur Seite stellt und du das dann fertig zubereitest? Meine Mom macht das mit Kartoffeleintopf so (bez. Sahne und Würstchen)

Ich weiß acuh nicht wir informiert du bist (am anfang vermutlich recht wenig) aber je nachdem in welchen Supermärkten deine Eltern einkaufen kannst du ja vlt. schaun, ob viele der Produkte nicht ohnehin vegan sind. Vlt. könntest du dann mengentechnisch was abzwacken oder so. Wir haben hier auch einen türkischen Supermarkt, da ist suuper viel vegan, im Persischen auch (man muss in den gerichten halt die Butter ersetzen, dann passt vieles), in einem arabischen war ich noch nicht, kann mir aber vorstellen, dass es auch da viel geben wird. (-> welcher Landesküche sind deine Eltern denn zugetan?)
Und zugegeben: ich esse fast nurnoch Hummus in div. Abwandlungen und Vinnete/Baba Ghanosh/wie auch immer, hab mich in meiner Anfangszeit an den ganzen weirden veganen Aufstrichen so überfressen, und ich muss sagen, ich bin damit zufrieden :D

Und mal ehrlich: ich weiß nicht, ich glaub in der Bibel steht es fast genauso. Und sobald die Leute nicht mehr gläubig sind oder sich auf irgendeine heilige Schrift berufen, ist es die bioligie, aka. "der Mensch ist ein Allesfresser [...]" Würde also nicht sagen dass es grundsätzlich unmöglich ist, vertreter dieser Meinung zu mehr Akzeptanz zu bewegen. Das hängt wohl dann eher von deinen Eltern als Personen ab.

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