Nix wird besser - im Gegenteil!

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
Mökel
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Nix wird besser - im Gegenteil!

Beitrag von Mökel » 21. Jun 2020 07:48

Hallo!

Ich bin gerade irgendwie enttäuscht.

Ich ernähre mich seit 4 Monaten konsequent vegan - aber das einzige, was besser geworden ist, sind meine Bauchbeschwerden. Das wird daran liegen, dass ich eine Laktoseintoleranz habe, die mit "vegan" natürlich gut in Schach gehalten wird … allerdings esse ich seitdem auch glutenfrei, vielleicht liegt es also auch daran und gar nicht an veganer Ernährung … !? Das ist aber letztendlich auch egal, weil ich mich vom Gewissen her mit vegan sehr wohl fühle und auch gut damit klar komme.

Aber sonst?
- mein Rheuma ist wieder schlimmer geworden.
- meine Cholesterinwerte sind nicht besser geworden (gesamt bei ca. 240)
- meine psychische Verfassung ist eher lau - eher Richtung schlechte Laune - müde (kann auch am Rheuma liegen).
- Ich habe 5 kg zugenommen - und das, obwohl ich keine Unmengen an Nüssen oder Fett oder so esse. Ich passe schon auf - aber irgendwie muss ich bei der pflanzlich basierten Kost vermutlich mehr essen!? Weil tierisches Eiweiß vielleicht satter macht?!
- bin infektanfälliger geworden - 3 x Blasenentzündung mit Antibiotika in 4 Monaten (hatte ich vorher noch nie).

Kurz … vieles (z.B. Rheuma, Gewicht, Infekte, Müdigkeit), bei dem ich mir versprochen habe, dass es BESSER wird, ist im Gegenzug tatsächlich SCHLECHTER geworden und das finde ich natürlich ziemlich doof. An eine "Erstverschlimmerung" nach 4 Monaten kann ich nun auch nicht glauben.

Könnt ihr euch das erklären? :|

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Gruftmoggele
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Beitrag von Gruftmoggele » 21. Jun 2020 08:03

Ich hab den Eindruck wie wenn du etwas zuviel von einer veganen Ernährung erwartest.
Es ist ja nicht immer gleich so, dass damit innerhalb eines viertel Jahres alle Probleme gelöst sind. Sofern das überhaupt möglich ist.
Auch nach Jahren mit veganer Ernährung kann man immernoch Fehler machen, bzw. Ich mache auch immer wieder Fehler und hab dann tagelang Bauchweh.

Kann Rheuma mit Ernährung geheilt werden? Ich kenne mich ja nicht aus.

Was isst du denn so? Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?

Wie sieht es aus mit der Zufuhr von Protein/Ballaststoffen? Die machen ja bekanntlich recht gut satt.

Angst vor gesunden Ölen und Nüssen braucht man meiner Meinung nach nicht haben, nur eben nicht im Unverstand futtern.

Ich würde dir gerne nahelegen, etwas entspannter an die Sache vegane Ernährung ran zu gehen und Vertrauen zu haben, dass es auch auch einpendeln kann.

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 21. Jun 2020 08:08

wenn du dich jetzt von eis, chips und cola ernährst, dann ist es klar, dass da nix besser wird. daher wärs wie moggel erwähnt, ratsam, mal aufzulisten, was du vorher und was jetzt gegessen hast.

eine sache ist auf jeden fall besser geworden: es leiden weniger tiere und du schützt das klima
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illith
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Beitrag von illith » 21. Jun 2020 09:36

manches ist ja leider auch genetisch.
wenn man ernährungsbedingt zu hohes Cholesterin hat, lässt sich das über Ernährung natürlich gut beeinflussen. wenn's die Gene sind, nicht oder nur wenig.

genau, Protein sättigt am meisten - aber egal ob tierisches oder pflanzliches. allerdings sind tierische Lebensmittel im Schnitt proteinhaltiger. darum nehmen viele Vegan-UmsteigerInnen erstmal zu, wenn sie nicht auf bestimmte Dinge achten.
darum wäre es, wie meine Vorposterinnen schon schrieben, hilfreich, deine Ernährung hier mal exemplarisch darzulegen :)

hat sich sonst in den letzten Monaten ernährungsunabhängig irgendwas bei dir verändert? (Stress etc...)

da du deinen Cholesterinwert nennst - wurde da noch was anderes beim Bluttest auf etwaige Mängel gecheckt? (Eisen, B12...?)
Supplementierung du eigentlich?

warum übrigens glutenfrei - hast du eine bekannte Unverträglichkeit?
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Mökel
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Beitrag von Mökel » 21. Jun 2020 09:58

Danke für eure Antworten.

Ja, ich hätte vielleicht erwähnen müssen, dass ich mich schon lange "gesund" ernähre - nach bestem Wissen und Gewissen. Also viel Gemüse, frisch gekocht, wenig bis keine Fertigprodukte oder Fastfood … und viel Fleisch war es früher auch nicht (wohl aber Eier und so was wie Quark, Skyr, Käse …). Außerdem habe ich in den letzten 2 Jahren ca. 20 kg abgenommen.

Ich bin also gut im Thema "Kalorien + Co." und weiß schon, was hochkalorisch ist und auf was ich besser verzichten sollte … klar, eine vegane Schokolade hat genauso viel Kalorien wie eine normale …. aber andererseits gibt es ja auch so viel, was ich weglasse!? Kuchen, Eis, Käse (auch was überbackenes), Sahne, Süßigkeiten... Cola oder Säfte oder so sowieso nicht ….. usw. Das esse ich alles nicht - diese Kalorien fallen schon mal weg und irgendwelche "Nachbauten" sind oftmals wesentlich kalorienfreundlicher … z.B. Eis aus gefrorenen Früchten mit etwas Soja-Joghurt … oder Hafermilch mit Senf und Hefeflocken und etwas Stärke als "Käsesoße" … Naja, egal. Ich muss mich mal konkret mit dem Tracken beschäftigen - das wird noch mehr Erkenntnisse liefern.

Lt. Internist bin ich vermutlich glutenunverträglich - schon seit einigen Jahren. Allerdings wurde keine Dünndarmspiegelung wegen Zöliakie durchgeführt. Es geht mir einfach besser, wenn ich kein Gebäck mit Gluten essen … 100% erwiesen ist es nicht, aber es reicht einem ja, wenn es besser wird, dann macht man das so und lässt das weg, wo man die Ursache vermutet.

Blut wird bei mir regelmäßig geprüft, da ich ja Rheuma habe und Medikamente nehme. Deshalb kenne ich meine Werte und kann auch die Veränderungen einschätzen.

Stress habe ich schon jahrelang - psychisch, familiär - daran kann man leider wenig ändern.

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illith
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Beitrag von illith » 21. Jun 2020 10:06

wie alt bist du btw?

und wurden den irgendwelche Mängel festgestellt?

schreib doch mal, wie essensmäßig ein typischer Tag bei dir aussieht.
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Mökel
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Beitrag von Mökel » 21. Jun 2020 11:12

Ich bin 56.
Nein, keine Mängel bekannt - außer Vitamin D (dafür nehme ich Tabletten)

Was ich esse!?

Also - mal so als Beispiel - Mengen ungefähr.

morgens -
ein oder zwei Scheiben selbstgebackenes Brot (mit vielen Körnern, Haferkleie, Leinsamen usw., Möhre) - darauf veganen Quark und Tomaten, Salatblatt
200 g Soja-Joghurt mit Erdbeeren oder Ananas oder Heidelbeeren o.ä.

mittags:
Salat aus Kartoffelwürfeln, gekochten Möhren, frischer Gurke, Radieschen, saurer Gurke .. so eine Art Kartoffelsalat, nur mit weniger Kartoffeln - mit veganer Mayo, gemischt mit Hafermilch, Soja-Joghurt,
dazu kleine Frikadellen aus Kidney-Bohnen mit Zwiebeln, Sonnenblumenkernen, Flohsamenschalen, Haferflocken.

nachmittags:
bisschen was Süßes zu Kaffee - vegane Kekse oder 30 bis 40 g vegane Schokolade
Banane

abends:
glutenfreies Brot - z.B. von Schär, mit veganem Käse oder "Wurst", dazu Salat, Oliven,
evt. mal ein Glas Wein
später noch etwas Nussartiges … so was wie Studentenfutter, oder Cashews mit Walnüssen, Datteln.

Mal so als Beispiel.

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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 21. Jun 2020 12:32

Hallo Mökel, dass deine Verdauung sich beim Umstieg auf vegan verbessert hat, hört man selten - meist macht die höhere Ballaststoffmenge anfänglich Probleme.

Wenn du schon omnivor auf gesunde Kost geachtet hast, solltest du dir von der veganen Kost tatsächlich nicht zu viel erwarten. Letztendlich sind die überzeugendsten Gründe dafür ethischer, ökologischer und sozialer Natur.

Im Bezug auf deine oben gelisteten Zipperlein und deinen Beispieltag einige Anregungen:

- auf antientzündliche Ernährung achten, d. h. farbenfrohes Obst und Gemüse ("eat a rainbow") und Gewürze wie Ingwer, Kurkuma, Chili (eigentlich alle) betonen

- Getreide möglichst als Vollkorn (machst du schon) und optimalerweise unvermahlen, d. h. als grobe Flocken gequetscht oder als Korn eingeweicht/gekocht > niedrigerer GI als Mehl (Ausnahme:Pasta)

- Hülsenfrüchteanteil graduell je nach Bekömmlichkeit steigern, hier erhöht sich der GI beim Mahlen nicht > Kichererbsenmehl, Linsenpasta etc. nutzen um noch mehr Hülsenfrüchte zu "verstecken"

- hochverarbeitete vegane Produkte wie fake meats, "Käse" etc. stark einschränken (sarkastischer Hinweis: keine Produkte mit "vegan" labels kaufen, denn natürliche und unverarbeitete vegane Produkte wie Äpfel oder Linsen brauchen diese marketing-gimmicks nicht)

- traditionelle, relativ unverarbeitete Sojaprodukte wie Tofu, Sojamilch, Tempeh etc. sind in normalen Mengen völlig unproblematisch und können täglich verzehrt werden

- Ölverbrauch minimieren, und wenn dann auf niedrigen Omega 6-Anteil achten; stattdessen lieber Nüsse/Kerne/Oliven ganz

- Stevia und Erythritol sind nicht nur kalorienfrei sondern auch unbedenklich, besser die nehmen als "natürliche" Zuckerersatzstoffe wie Rohrohrzucker und co, auch Trockenobst wie Datteln haut schnell rein

- bzgl. Cholesterin gibt es einige tweaks im Nahrungsmittelergänzungs-Bereich: Amla, Niacin und Propionat bringen lt. Studien alle die Werte runter.

Welche dieser Ideen für dich momentan interessant sein könnten, kannst nur du selbst entscheiden. Höchstwahrscheinlich ist keine davon ein echter "game changer", sondern sie werden dich so oder so nur graduell weiterbringen.

Trotz deiner leichten "Ent-Täuschung" hoffe ich, dass du weiter am Ball bleibst. Zumindest als grobe Faustregel macht es gesundheitlich auf alle Fälle Sinn, nur pflanzliche und dabei möglichst unverarbeitete Produkte zu essen. Aber dennoch sind Veganer gesundheitlich nicht generell besser aufgestellt als Omnivoren - wer das behauptet, verspricht zuviel.

Bei mir waren zwei Krebserkrankungen im Verwandtenkreis der Einstieg, und das brachte mich dann mittelfristig dazu (gerade auch über online-Austausch mit anderen Veganern), mich auch mit anderen Aspekten des Veganismus zu befassen. Denn rein gesundheitlich lässt sich aufgrund der momentanen Datenlage zwar eine Verringerung des Konsums tierischer Produkte begründen (ausgehend vom Durchschnittsverzehr), aber kein kompletter Verzicht. Wenn deine Motivation also rein gesundheitlich bedingt ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du es langfristig nicht durchziehst.
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson

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illith
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Beitrag von illith » 21. Jun 2020 17:08

du könntest mM deinen Protein-Intake noch etwas hochschrauben - am besten geht das mit Sojaprodukten. Hülsenfrüchte sind auch eine gute Sache.
mischst du dir deinen Sojajoghurt selber mit Beeren & Co oder kaufst du die fertige Variante?
da würde ich auf jeden Fall immer zuckerfreien Sojajoghurt oder -quark empfehlen mit TK-Obst und Stevia oder Erythrit gesüßt. (falls du das nicht schon so machst) das ist in der Kalorien-, Mikronährstoff- und Makronährstoff-Bilanz deutlich überlegen.

ich möchte dir btw unbedingt ans Herz legen, jetzt schon B12 zu supplementieren, bevor du einen Mangel ausgebildet hast.

HV, also ich hab schon Haselnüsse mit Vegan-Label gesehen ;)
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Mökel
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Beitrag von Mökel » 22. Jun 2020 05:39

Guten Morgen!

@human vegetable … danke für deine ausführliche Antwort und die Tipps.
Für mich waren meine Darmbeschwerden nur der Anlass, das mit der veganen Ernährung anzufangen. Mein Mann ist schon lange Vegetarier mit Tendenz zum Veganen - deshalb ist das bei uns sowieso Thema. Und ich habe ja, wie gesagt, sowieso eher wenig Fleisch gegessen.
Momentan sehe ich also die Gefahr nicht, dass ich dahin wieder zurückkehre. Vielleicht ab und zu nur vegetarisch, wenn es nicht anders geht - bei Einladungen oder in Restaurants - die Freiheit will ich mir eigentlich nehmen, aber so oft kommt das auch nicht vor. Mal sehen, wie sich das dann ergibt.

@lillith … ich versuche, so wenig süß wie möglich zu essen - und wenn, dann tatsächlich eher mit Obst wie Banane, auch mal Dattel oder so was wie (wenig!) Agavendicksaft oder tatsächlich richtigem Zucker. Ich habe mir durch meine Diät-Jahre mit viel Süßstoffen irgendwie den Darm damit versemmelt und so was wie Xucker oder Xucker light (das ist ja irgendwie auch Erythrit) vertrage ich gar nicht mehr, davon bekomme ich Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall. Ab und zu mal ein Glas Diät-Limo, das gönne ich mir - auch nicht gesund, aber immer nur Tee und Wasser, das nervt mich auch.

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