Rein vegane Landwirtschaft nicht effizient?

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
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Rüsselkäfer
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Beitrag von Rüsselkäfer » 27. Jul 2020 11:23

Sorry, der Kommentar war zu kurz.

Die Aussage stimmt im Prinzip, aber die Zahl ist halt grob falsch. Das richtige Bild hätte einen Menschen und ein Tier abgebildet, höchstwahrscheinlich ein Huhn, da Hühner/Hähnchen mit Abstand die meisten Individuen stellen.

Es werden zwar jährlich 70 Milliarden Tiere geschlachtet (zumindest in der Größenordnung) aber die Nutztiere leben nicht gleichzeitig. Gerade Hühner/Hähnchen, die mit Abstand die meisten Individuen stellen, werden nicht alt. Und generell wird kaum ein Nutztier älter als ein Jahr.

Zu einem beliebigen Zeitpunkt haben wir halt >7 Milliarden Menschen, aber nur knapp 10 % der jährlich geschlachteten Hühner (Schlachtalter ~1/10 Jahr) und ~50 % der Schweine (Schlachtalter 1/2 Jahr) usw. Der Bereich liegt also eher bei ~7 Milliarden Nutztiere.

Die Aussage bleibt natürlich richtig, aber Grafik ist einfach falsifizierbar und damit leicht angreifbar.
Hail Seitan!

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HelLo
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Beitrag von HelLo » 27. Jul 2020 11:28

Edit. War zu langsam.
Look at all those stars.
Look at how goddamn ugly the stars are.

Trouble Breathing - Alkaline Trio

vegabunt
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Beitrag von vegabunt » 27. Jul 2020 12:07

Tortuga hat geschrieben:
27. Jul 2020 10:41
...und mineralisches Phosphat ebenfalls billiger ist als ein Verfahren zur Rückgewinnung zu optimieren und installieren.
Das wird sich in absehbarer Zukunft ändern, denn es sind keine neuen Phosphatminen in Aussicht. Deshalb auch die Bestrebungen der Forschung, die Rückgewinnung aus dem Urin voranzutreiben. Momentan ist das noch teurer, deshalb wird das noch nicht im grossen Stil gemacht.

Rüsselkäfer hat geschrieben:
27. Jul 2020 09:12
Das mit den Weideflächen stimmt, 2/3 sind nicht für den Abbau von Nutzpflanzen geeignet.

Wobei es durchaus möglich ist, Weideflächen in Ackerflächen zu transformieren, sicher nicht alle, aber viele.
Ebenso ist sogar möglich Steinwüsten zu renaturieren und mit einfachsten Mittel binnen ein paar Jahren in Garten- & Landwirtschaftsflächen zu verwandeln.
Das Argument der Nur-Weidefläche ist daher nur ein momentanes.

Rüsselkäfer hat geschrieben:
27. Jul 2020 09:12
Und ob nun Fermentierung und Kompostierung von Pflanzen zu hochwertigem organischen Dünger aufwändiger ist, als Tierhaltung mit deren 70-83% Kalorienverlust, kann ich nicht belegen, aber mir auch nicht vorstellen.

Stimme ich zu. Es ist sehr einfach, zB. mit Wurmkompost- oder Bokashianlagen maschinell in kurzer Zeit grosse Düngermengen zu erzeugen, geeignete Temperatur vorausgesetzt. Der Nährstoffgehalt des Düngers ist logischerweise vom Ausgangsmaterial abhängig. (bei Tierdung ebenso)

Es stimmt zwar, dass Tierdung ein sehr potenter Dünger ist, doch die Alternativen sind nur unwesentlich schlechter. Eine Kombination wäre das Ideale, wobei der Mist von Kleintieren wie zB Hühner natürlich deutlich weniger Aufwand bedeutet.

Ein guter Boden braucht ebenfalls Speichermöglichkeiten, zB. in Form von Ton und Pflanzenkohle, plus natürlich eine Vielzahl an verschiedenen Mikroorganismen.
Die Frage also nur punkto Dünger zu stellen, greif zu kurz. Wir müss(t)en sowieso viele Agrarflächen "heilen", die bereits heute dank der Übernutzung und schlechten Behandlung kaum mehr Mikroorganismen und Speichermöglichkeiten beinhalten und von massiver Erosion bedroht sind.

___________________________________________________________________

Ein entscheidender Fakter, der in der ganzen Dünger-Frage meist vergessen wird, sind wir Menschen. Hätten wir gesamthaft eine gesunde Ernährung und weniger Chemikalien, nicht abbaubare Medikamente und andere Gift-& Fremdstoffe in unseren Abwässern, könnte dieses, korrekt aufbereitet, ebenfalls ein guter Dünger darstellen. Natürlich bedeutete dies eine komplette Transformation der Gesellschaft, inkl. Wirtschaft und Gesundheitswesen, ein Ziel auf das wir ja sowieso hinarbeiten sollten.

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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 27. Jul 2020 12:29

Vielen Dank für den ganzen Input! Jetzt fühle ich mich wesentlich besser informiert, insbesondere was die Einordnung der Angst "wir produzieren zu wenig" angeht.
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

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Lovis
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Beitrag von Lovis » 28. Jul 2020 11:38

Auch von mir: vielen Dank! :)

vegabunt
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Beitrag von vegabunt » 29. Jul 2020 08:36

Für Interessierte weiterführendes Material:

Thema Humanure
► Text zeigen

Thema Rekultivierung
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Thema Tierhaltung und PermaKultur/ Wiederbegrünung
► Text zeigen

Kritiker mögen nun einwenden, viele dieser Beispiele seien ja nur Leuchtturmprojekte und nicht für die grosse Agrarwirtschaft umsetzbar, da zu arbeitsintensiv, zuviel Handarbeit, zu utopisch, unwirtschaftlich (nach herkömmlichen Massstäben gemessen), ist nur in Zeiträumen von mehreren Jahrzehnten realisierbar ....und da haben sie aus der heutigen Sichtweise nicht ganz unrecht.

Doch wir brauchen sowieso weltweit Arbeitsplätze und sinnvolle Arbeit wäre es noch dazu. Aber vor allem gäbe es wieder mehr Kontakt zur Natur, zu unseren Pflanzen, wir würden direkt sehen, wie eine gesunde Umwelt uns allen gut tut. Damit würde auch die Ignoranz der eigen gemachten Umweltverschmutzung gegenüber sinken. Und durch die gemeinsame Arbeit/Projekte mehr sozialen Zusammenhalt über alle Schichten hinweg.

Ich sähe sogar eine Völker und Länder verbindende Komponente, weltweiter Schüleraustausch, länderübergreifende Forschung und Entwicklung für natürlich erzeugtes und der jeweiligen Umwelt angepasstes Saatgut, Technologien für urbane Begrünung und innerstädtische Agrarflächen, u.v.m.

(Noch verrückter wäre die Idee, Soldaten zu Bauern zu machen ,wer ein Gewehr bedienen kann, kann auch schaufeln; dito Panzerfahrer zu Baggerführer. Die Logistik wäre ja schon vorhanden. zumindest teilweise liesse sich das umsetzen. Statt in fremden Ländern Kriege zu führen Wiederaufforstung betreiben! Ich weiss, ich weiss, ich träume wieder. :D
Aber kuul wäre es allemal!)


Hilfreich wäre dabei natürlich ein Wirtschaftskonzept, welches die erfolgreiche Renaturierung, Wiederaufforstung und Reinigung der Umwelt mit einer Dividende belohnen würde. Wenn "wir" wollten, könnten wir das beschliessen.

Haben wir überhaupt eine Wahl, wenn wir gut überleben wollen?

Auch Menschen in der Stadt können sich natürlich zusammenschliessen und gemeinsame Projekte realisieren, zB. Balkone, Dachterrassen, Hinterhöfe, Brachflächen, u.U. sogar Einfluss auf die Politik ausüben. Mehr Begrünung kann helfen die Stadt zu kühlen, Feinstaub zu filtern und allgemein das Wohlbefinden zu steigern.
https://www.youtube.com/watch?v=QhcDkbWxDug

"Stadtgrün 3.0 - Ideen, Projekte und Visionen zur Begrünung von Metropolen"
https://www.youtube.com/watch?v=2ivSdeC7oBI

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 29. Jul 2020 10:37

vegabunt hat geschrieben:
29. Jul 2020 08:36
(Noch verrückter wäre die Idee, Soldaten zu Bauern zu machen ,wer ein Gewehr bedienen kann, kann auch schaufeln; dito Panzerfahrer zu Baggerführer. Die Logistik wäre ja schon vorhanden. zumindest teilweise liesse sich das umsetzen. Statt in fremden Ländern Kriege zu führen Wiederaufforstung betreiben! Ich weiss, ich weiss, ich träume wieder. :D
Aber kuul wäre es allemal!)
Verrückt ist das gar nicht. Die vegane Bewegung krankt daran dass sie von Konversion, noch vor 30 Jahren eine normale Vokabel der Antikriegsbewegung, nichts wissen möchte und vor jedem "aber was machen wir dann mit all den Metzgern/Milchkühen?!" Argument einknickt. Ich finde das nur vernünftig. Verrückt ist was anderes.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

vegabunt
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Beitrag von vegabunt » 29. Jul 2020 17:36

Na, wenn du das sagt, dann muss es so sein. :mg:
Ein oberer Militärfritze würde einem bei dieser Idee dann dennoch zuerst mal den Vogel zeigen und ungläubig glotzen. :'d: :mg: :laugh:
Akayi hat geschrieben:
29. Jul 2020 10:37
"aber was machen wir dann mit all den Metzgern/Milchkühen?!"
In "meiner" Welt könnten die Metzger Kürbisse zerkleinern, Suppe machen und Kürbiskerne ernten. Überaus Talentierte dürfen im Sommer Kunstschnitzwerke aus Melonen herstellen, welche in den neuen, begrünten, urbanen Begegnungsorten zum Apéro gereicht werden. :'d:

Milchküche lebten ihr Leben friedlich zu Ende ohne Zwangsschwängerung und müssten halt leider aus Platznot meistens im Stall bleiben, allenfalls hätte es Weidefläche in der Nähe, wo sie zumindest ab und an raus könnten.
Die Tiertransporter sind ja vorhanden und wenn der Weg sagen wir mal nur 30 Min. bis eine Stunde ginge, wäre das tierpsychologisch vielleicht vertretbar? Zumal die Tiere lernten, dass dies nur ein "Bus ins Grüne" ist.
Da nur noch sehr wenig neue Kühe gezüchtet würden, ergäbe das in absehbarer Zeit auch mehr Platz im Stall.

Mit den von der Politik gesprochenen Änderungssubventionen können Lebenshöfe eingerichtet werden, einerseits zu Bildungszwecken, vielleicht auch Urlaub und Tourismus, u.U. auch für Menschen in besonderen Lebenslagen?
Es ist bekannt, dass Menschen mit schwierigen Lebenskonstellationen oder psychischen Beeinträchtigungen die Arbeit mit Tieren gut tun kann, sicher nicht für alle, aber das muss es ja auch nicht.

Wer in einem Milchbetrieb arbeitet, kann ja weiterhin vielleicht sogar im selben Betrieb Produkte aus Soja, Hanfsamen, Haferflocken und in anderen Ländern vllt. aus Mandeln, Reis, Kichererbsen oder was weiss ich herstellen.
Die Arbeitsprozesse mögen etwas anders sein, das kann man alles sehr schnell lernen und die Hygiene ist eh dieselbe.
Dies um nur einige Beispiele zu nennen, die mir so in den Sinn kommen, andere werden auf noch viel andere Ideen kommen.

Die Arbeitsplätze sehe ich daher nicht als das grösste Problem an, zumal so ein Umbau ja eh schrittweise vonstatten geht. Ich glaube an die Kreativität und Innovationskraft von uns Menschen, so kann ich mir auch gut vorstellen, dass wir ganz neue pflanz. Produkte erfinden werden, zB. solche mit allen benötigten Mikro- und Makronährstoffen, das könnte eine regelrechte Revolution geben. Niedrig verarbeitete Speisen mit hohem Gesundheitswert, angepasst auf den individuellen Kalorienbedarf.


Einen ganz grossen Vorteil sehe ich in der weltweit hauptsächlich planzl. Ernährung, dass wir alles an Getreide, Hülsenfrüchten, Samen, Kernen, Nüssen und anderen getrockneten Lebensmitteln über sehr lange Zeit lagern können, ohne speziell kühlen zu müssen, das senkt die Kosten und macht den Transport viel einfacher, der Energieverbrauch sinkt ebenfalls (sehr oft kann ja die Sonne zum Trocknen verwendet werden). Somit ist auch eine konstante Versorgung in nahrungsmittelferne Gebiete kein Problem.


Zu Beginn der Coronakrise sah ich bereits ein verändertes Verhalten, als die Hamsterkäufe begannen.
Plötzlich waren die past. Tofus ständig ausverkauft, und auch die Pflanzenmilch-Drinks wurden auffällig gut nachgefragt, ein möglicher Grund sehe ich darin, dass sie ungekühlt fast ein Jahr haltbar sind, ESL-Milch jedoch nur 4 Monate.

Aber wem sage ich das, wir hier wissen das ja alle, schlussendlich bleibt es halt doch auch am Konsumenten hängen, dass er sich für möglichst wenig Tierprodukte entscheidet, was die Industrie zum Umdenken und Handeln zwingt.
Moderne Firmen versuchen das je bereits heute umzusetzen, die haben den "Braten gerochen, wohin die Reise geht.;-)

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 29. Jul 2020 17:43

Ja, und dann schreibst du lauter spannende un richtige Sachen um am Ende wieder auf die verkehrte Nullnummer zu kommen dass es doch nur darum geht dass man ordentlich konsumiert weil man ja die großen Firmen an der Ladentheken steuern könnte.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Beitrag von vegabunt » 29. Jul 2020 18:01

Ich weiss um deine Theorien, muss dir aber sicher nicht nach dem Mund reden, wenn ich das anders sehe.

Zudem bist du alt genug, um deine kognitive Dissonanz selber wieder ins Lot zu bringen, das ist also alleine dein Problem, nicht meins. :laugh:

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