vegan im kapitalismus!?

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
Benutzeravatar
benutzer
Beiträge: 377
Registriert: 20.06.2011

Beitrag von benutzer » 11. Okt 2011 16:41

natürlich werden manche bedürfnisse in ihrer konkreten form erst durch verfügbarkeit geschaffen. aber das bedürfniss existiert ja heute nun mal und du wirst es nicht von heute auf morgen aus der welt zaubern können.

und stimmst du dem eigentlich zu?:
benutzer hat geschrieben:
Lantha hat geschrieben:Aber durch den höheren Preis fließt doch auch mehr Gewinn in ein Unternehmen? An einem saftigen 5€-Steak ist mehr verdient als, sagen wir, an einem 1,50€-Bratling, oder nicht? Und die Absatzmöglichkeit ist auch sehr wichtig?
das der gewinn vom preis abhängig ist stimmt nicht. die absatzmöglichkeit spielt eine rolle, aber nur indirekt über die gewinnspanne:
den unternehmen ist es total egal, was sie produzieren. das ziel jedes wirtschaftens ist allein die vermehrung von kapital. es gibt eine durchschnittliche profitrate (also der grad in dem in einer bestimmten zeit aus kapital noch mehr kapital wird). diese profitrate setzt sich gesamtgesellschaftlich durch, da (auf lange sicht gesehen) in branchen, wo die profitrate über dem durchschnitt liegt, kapital zuwandert und in branchen, wo die profitrate unter dem durchschnitt liegt, kapital abwandert. wenn kapital zuwandert, vergröszert sich das jeweilige angebot der ware X, wodurch bei konstant bleibender nachfrage der preis und damit die profitrate sinkt. wenn kapital abwandert, sinkt das angebot der ware Y, wodurch bei konstant bleibender nachfrage, die profitrate steigt. folglich setzt sich die profitrate langfristig gesehen durch.

die aktuellen preise von steak und bratling hängen ab, von dem masz an arbeit, das zu ihrer herstellung notwendig ist (wert der ware), sowie der zusammensetzung des kapitals aus konstantem(maschinen, rohstoffe) und variablem kapital(arbeiter_innenlöhne) welche vermittelt über die konkurrenz und die profitrate zu einer abweichung des preises von dem wert der ware führt. sry, dass ich das nur so kurz runterreisze. kannst ja mal hier gucken: http://de.wikipedia.org/wiki/Produktionspreis

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30363
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 11. Okt 2011 16:47

Lantha hat geschrieben: Nun, das Bedürfnis bspw. nach richtiger Milch ist hier und jetzt sicherlich vorhanden, aber wird Milch vermisst, wenn es sie erstmal eine gewisse Zeit nicht gibt? NIemand hat Billigflüge von Berlin nach Stuttgart vermisst, als ein Flug noch 500€ oder mehr kostete, da nahm man die Bahn oder das Auto. Jetzt würde man sie vermissen. Keiner, mich inbegriffen, kann sich vorstellen, aber ohne moderne Kommunikation - vor allem das Internet - zu leben, aber bis zum letzten Jahrhundert wareh alle ohne das Internet glücklich. Ich denke, die Bedürfnisse sind ein wenig der Gewöhnung an etwas und der Selbstverständlichkeit von etwas geschuldet. Auch ist nicht der Konsum von veganen Lebensmitteln anstrengend, sondern die geringe Verfügbarkeit und die Anstrengung, die in das Auffinden einer geeigneten Alternative zu einem tierischen Produkt aufgewendet werden muss.
Grundsätzlich sind Bedürfnisse historisch veränderbar und geographisch unterschiedlich. Diese Einsicht ist so banal wie einfach. Für Menschen ohne Internet - und die große Mehrheit der Menschen hat diesen Zugang nach wie vor nicht - wäre das Leben mit einem Zugang trotzdem leichter. Zum Beispiel mit der Milch fällt mir noch ein, dass z.B. nach dem zweiten Weltkrieg und auch heute noch in weniger entwickelten Staaten Milch erst einmal Mangelware ist. Trotzdem griffen die Menschen sobald es möglich war wieder auf Milch zurück oder greifen auf Milch zurück, sobald es ihnen möglich ist. Das lässt sich auch an Kaffee und Kaffeeerstaz wie Muckefuck zeigen. Kaffee war lange Zeit erst Genussmittel oder Luxus, dann in der DDR z.B. Mangelware aber trotzdem ist es zum Alltagsgetränk geworden bzw. geblieben.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
Murphy
die männliche Manifestation des Göttlichen
Beiträge: 19684
Registriert: 13.12.2010

Beitrag von Murphy » 11. Okt 2011 22:15

Hallo benutzer,
und stimmst du dem eigentlich zu?:
Ich kann dir so gar nicht sagen, ob ich dir zustimmen würde. Ich würde mich lieber informieren, bevor ich weiter diskutiere. Ich glaube, dass man deine Erklärung eher im Kontext von Marx Lehre sehen sollte und daher müsste ich mich erstmal mit dem Kapital sowie der Kritischen Theorie und dem Positivismusstreit auseinandersetzen, weil ich die Frage, ob die Gesellschaft dialektisch erklärt werden kann, für entscheidend halte.

Übrigens … Ich finde die Terminologie im Marxismus seltsam. Er sagt/du sagst Vermehrung von Kapital. Ein Ökonom sagt, dass Unternehmen Gewinne erwirtschaften. Er sagt Profitrate, wir sagen Rendite. Bei Ab- und Zuwanderung, nehme ich an, geht es um Martanteile. usw. Hat das einen Grund :?:
Zum Beispiel mit der Milch fällt mir noch ein, dass z.B. nach dem zweiten Weltkrieg und auch heute noch in weniger entwickelten Staaten Milch erst einmal Mangelware ist. Trotzdem griffen die Menschen sobald es möglich war wieder auf Milch zurück oder greifen auf Milch zurück, sobald es ihnen möglich ist. Das lässt sich auch an Kaffee und Kaffeeerstaz wie Muckefuck zeigen. Kaffee war lange Zeit erst Genussmittel oder Luxus, dann in der DDR z.B. Mangelware aber trotzdem ist es zum Alltagsgetränk geworden bzw. geblieben.
Es hat bei uns ja auch Tradition, Milch zu trinken. Wenn ich an Almen denke z.B. Ich glaube nicht, dass ein paar Jahre das vergessen lassen.
Growth for the sake of growth is the ideology of the cancer cell. (Edward Abbey)
"Gibt es einen Thread zu...?"-Thread

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30363
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 11. Okt 2011 22:47

Lantha hat geschrieben: Übrigens … Ich finde die Terminologie im Marxismus seltsam. Er sagt/du sagst Vermehrung von Kapital. Ein Ökonom sagt, dass Unternehmen Gewinne erwirtschaften. Er sagt Profitrate, wir sagen Rendite. Bei Ab- und Zuwanderung, nehme ich an, geht es um Martanteile. usw. Hat das einen Grund :?:
Ich glaube es hilft, wenn man sich vor Augen führt dass es Marx darum ging die bürgerliche Volkswirtschaftslehre als Ideologie zu entlarven und ihr eine wissenschaftliche Kritik entgegenzusetzen. Sprich: Zum einen geht es der bürgerlichen politischen Ökonomie nicht um eine wissenschaftlich korrekte Darstellung der Gesellschaft. Sie ist vielmehr Produkt der gesellschaftlichen Umstände, was sich auch in ihren Begriffen widerspiegelt. Bestimmte Dinge die in ihr zentral erscheinen sind nebensächlich. So z.B. Gewinn im Vergleich zum Profit.
Zum anderen hat sie sich zum Teil bewusst als Kampfmittel gegen die marx'schen Kritik und gegen die eigenen Wurzeln entwickelt. Eine rein begriffliche Abgrenzung ging historisch mit der Abgrenzung von Volks- und Betriebswirtschaft von der empirischen Realität hin zur Mathematik einher.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
benutzer
Beiträge: 377
Registriert: 20.06.2011

Beitrag von benutzer » 12. Okt 2011 17:08

Lantha hat geschrieben:Übrigens … Ich finde die Terminologie im Marxismus seltsam. Er sagt/du sagst Vermehrung von Kapital. Ein Ökonom sagt, dass Unternehmen Gewinne erwirtschaften. Er sagt Profitrate, wir sagen Rendite.
wer seid IHR? studierst oder lernst du was in die richtung oder war das einfach nur son allgemeines wir?

ich stimme auszerdem akayi zu: da marx ja den anspruch hat sich mit seiner theorie von der bürgerlichen gesellschaft abzugrenzen, kann mensch schlecht erwarten, dass er sich der bürgerlichen begriffe bedient.

Zardoz
gesperrt
Beiträge: 283
Registriert: 15.07.2011

Re: vegan im kapitalismus!?

Beitrag von Zardoz » 12. Okt 2011 17:57

Öhm ... welchen "Marxismus" meint Ihr eigentlich?

Den von Marx?
Den von Lenin?
Den von Trotzki?
Den von Stalin?
Den der RAF?
Ich bin Nocturnal-Veganer

Frankfurter Kranz ohne echte Buttercreme sollte als Straftat ins StGB aufgenommen werden

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30363
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 12. Okt 2011 18:28

Was tut das denn zur Sache?
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Zardoz
gesperrt
Beiträge: 283
Registriert: 15.07.2011

Re: vegan im kapitalismus!?

Beitrag von Zardoz » 12. Okt 2011 18:29

Nu...

die sind doch sehr unterschiedlich bzw. vollkommen gegensätzlich ...
Ich bin Nocturnal-Veganer

Frankfurter Kranz ohne echte Buttercreme sollte als Straftat ins StGB aufgenommen werden

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30363
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 12. Okt 2011 18:34

Achso, und wo wären da die gravierenden Unterschiede im Bezug auf die hier diskutierten Inhalte? Wenn da jetzt was widersprüchlich wäre, dann könnten wir das ja auflösen. Sehe ich jetzt aber gerade gar nicht so.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
benutzer
Beiträge: 377
Registriert: 20.06.2011

Re: vegan im kapitalismus!?

Beitrag von benutzer » 12. Okt 2011 18:34

ich denke, da bis jetzt nur von marx die rede war und nicht von leninismus, trotzkismus, stalinismus oder der raf, die gar keinen eigenen ismus verdient, kannst du es dir gerne als marxismus denken, wobei das ja auch nichts homogenes ist. somit ist die kategorie von eher untergeordneter bedeutung...
edit: und marxismus schlieszt ja leninismus nicht aus (ml)

Antworten