Luxusgut Fleisch?

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
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illith
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Luxusgut Fleisch?

Beitrag von illith » 1. Apr 2016 18:15

fact-check pls!
mir fehlt leider ausreichende sachkenntnis, um meinen gedankengang zu veri- oder fasifizieren. und da kommt ihr ins spiel ;)
(hintergrund ist die weitverbreitete ansicht, dass vegene erährung so teuer ist, im vergleich zu einer "normalen" omnivoren)

annahme (meinerseits):
historisch gesehen waren fleisch [und auch andere tierprodukte?] eher ein luxusgut, das armen bevölkerungsgruppen nur in sehr begrenztem ausmaß zur verfügung stand. zb: nachkriegszeit, ständegesellschaft im mittealter, ...? [in einigen 'entwicklungsländern'? sagt man so? ist das afaik auch noch heute der fall]

grund:
es kostet sehr viel mehr ressourcen, nutzpflanzen anzubauen, die an das tier zu verfüttern und es auch sonst zu hüten und umsorgen (also soweit, dass es gesund und am leben bleibt), bis es groß/schwer genug ist, um es zu schlachten und zu essen und zusätzlich anderweitig zu 'verwerten'. wenn die ressourcen knapp sind, ist das nicht möglich/effizient/ökonomisch. [was ist mit tieren, denen gras, abfälle oder krabbeltiere reichen?]

entwicklung:
durch subenvtionierung entsprechender industriezweige?produkte? sind tierprodukte bzw. tierproduktprodukte mittlerweile sehr viel billiger geworden, so dass sie allen bevölkerungsschichten [und völkern?] zugänglich sind. [andere gründe? effizienzmaximierung in der massentierhaltung?]
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 1. Apr 2016 18:28

Deine Annahme ist richtig. Grund und Entwicklung aber verkehrt.

Wie bei allem anderen Lebensmitteln hat Industriealisierung und Produktivkraftentwicklung auch bei Fleisch dazu geführt dass man mit weniger Einsatz einen höheren Ertrag erhält. Das gilt für Bananen wie für Würstchen gleichermaßen. Das hat aber nichts mit Subventionierung zu tun sondern ist der allgemeinen wissenschaftlich technischen Entwicklung geschuldet (Dünger, Arbeitsteilung, Einsatz von Maschinen).

(Ja, man sagt "Entwicklungsland", aber wir müssen nicht immer alle Fragen auf einmal in einem Thread klären^^)
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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RoadOfBones
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Beitrag von RoadOfBones » 1. Apr 2016 20:32

Früher gab es auch gar nicht so viele Tiere. Also war das Angebot eher gering.
Heute gibt es ein Überangebot.
Ich denke schon dass Fleisch teuer ist, denn wir zahlen indirekt für den Umweltverbrauch ja mit.... Früher oder später
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Vampy
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Beitrag von Vampy » 1. Apr 2016 20:49

früher gabs sogar noch viel mehr Tiere. dinos, Mammuts, Moas...
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Beitrag von RoadOfBones » 1. Apr 2016 20:54

Jaha. Hahaha. Ich meinte das Mittelalter und domestizierte Tiere
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Vampy
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Beitrag von Vampy » 1. Apr 2016 21:08

im MA gabs dafür noch viel mehr wildtiere als jetzt. und die Bevölkerung war viel kleiner.
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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 2. Apr 2016 00:11

illith hat geschrieben:....fact-check pls!...
(hintergrund ist die weitverbreitete ansicht, dass vegene erährung so teuer ist, im vergleich zu einer "normalen" omnivoren)
Ill, bei dem thread zum Öko-Vergleich Salatkopf / Fleisch" waren auch Kostenvergleiche enthalten.

Billig sind doch Fette und Zucker, die bei einer "normalen" omnivoren Ernährung auch reichlich enthalten sind.

Teuer sind Fleisch-Ersatzprodukte und viele Obst- und Gemüsearten (saisonunabhängige Erzeugung).

Ansonsten sind die Kombinationen von Ernährungsgewohnheiten so vielfältig,
dass alles sehr billig und sehr teuer sein kann,
sowie sehr gesund und sehr ungesund.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

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illith
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Beitrag von illith » 2. Apr 2016 03:28

uch hab die frage parallel noch in meiner FB-lieblingsgruppe gepostet und einigen zusätzlichen input bekommen. bzw etliche fehlannahmen meinerseits aufdecken können^^
Akayi hat geschrieben:Wie bei allem anderen Lebensmitteln hat Industriealisierung und Produktivkraftentwicklung auch bei Fleisch dazu geführt dass man mit weniger Einsatz einen höheren Ertrag erhält. Das gilt für Bananen wie für Würstchen gleichermaßen.
ok stimmt. aber bleibt der absolute aufwand beim würstchen nicht trotzdem höher, wegen dem 'umweg' der futterpflanze übers tier?
(hab ja jetzt gelernt, dass der gezielte futtermittelanbau für nutztiere eine vergleichsweise neue erscheinung ist)
Das hat aber nichts mit Subventionierung zu tun
aber die spielt doch grundsätzlich schon eine rolle?
in besagter gruppe meinte ein teilnehmer, dass es diese hohen 'fleischsubventionen' wie in deutschland in der türkei nicht gäbe und es dort entsprechend viel teurer wäre, zb.

jetzt würde mich aber grundsätzlich nochmal interessieren, wo/zu welcher zeit besonders viel oder wenig fleisch konusmiert wurde und wo die gründe dafür liegen.
anscheinend wurde zb entgegen meiner annahme zumindest im früh- und teils auch im hochmittelalter hingegen doch ziemlich viel fleisch konusmiert.
oder in dieser bildreihe, wo familien aus verschiedenen ländern neben ihren lebensmittel für eine woche (oder so) gezeigt werden. falls die halbwegs reliable sind, waren es glaub ich vor allem arme afrikanische länder, wo so gut wie kein fleisch gab - kommt da nicht diese 'ressourcenverschwendung' zum tragen ( = das wenige, was da ist, nicht an nutztiere verfüttern)? heißt es nicht irgendwie auch, dass der globale fleischkonsum ansteigt, weil länder, in denen sich die breite masse der bevölkerung bisher kein fleisch leisten konnte, es jetzt zunehmend zur verfügung haben (den grund weiß ich nciht mehr^^).
es ist doch auch so ein klischee, dass deutsche (frauen), die die nachkriegszeit miterlebt haben, später dann so übertrieben eier/butter/sahenelastig kochen und backen, weils das in der zeit nicht gab.

:drop1: je mehr gedanken ich mir darüber mache, desto mehr merke ich, wie wenig ahnung ich habe. :D
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Beitrag von somebody » 2. Apr 2016 05:17

Subventionen sind sind IMO ein wesentlicher, nicht jedoch alleiniger Grund für die niedrigen Fleischpreise im D der Gegenwart. Kostenvorteile durch Massennutztierhaltung, -schlachtung, -verarbeitung, -vermarktung, verringerte Qualität und niedrige Handelsmargen dürften ebenfalls von hoher Relevanz sein.

Lt meinem Schul- und Uniwissen aus den späten 70er bis mittleren 80er Jahren war zumindest in Hessen der Fleischverzehr der breiten Bevölkerungsbasis im Mittelalter bescheiden. Später nahm der Fleischverzehr zwar zu, stellte aber eher Ausnahme an Feiertagen und anderen besonderen Anlässen dar. Keine Ahnung, ob das noch aktueller Forschungsstand ist.
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 2. Apr 2016 05:59

Die Subventionen sind kein grundsätzliche Erscheinung sondern nur ein Ergebnis der von mir geschilderten allgemeinen Entwicklung. In der BRD und der EU wird ja nicht unbedingt gezielt Fleisch subventioniert sondern Landwirtschaft weil sie nicht Konkurrenzfähig ist gegenüber den Produkten aus anderen Ländern. Das Ziel ist nicht Fleisch auf die Teller hungriger Bürger zu schaffen, sondern die nationalen Landwirtschaft am Leben zu erhalten. Das ist aber lediglich eine Fußnote der Produktivkraftentwicklung. Zu der übrigens auch Methoden zur Haltbarmachung wie etwa Dosen gehört. Dosenfleisch ist z.B. älter als Subventionen.

Edit: ein Beispiel ist auch die bereits erwähnte Entwicklung von Tee oder Kaffee vom Luxusgut, zum Genussmittel, hin zum alltäglichen Lebensmittel in den verschiedenen Entwicklungsstadien des Kapitalismus.
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