Psychisch krank durch veganen Kontrollzwang?

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
Jacky
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Psychisch krank durch veganen Kontrollzwang?

Beitrag von Jacky » 16. Mai 2016 08:08

Hallo,

nach ein paar Diskussionen in meinem Umfeld die letzten Tage frage ich mich, ob Veganer prinzipiell durch ihren Kontrollzwang psychisch krank sind?
Mir wurde vorgeworfen, dass ich bzgl. dem Essen alles und immer versuche zu kontrollieren, d.h. egal wann und wo ich etwas esse, muss ich wissen was drin ist und woher das kommt. Daraus folgend kann ich praktisch nirgendwo mehr hingehen und blind etwas essen, was jemand anders zubereitet hat. Im normalen Alltag mag das kein Problem sein, weil ich es ja selbst unter kontrolle habe. Sobald aber ein Fertigprodukt auf den Tisch kommt wird die Zutatenliste studiert, sobald etwas von jemand anderem Zubereitetem auf den Tisch kommt, wird gefragt was drin ist und ggf. nicht gegessen.
Das Argument psychisch krank ist nun, dass man sich selbst nichts mehr erlaubt, wenn es nicht der eigenen Norm entspricht. Man will ja nicht die Regel brechen, sonst hat man sich selbst betrogen. Wenn das zugesetzte Vitamin D in der Margarine tierischen Ursprungs ist, kann das damit zubereitete und sonst vegane Gericht / Kuchen praktisch nicht mehr gegessen werden. Wenn im von der Mutter selbstgemachten Pesto ein kleines Stück Parmesan ist, kann man es nie versuchen. Wenn beim Mittagessen an den Karotten etwas Honig war, kann man kein Gemüse mitessen. Man grenzt sich ab und hat es immer schwerer mit anderen Menschen "einfach" zusammenzuleben.
Mein Argument, dass es ja auch eine Gesellschaft geben könnte, wo einfach alle vegan kochen / produzieren, auch Restaurants vegan sind hat nicht gefruchtet und wird es natürlich nicht geben.
Soziale Vereinsamung, Kontrollzwang und eine Freizeit die sich hauptsächlich mit der Ernährung beschäftigt seien angeblich Argumente um zu einem Psychologen zu gehen.

Nun die Frage an euch, wie seht ihr das? Passt veganes Leben einfach nicht in unsere Gesellschaft? Ist es wirklich krank, wenn man die Nahrungsmittel möglichst so konsumieren möchte, wie sie auch in der Natur vorkommen und dabei auf Tierwohl, Umweltschutz und eigene Gesundheit achtet? Oder geht damit der ganze Spaß, die Freizügigkeit und sinnvolle Freizeitgestaltung verloren und man wird krank ohne es zu merken?

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 16. Mai 2016 08:14

Ich verstehe den Zusammenhang mit psychischen Krankheiten nicht. Zudem gibt es doch vegane Restaurants und auch vegane Gerichte bei nicht-veganen Restaurants.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Lee
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Beitrag von Lee » 16. Mai 2016 08:16

hast DU denn einen Leidensdruck?

Ich hab den nich... irgendwann weiß man ja was vegan is und was nich...
Muh!

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Taekki
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Beitrag von Taekki » 16. Mai 2016 09:44

Jacky, lass Dir das von Deinen Bekannten nicht einreden. Nur weil Du eine Zutatenliste liest, hast Du noch keinen Kontrollzwang. Und nur, weil Du nicht alles mitessen willst wenn Du in Gesellschaft isst, bist Du sozial vereinsamt. Das hört sich für mich so an, als hätte da jemand etwas leichtfertig mit psychologischen Fachbegriffen um sich geworfen.
Das Glück besteht nicht darin, dass Du tun kannst, was Du willst, sondern darin, dass Du immer willst, was Du tust. (Leo Tolstoi)

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Snowie
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Beitrag von Snowie » 16. Mai 2016 10:21

Du stehst konsequent für Deine Überzeugungen ein. Macht dann halt manchmal ein bisschen Arbeit; wenn man nicht isst, was die Masse so isst. Daran kann ich nichts pathologisches, behandlungsbedürftiges, erkennen. Behandlungswürdiger würde ich da eher das dissoziative Verhalten der Omnis sehen; die Katzenbildchen posten; einen erschossenen Wolf betrauern, Tierbabys süß finden, sich als Tierliebhaber bezeichnen und sich trotzdem bei der nächstbesten Gelegenheit an einem Mettigel vergehen. Dass der niedliche Mettigel aus zerstückeltem Tier besteht, wissen sie, blenden es aber geschickt aus.
Mach Dir keinen Kopf.
Wenn man/frau auf Leid, Ausbeutung, Mord und Totschlag von anderen Menschen und anderen Spezies verzichtet, soll das psychisch krank sein/machen? Merkste selbst, nicht wahr. Den Omnis ist kein Argument zu dämlich, mit denen sie uns zu treffen hoffen. In der Regel wissen sie ganz genau, dass das Bullshit ist, was sie so von sich geben.
So enervierend das ganze Schmierentheater der Omnis auch ist, eines ist das Gute: sie haben keine Argumente, die wir nicht mit Leichtigkeit widerlegen können. Zumindest ist mir bislang keines begegnet. Und das fuchst die; das bringt die um. 8-)
Liebe Grüße
Snowie

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somebody
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Beitrag von somebody » 16. Mai 2016 10:33

Hi Jacky, :)

Fachmedien beschreiben einen Zwang, sich möglichst gesund zu ernähren, als die angebliche, prinzipiell von veganer Ernährung unabhängige Essstörung Orthorexia nervosa. Für diese angebliche Essstörung fehlt jedoch meines Wissens Evidenz.

https://en.wikipedia.org/wiki/Orthorexia_nervosa

Unser praktisches Problem besteht darin, in D mit geschätzten ca 1,1 % Bevölkerungsanteil eine sehr kleine Minderheit darzustellen, der vegetarische Bevölkerungsanteil wird auf ca 10 % geschätzt.

Was Du für Dich beschreibst, könnte eher als eine Art Anpassungsstörung gesehen werden. Mit der Zeit solltest Du Sicherheit darin gewinnen, was vegan ist und wo Du es bekommst.
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Kefir
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Beitrag von Kefir » 16. Mai 2016 10:33

Jacky, ich denke die Grenzen zwischen sorgfältiger und konsequenter Auswahl, wie man sich ernähren will, und Kontrollzwang oder Orthorexie sind fliessend. Es kommt sehr darauf an, wie Du dich damit fühlst.
Ich persönlich bemerke bei mir einen gewissen Stress, das richtige Essen auszuwählen, mir genug Nährstoffe zuzufügen, die Angst zu viele Kalorien zu erwischen. Das fühlt sich nicht ganz entspannt an. Es ist für mich, wenn ich ehrlich bin, eine neue Facette meiner schon seit vielen Jahren bestehenden Essstörungen.
Trotzdem finde ich die vegane Ernährung die für mich richtige. Ich muss einfach lernen, mit meiner Gedankenwelt umzugehen.
Was andere dazu meinen ist irrelevant. Natürlich kann es anstrengend sein die Kommentare zu ertragen, das gehört halt dazu.

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Gruftmoggele
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Beitrag von Gruftmoggele » 16. Mai 2016 11:05

Ein Zwang ist eine Verhaltensweise der man ständig wiederholt nachgehen muss, obwohl man weiß, dass es keinen Sinn macht. Ein Kontrollzwang ist zum Beispiel wiederholtes Nachkontrollieren, ob der Herd ausgeschaltet ist, alle Türen verschlossen sind, alle Gegenstände einer Sorte in der richtigen Anzahl am richtigen Platz, usw.

In deinem Fall hat das EINMALIGE Überprüfen Lebensmittel nach tierischen Inhaltsstoffen, IMO nichts mit einem Zwang zu tun.

Ich denke auch nicht, dass alle Veganer psychisch krank sind, eher im Gegenteil. Das vegane Leben hat schon dem einen oder anderen das Lebe bereichert. Es ist ja etwas für was man sich bewusst entschieden hat. Niemand sagt sich, so ich werde jetzt depressiv, essgestört oder persönlichkeitsgestört, weil ich damit der Welt einen Gefallen tue. Psychische Krankheiten wurzeln meißt in der persönlichen Lebensgeschichte und schleichen sich ein, ohne dass man es merkt.
Allein schon, weil du dich und deine Verhaltensweisen kritisch in Frage stellst, denke ich nicht, dass da bei dir irgendwas behandlungsbedürftig ist.


Ach ja, und mir fällt ein, meißtens ist "der psychisch Kranke" in einem z.B. Familiensystem derjenige, der noch am gesündesten ist. Die restlichen Familienmitglieder haben noch viel mehr einen an der Klatsche.

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ClaireFontaine
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Beitrag von ClaireFontaine » 16. Mai 2016 11:17

Kefir hat geschrieben:Jacky, ich denke die Grenzen zwischen sorgfältiger und konsequenter Auswahl, wie man sich ernähren will, und Kontrollzwang oder Orthorexie sind fliessend.
Das sehe ich (in dem Fall) nicht so. Ich denke, da muss man sehr gut trennen und nicht verschiedene Dinge in einen Topf werfen, vor allem wenn so ein Argument aus so einer Ecke kommt.

Ich denke viel mehr, da war jemand so perfide, dieses Argument "psychische Störung" zu benutzen, um Jacky etwas einzureden, bzw. vorzuwerfen und sie hat sich den Schuh angezogen und ist jetzt verunsichert.

Natürlich bedeutet vegane Ernährung, dass man Zutaten checken MUSS, wenn man keine tierischen Bestandteile konsumieren WILL. Das ist sachlich schlicht eine Notwendigkeit, denn es sind ja überall tierische Produkte drin.
Ich find es wirklich besonders perfide, dass in einer Gesellschaft, die von tierischen Produkten vollkommen durchflutet ist, jemand, der diese nicht konsumieren will und demzufolge aufpassen muss/will, ein Kontrollzwang vorgeworfen wird. Ich denke, du hast da ganz recht Jacky, würde niemand tierische Produkte konsumieren, wäre das gar nicht vonnöten.

Wirft diese Person einer/m Nuss-Allergiker/in auch einen Kontrollzwang vor, wenn diese/r Lebensmittel nach Nüssen abcheckt?

Da hat einer einfach nur ein Problem mit der veganen Ernährung und versucht es dir, Jacky, madig zu machen, indem er dir eine psychische Störung unterstellt. Am Ende hält er vegane Ernährung noch für krankhaft...
Aber mal ehrlich, wie gesagt, es bleibt einem ja nichts anderes übrig. Man muss sich halt überlegen, wie streng man als VeganerIn vorgeht, ob man den Honig an der Karotte mit isst oder ob man dann ganz auf die Karotten verzichtet. Das geht aber diese Person nichts an, sondern das muss man als VeganerIn mit seinem Gewissen und seiner Einstellung vereinbaren.

Natürlich gibt es andererseits die Problematik, dass Veganismus, wie jede andere Ernährung auch, prima mit psychischen Störungen und Essstörungen einher geht. Natürlich kann es sein, dass jemand mit einer Essstörung vegane Ernährung besonders passend findet, weil er/sie auch hier Punkte wiederfindet, die ihm/ihr wichtig sind.
Und jemand mit Kontrollzwängen kann das bestimmt auch super auf Lebensmitteletiketten ausdehnen und diese immer und immer wieder kontrollieren.
Aber zwei Dinge:
-All das gibt es auch mit allen anderen Ernährungsformen. Leute mit Zwangsstörungen können auch Aromastoffe ausschließen, oder den Herd kontrollieren oder Angst vor Umweltgiften haben, dafür braucht es jetzt keine Tierprodukte.
-Eine bestimmte Ernährungsform löst nicht eine psychische Störung aus, sondern die entstehen meist aus einem Zusammenkommen von mehreren Dingen. D.h. da war vorher eine entsprechende Persönlichkeitsstruktur vorhanden und/oder bestimmte Erfahrungen in der Vergangenheit und/oder eine besondere Belastungssituation, etc etc. Vegane Ernährung alleine macht das nicht.

Insofern: Der Typ labert einfach nur scheiße. Lass dich nicht verunsichern, sondern sag einfach das, was du uns eh schon geschrieben hast, ganz laut und lass den dann stehen. (Ein paar auf die Nüsse hätte er auch noch verdient, für den selten dämlichen Versuch, dich einzuschüchtern.)

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Liobghyta
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Beitrag von Liobghyta » 16. Mai 2016 13:05

Ganz salopp zusammengefasst: wie willst du denn wissen ob Tier drin ist, wenn du nicht nachliest oder nachfragst?
Man kann das doch nicht einfach so wissen.

Menschen mit Essstörungen fühlen sich vielleicht vom veganem Essen angezogen, weil man da Sachen ausklammern kann aber machst du das deswegen
oder hast du einen ethisch motivierten Hintergrund? Hat die Person dir das eigentlich so im nebenbei an den Kopf geworfen um dich zu ärgern oder
war das wirkliche Besorgtheit um dein Wohlergehen? Manchmal ist die Frage nicht die eigentlich Frage sondern der Akt dahinter.

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