ich würde sehr gerne meine Story mit euch teilen.
Er war schon immer ein Fleischfresser, so hab' ich ihn auch kennengelernt. Und ich, ich war schon immer Nicht-Fleischfresser.
Seit 23 Jahren bin ich Vegetarierin. Heute bin ich 26 Jahre alt und lebe seit ein paar Jahren vegan.
Ich hatte nie das Gefühl meinen Freund verändern zu wollen. Denn ich liebe ihn ja schließlich so wie er ist.
Ich liebe ihn nicht für seinen Ernährungsstil, sondern weil er ein cooler Typ ist, der mich glücklich macht und mit dem ich den Spaß meines Lebens habe.
Früher, da habe ich mir keine Gedanken gemacht warum er so ohne jegliche Bedenken Fleisch isst. Das war sein Ding und ich hatte meins.
Und ich hatte mein "Ding" schon so lang. Es war ganz natürlich - ich kannte es nicht anders.
Ich kann mich nicht mehr an den Tag erinnern an dem ich Vegetarierin wurde, aber meine Familie tut's und es ist immer noch DIE Story bei jedem Familienfest.
"Damals hat sie zu Opa gesagt es wäre nicht fair die Kühe zu töten."
(Mein Opa ist Milchbauer und ein Landwirt durch und durch, für den seine Tiere eben einen bestimmten Nutzen erfüllten.)
Ich bin mit den Kälber abgehauen wenn der LKW vom Schlachthof kam und habe versucht ihn zu überzeugen, dass die Kühe eventuell ein hoch intelligentes Spiel auf der Koppel spielen. Das wüsste er doch gar nicht. "Vielleicht steht die Kuh dort drüben im Aus. Woher willst du das schon wissen?!"
Erinnern daran kann ich mich nicht mehr, aber die Geschichten die meine Mama über mich erzählt fühlen sich ganz natürlich für mich an.
Ja, ich kann meine Argumente verstehen und bis heute bleibe ich dabei.
In meiner Beziehung bin ich glücklich. Aber irgendwie stört es mich! Es stört mich immer und immer mehr!
Es stört mich, wie unbedacht er Fleisch isst. Es stört mich, wie egal es ihm ist, dass sein tiefgefrorener Fisch mit Schleppnetzen gefangen wurde, oder dass seine Hähnchenbrust ein qualvolles Leben hinter sich hat. Es stört mich, dass ihm manchmal nicht mal klar zu sein scheint, dass das was er isst einmal gelebt hat.
Ich habe lange nichts gesagt. Und dann irgendwann hab ich damit angefangen zu versuchen ihn zu überzeugen.
Ihn von etwas zu überzeugen wofür er überhaupt kein Verständnis hat.
"Ich werde kein Vegetarier!"
"Es ist mir nicht egal, aber...
(A) manchmal habe ich halt hunger darauf."
(B) ich werde sonst nicht satt."
(C) es würde mir einfach zu sehr fehlen."
(D) ein Leben als Vegetarier ist mir zu anstrengend. Immer muss man überlegen was man essen kann und was nicht." Und so weiter und so fort.
Früher habe ich ihn immer geküsst.
Ich fand ich war nicht im Recht ihm vorzuschreiben was er zu essen hat und dass ihm das Leben der Tiere am Herzen liegen sollte.
Nun küsse ich ihn nicht mehr wenn er Fleisch gegessen hat. Ey, ich bin 26, ich will mit meinem Freund knutschen! Ich bin leidenschaftlich und ich hasse dieses Gefühl, diese Gedanken. Ich ekelte mich also davor meinen Freund zu küssen? Die Person die ich liebe? Diese Erkenntnis war alles andere als schön.
Mittlerweile isst er weniger Fleisch. Aber ganz lassen kann, bzw. will er es nicht und er wird sauer wenn ich "wieder damit anfange" über seinen Fleischkonsum zu sprechen. Es macht mich traurig, denn unsere Unterhaltungen sind endlos und führen immer ins Nichts. Stunden langes Hin und Her und am Ende ist er genervt und ich bin traurig. Immer wieder frage ich mich wie man das denn nicht verstehen kann?
"Tiere sind meine Freunde und meine Freunde will ich nicht töten und nicht essen", hätte ich damals zu meiner Mama gesagt.
Das fühle ich immer noch, zu 100%!
Ein Stück Fleisch gehört so viel zu meinem Nahrungsmittel-Pool wie ein Schuh. Wenn ich Fleisch oder Fleischprodukte sehe, dann gehören sie für mich nicht mal zur Kategorie "Nahrung". Noch nie habe ich so etwas gegessen. Niemals werde ich es tun!
Eines Abends, mein Freund und ich waren wieder verfangen im unserem "Streitgespräch", ja so kann man es mittlerweile nennen.
Ich redete von Verantwortung, Respekt und Wertschätzung und wir malten uns gegenseitig auf welche Berührungspunkte in unserem Leben mit dem Leid von Tieren zusammenhängen und wo man ansetzen könnte um dieses Leid zu verringern.
Er redete von Hunger und davon wie anstrengend solche Unterhaltungen sind.
Ja, sie sind anstrengend, auch für mich.
Am Ende sagte ich leise "ich glaube, wenn ich mal Kinder bekomme, dann kann ich sie nur mit jemandem bekommen der meine Erziehungsweise unterstützt und dazu gehört für mich (mindestens) die vegetarische (vegane) Erziehung- und Ernährungsweise. Wie soll das funktionieren wenn Papa am Küchentisch sitzt und in sein Salami-Brötchen beißt, während ich predige dass jedes Leben auf diesem Planeten das Recht hat zu leben."
Und er sagte "Dann können wir wohl keine Kinder zusammen bekommen."
Ich "Aber ich will Kinder."
Er "Ich auch."
Stille.
Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen? Ich weiß es nicht, aber ich weiß es war die Wahrheit.
Wir sind immer noch zusammen und er ist immer noch genervt wenn ich "schon wieder" damit anfange und ich bin immer noch traurig und manchmal angeekelt.
Habe ich nun ein Ende "herbeigezwungen", obwohl wir beide kein Ende wollen?
"Ich liebe ihn nicht wegen seines Ernährungsstils, aber irgendwie ist es mir wichtig. Und es wird immer wichtiger!"
Für manche ist das alles ein Ernährungs-Stil. Für mich ist es eine Lebensweise. Eine Philosophie. Meine Natur.
- Liebe Leute, ich bin neu hier und wollte meine Gedanken mit euch teilen. Vielleicht hat der/die eine oder andere einen Rat für mich oder ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich bin für alle Kommentare dankbar und freue mich darauf. Ob mein Post hier am rechten Fleck ist, dass weiß ich nicht so recht. Wenn nicht, dann macht mich darauf aufmerksam.
Viele Grüße! Eure Lima
( Whee! Hab gerade die Smiley-Auswahl entdeckt haha )