"Männer sind schön!"-Kampagne

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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illith
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"Männer sind schön!"-Kampagne

Beitrag von illith » 4. Dez 2012 16:20

ok, die kampagne gibt es gar nicht ._.
aber es sollte! :crown:

ist euch mal aufgefallen, wie mit dem männlichen körper bzw dem männlichen aussehen umgegangen wird, so auf dem 'gesellschaftlichen' parkett? so wie ich das sehe, gibt es drei optionen, mit denen der männliche körper (speziell auch in nacktem zustand) assoziiert wird:
a.) lächerlich/witzig
b.) gefährlich/bedrohlich
c.) eklig/nicht gewollt

wie so oft kommt dieser missstand erst besonders raus, wenn man es sich mit umgedrehten gender-vorzeichen vorstellt, hier mal ein paar beispiele die ich so beobachtet hab:
- bei bigbrother hat einer der stattlichen jüngeren kandidaten rumgeflaxt und so getan, als würde er für ein sexy-fotoshooting posieren; sah recht gut aus, einer der mitbewohner grinsend "ich glaub, ich muss gleich kotzen"
- in dieser sitcom mit LL cool J gibt es flirtuous spannungen mit einer kollegin(?), ein neckischer dialog geht hin und her, dem irgendwie entspringt, dass LL sagt "ich kann mich ja mal ausziehen *grins*" - frau kreischt entsetzt auf "OMG WEHE!!!" (und nochmal zur erinnerung: es geht um LL cool J.)
- ein bekannter erzählt, dass er mehrere freundinnen hat (hetero und bi), die einstimmig aussagen, dass ein nackter mann ein ziemlich lächerlicher anblick ist
- schutzbefohlene zieht permanent 'öffentlich' ihren BF auf, dass er fett sei und nennt ihn "fatty"
- viele hetero-frauen und -mädchen postulieren, dass sie sich viel lieber sexy fotos von frauen als von männern angucken bzw. den weiblichen körper viel schöner finden
- kick-in-the-nuts ist DER klassiker durch alle film- und seriengenres
- und nicht nur im TV - jugendliche sportfreundInnen machen raucherpause (jaja...), junge sagt irgendwas noch nicht mal besonders freches, mädchen tritt ihm in richtung zwischen-die-beine
- geschlechterübergreifend ist es völlig etabliert und akzeptiert, sich in geringschätziger, lächerlichmachender oder beiläufigen art über männliche primäre geschlechtsteile zu äußern

möglicherweise/semi-onT:
-sexy inszenierung eines männerkörpers wird sofort als "homoerotisch" kategorisiert
- es erscheint völlig statthaft, dass man als frau - auch wegen lappalien - einen mann ins gesicht(!) schlagen darf

das alles mal wirklich 'umgekehrt' vorstellen - hetero-männer, die sagen, dass sie frauen/körper unansprechend, lächerlich oder eklig finden und die männliche anatomie bevorzugen. frauen und mädchen, die aus gag oder als legitimen angriffspunkt wiederholt in die pussy getreten oder geschlagen kriegen. mädchen/frau bekommt von ihren freundInnen oder partnerInnen dauernd 'als scherz' gesagt, wie fett/hässlich/eklig sie aussieht (selbst wenn sie den offiziellen schönheitsnormen entspricht)
WTF?

von feministischer seite wird seit jeher und zu recht angeprangert, dass frauen als sex-objekte gehandelt werden. dabei sollte man mM aber nicht übersehen: ein sex-objekt zu sein, ist nicht per se etwas schlechtes - im gegenteil, es kann eine sehr gute und schöne und vlt sogar wichtige sache sein! (nur wenn eine reduzierung bzw dauerhafte festlegung draus wird, bzw gegen den willen passiert, ist es inakzeptabler scheiß)

und das ist nicht nur eine sache, die männer und jungs angeht: ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn man von ~ jugend an vermittelt bekommt, dass der eigene körper etwas gefährliches und/oder lächerliches ist, der gemeinhin nur ablehnung erfährt, das zu einer menge destruktiver auswüche führt, die sich - zb in form von sexualisierter gewalt der verschiedenen schweregrade - auch gegen andere, nämlich auch frauen richten kann.
ist ja zb nicht verwunderlich, dass wenn man davon ausgeht, dass der eigene körper was ist, das niemand in seiner/ihrer nähe haben will, man zu dem schluss kommt, man muss mit manipulation, alkohol/drogen, verarschung, belügen, erpressung, bestechung, druck oder körperlicher gewalt vorgehen, wenn man zu sex kommen will (denn dass das gegenüber aus schlichtem begehren sex mit einem will, ist dann natürlich keine realistische option).

ich rufe also auf zu awareness und (konstruktiver, angemessener und punktueller) objektivierung von männern. :heart:

und ihr so? :mg:

disclaimer: das ist selbstverständlich nicht als oppression-olympics-move gedacht, der besagen soll, dass männer es ja grundsätzlich viel schwerer in der gesellschaft haben als frauen
disclaimer-disclaimer: das soll nicht pauschal das gegenteil heißen
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Nerofin
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Re: "Männer sind schön!"-Kampagne

Beitrag von Nerofin » 4. Dez 2012 16:24

Also ich merke auch oft das ich mich eher nicht mag das aber wohl schon aus den Gesellschaftlichen Bild entspringt. Fühle mich damit grade sehr unwohl und weiss auch nicht wie ich damit umgehen soll da mein Selbstwertgefühl eh im Keller ist.
Negativ but true.

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Beitrag von illith » 4. Dez 2012 16:26

und, kannst du näher festmachen, was genau das ist oder ist es nur ein diffuses ätzendes gefühl? (falls du das schreiben willst)
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Kim Sun Woo
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Re: "Männer sind schön!"-Kampagne

Beitrag von Kim Sun Woo » 4. Dez 2012 16:42

Zustimmung @ so ziemlich alles @ illiths posting. wie bereits geschrieben, würde ich auch bejahen, daß dies imo natürlich eindeutig aufgrund bestimmter Geschlechterzuschreibung so ist.

(hatten wir nicht mal vor Jahren diese Diskussion "woanders", wo ich darauf beharrte, daß das Reduzieren von Menschen auf ihre körperliche Attraktivität nicht automatisch sexistisch ist?)
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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Re: "Männer sind schön!"-Kampagne

Beitrag von Nerofin » 4. Dez 2012 16:46

Naja man bekommt ja oft von den Frauen im näheren umfeld mit auf was die so stehen und was sie gut finden und so hat sich für mich über die Zeit so ein Biuld für mich entwickelt ich sollte schlank sein sollte mich Rasieren oder eben Gepflegt sein (was nix schlimmes ist!) Und daraus hat sich einfach dieses Gefühl entwickelt aber wie genau kann ich irgendwie nicht beschreiben vllt. kenn ich auch die falschen Menschen.
Thema auch Klamotten. Ich ziehe eben an was bequem ist was mir gefällt mach mich gerne auch mal "schick" aber das kommt bei vielen irgendwie nicht gut an und man bekommt auch von Männern mal blöde Kommentare zu hören.
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Curumo
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Beitrag von Curumo » 4. Dez 2012 16:47

Also ich finde, dass das irgendwie ziemlich unausgegoren klingt, liebe Illith.
Zum Beispiel wirfst du sexistisch bzw. genderbedingte Normen, wie Frau darf Mann schlagen,
Mann darf Frau nicht zurückschlagen durcheinander und das mit dem schutzbefohlenem "Fatty"
ist eben auch simpel, weil Fettleibigkeit abgelehnt wird - nicht weil er ein Junge/Mann ist.

Anmerkung:
Zur "Homoerotik" kommt allerdings noch der Aspekt mit dem "Nazikörperkult".
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that_way
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Beitrag von that_way » 4. Dez 2012 16:56

HomoGermanicus hat geschrieben:weil Fettleibigkeit abgelehnt wird - nicht weil er ein Junge/Mann ist.
Unter Mädels gibts sowas aber nicht (kaum). Eben, weil es verletztend ist, und zwar immer. Und als großer starker Junge/Mann darf man nicht verletzt sein, weil Gefühle zeigen uncool ist. Ich glaube, dass eher so n Schuh draus wird.
HomoGermanicus hat geschrieben: Frau darf Mann schlagen, Mann darf Frau nicht zurückschlagen
Klar. Wenn n Mann ne Frau schlägt, isses n Skandal. Wie kann der Arsch, der Frauenschläger, kann der sich nicht was in seiner Gewichtsklasse, ...
Wird ein Mann geschlagen wird eher über ihn gelacht, "hihi, der lässt sich von ner kleinen schwachen Frau schlagen, Weichei, ..."
Deshalb wird nichts gesagt vom Betroffenen, Schamgefühl und die 'gebundenen Hände', nicht zurück schlagen zu 'dürfen'.
Frauen sind dann idR aber 'stark, können sich endlich helfen, gut gemacht, dem Arsch hastes gezeigt!'. Sicher ist das manchmal ganz toll, aber eben nicht, wenns um Lapalien geht.
http://direkterede.blogspot.com
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emmy
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Beitrag von emmy » 4. Dez 2012 16:58

illith hat geschrieben: ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn man von ~ jugend an vermittelt bekommt, dass der eigene körper etwas gefährliches und/oder lächerliches ist, der gemeinhin nur ablehnung erfährt, das zu einer menge destruktiver auswüche führt, die sich - zb in form von sexualisierter gewalt der verschiedenen schweregrade - auch gegen andere, nämlich auch frauen richten kann.
Kann es sein, dass ich den männlichen Körper deshalb ins Lächerliche ziehen will, weil er bedrohlich wirkt? Dann wäre das ein Teufelskreis. :(
Fände ich toll, wenn man den mit solchen Überlegungen durchbrechen könnte.

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Nerofin
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Re: "Männer sind schön!"-Kampagne

Beitrag von Nerofin » 4. Dez 2012 17:02

Ich finde es schön das es hier zur Diskussion kommt das nagt schon länger an mir...
Negativ but true.

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Curumo
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Beitrag von Curumo » 4. Dez 2012 17:02

Unter Mädels gibts sowas aber nicht (kaum).
Also ich kann mich da jetzt nur auf die Schilderungen("Mädchenmannschaft)
die mir dazu Ohren gekommen sind, aber der soziale Druck bei Übergewicht gegenüber/unter Frauen, soll ja laut
denen übermäßig sein, die Männer dabei jedoch "privilegiert", also gar nicht(im Sinne von kaum) betroffen.
kick-in-the-nuts ist DER klassiker durch alle film- und seriengenres
Ist ja auch nuneinmal eine biologische "Schwachstelle". Ich habe mich dafür immer revanchiert(damals in auf der Sonderschule wo
Faustkämpfe gängige "Pausengymnastik" waren) - auch
bei Frauen. 1. Haben die Im Schritt das Schambein, das kann von der Intensität des Schmerzes mithalten.
2. Ein gezielter Hieb auf die Brust ist so ziemlich das Equivalent.
Zuletzt geändert von Curumo am 4. Dez 2012 17:12, insgesamt 1-mal geändert.
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