vegan leben oder nur vegane ernährung?

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
bunterpummel
Beiträge: 4
Registriert: 14.11.2013

vegan leben oder nur vegane ernährung?

Beitrag von bunterpummel » 14. Nov 2013 10:44

hallo, ich bin neu hier. ich beschäftige mich schon seit vielen jahren mit dem veganismus und bleibe zum schluss immer beim vegetarismus.
- weil ich hasutiere habe und die wollen keine vegane ernährung
- weil ich nicht von heute auf morgen alle schuhe, taschen und jacken wegwerfen will
- weil ich meine kosmetik nicht wegwerfen mag
und und und

wie ist das bei euch? esst ihr nur vegan oder seid ihr durch und durch vegan?
denn dann muss ich mein mobile weggeben, denn es ist gelantine drin. dann muss ich meine plastikuhr abgeben, denn da ist palmöl drin. also was ich damit sagen will ist, alles hat irgendwie mit toten tieren zu tun und nackt in einer höhle hausen fänd ich kontraproduktiv ;))

ich weiß, ich überspitze das gerade.. aber ich finde den gedanken gerechtfertigt.
wenn ich hier auf meinen schreibtisch schaue sehe ich papier (dafür mussten bäume gefällt werden und tieren wurde der lebensraum gestohlen, usw), einen kulli (neben möglichen menschenrechtvergängen, ist hier erdöl verwendet worden) .. mein mobile .. palmöl und gelantine .. mein rechner .. usw.

Benutzeravatar
Spreewaldgurke
Muse
Beiträge: 856
Registriert: 04.01.2013
Wohnort: jwd

Beitrag von Spreewaldgurke » 14. Nov 2013 11:02

Hallo und willkommen,

Du musst ja nicht von null auf hundert.
bei mir persönlich lautet die Deviese: Vermeidbares vermeiden.
Dabei lernt man nie aus. Und nach und nach wird man perfektionistischer.
Angefangen hab ich mit der Ernährung. Dann wurden Kosmetik-/Hygieneartikel umgestellt. Schließlich auch die Kleidung.
Weggeworfen hab ich nichts sondern nach und nach ersetzt.
Bei Wein z.B. bin ich noch nicht so konsequent wie ich's gern wäre. Mit Medikamenten, Technikartikeln u.s.w. hab ich mich noch nicht befasst.
Da muss man sich halt erst eingehend mit beschäftigen.

Andere Dinge sind aber recht einfach umzusetzen.
Ein Beispiel:
Nur weil du (verständlicherweise) nicht nackt in einer Höhle hausen willst, musst du ja keine Milch trinken oder dir neue Lederstiefel kaufen.
i'm not crazy i'm just a little unwell

Benutzeravatar
Rosiel
confirmed cookie-copping killerqueen
Beiträge: 17360
Registriert: 30.05.2013
Wohnort: Schloss Dunwyn

Beitrag von Rosiel » 14. Nov 2013 11:52

Spreewaldgurke hat geschrieben: bei mir persönlich lautet die Deviese: Vermeidbares vermeiden.
Finde ich sinnvoll bzw. ich mache mir immer wieder Gedanken, was es bringt, wenn ich etwas nicht esse, kaufe, das Geschenk nicht annehme usw.
So macht, es niemanden lebendig, wenn ich jetzt mein altes Ledersofa wegwerfe oder einen Ledersessel aus dem Sperrmüll fische.

Ein schönes Zitat zu Telefonen, Zugfahren und Co.:
Dass Veganer in unserer Gesellschaft nicht zu 100% vegan leben können, ist der Gesellschaft anzulasten und nicht den Veganern.

Benutzeravatar
Anders
Mairübchen
Beiträge: 2508
Registriert: 19.12.2012

Beitrag von Anders » 14. Nov 2013 19:59

Was schon gesagt wurde.
Es bringt doch nichts, irgendwas wegzuwerfen. Das macht niemanden wieder lebendig.
Es geht doch (mMn) viel mehr darum, kein weiteres Leid zu verursachen (wie Spreewaldgurke sagte, Vermeidbares vermeiden).
Haustiere sind eh nochmal nen Kapitel für sich, da steht irgendwie auch jede_r anders zu.
Und so gut wie alles lässt sich mit der Zeit ersetzen. Irgendwann sind Jacken und Schuhe einfach durch, dann brauchste neue... und dann wird´s eben kein Leder.
Die einzigen Gründe, die mir für das Wegwerfen einfielen, wären a) es ekelig zu finden (fände ich teilweise nachvollziehbar, wenn´s bei mir auch nicht ganz so krass ist. Hab trotzdem noch alte Leder-Sicherheitsschuhe) oder b) die Außenwirkung (andere sehen bei dir z.B. Lederklamotten, dadurch festigt sich das Verständnis solcher Dinge als "normal und okay"), was ich persönlich gegenüber dem ökologischen Argument, dass das Wegschmeißen von daher eher kontraproduktiv ist, für eher vernachlässigbar halte.
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

Benutzeravatar
Gerlinde
alte Scheier
Beiträge: 1538
Registriert: 01.11.2013

Beitrag von Gerlinde » 14. Nov 2013 20:50

Rosiel hat geschrieben:Dass Veganer in unserer Gesellschaft nicht zu 100% vegan leben können, ist der Gesellschaft anzulasten und nicht den Veganern.
Rosiel, dieser Satz ist das Beste, was ich in den letzten Jahren gelesen habe.

Ich hab noch überlegt, ob ich hier im Forum über mich "moderat vegan" schreiben soll, ich hätte es auch bei vegetarisch belassen können. Ich bewege mich irgendwo bei 80 % vegan (Nahrung und andere Verbrauchsgüter).
Habe mal vom "Paretoprinzip" gehört, das für viele Bereiche gelten soll. Auf Veganismus bezogen, passt es aus meiner Sicht auch.

Paretoprinzio bedeutet, dass man mit 20 % Aufwand einen 80%igen-Erfolg erreichen kann.
Für die letzten 20 % des Erfolges müsste man den Aufwand um ein Vielfaches (80 %) steigern.

Ich habe auch nicht den Ehrgeiz, in den Krümeln zu suchen, da wäge ich manchmal die Dinge hinsichtlich des "Ökologischen Fußabdruckes" ab und versuche eine für mich tragbare Entscheidung zu finden. Und wenn "vegan" nennen, nur bei 100 % (95, 98, 99 Irrtumswahrscheinlichkeit ) möglich sein darf, dann bin ich es eben nicht.

Dann sage ich mir, wenn einmal mehr als 50 % der Menschen vegetarisch leben würden, dann würde sich auch das Begleitangebot drastisch ändern.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

Benutzeravatar
slartibartfaß
★FoodPornStar★
Beiträge: 11305
Registriert: 09.05.2013

Beitrag von slartibartfaß » 14. Nov 2013 21:20

slartibartfaß @ (Politisch) korrekte Elektronik

Hier hatten wir das Pareto-Prinzip schon mal diskutiert.
Gerlinde hat geschrieben:Und wenn "vegan" nennen, nur bei 100 % (95, 98, 99 Irrtumswahrscheinlichkeit ) möglich sein darf
Du kannst essen was Du willst und Du kannst Dich auch nennen, wie Du willst. Aber die Begrifflichkeiten sind nunmal definiert.
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

Benutzeravatar
illith
Berufs-Veganer
Beiträge: 70192
Registriert: 09.01.2008
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag von illith » 18. Nov 2013 02:04

wieviele der veganerInnen die du kennst leben denn nackt in höhlen, pummel? ;)
also die vorgebrachten punkte erwecken bei mir ein bisschen strohmann-eindruck. veganismus bzw. tierprodukt/leidvermeidung ist doch keine binäre entweder-oder-angelegenheit.
spreewaldgurke hat das mit:
Spreewaldgurke hat geschrieben:Nur weil du (verständlicherweise) nicht nackt in einer Höhle hausen willst, musst du ja keine Milch trinken oder dir neue Lederstiefel kaufen.
ja perfekt auf den punkt gebracht.

ab welchem grad man sich nun das "vegan"-label aufpappen darf oder nicht, ist natürlich ne andere frage und da gibt es ne riesige grauzone. ich nenne mich zb seit 17 jahren veganerin, aber aufgrund diverser blinder flecken würden mir viele diesen status absprechen. (beispiele: hab mich erst vor anderthalb? jahren mit dem thema vegane badezimmerartikel auseinandergesetzt, hab relativ lang bei klamotten nicht richtig drauf geachtet, hab erst dieses jahr aufgehört, meinem freund unvegane sachen zu kaufen und axe benutz ich immernoch, leder-etiketten auf hosen toleriere ich, second-hand-leder kauf ich auch und meine katzen bekommen fleisch)
aber wie man sich nun betzeichnen darf oder nicht sollte ja in der ganzen angelegenheit nicht die wichtigste frage sein, die einen beschäftigt, oder?
☜★VeganTakeover.de★☞
BlogShirtsBuch

RanaThaki
Beiträge: 199
Registriert: 21.10.2013
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag von RanaThaki » 18. Nov 2013 09:58

Ich hab mir auch so meine Gedanken gemacht und als "Neuveganer" mit Hang zu Grübelei und Perfektion (böse Kombination) kommt man ganz schnell zu nem Punkt, wo einem irgendwann nur noch der Psychiater helfen kann... wenn ihr versteht, was ich meine... :arf:

Deswegen versuche ich meinen veganen Weg Schritt für Schritt zu gehen. Immer ein Stück weiter, so wie ich es in dem Moment für mich vertreten kann. Ich schmeiß auch nicht alles unvegane weg, macht ja null Sinn. Wird eben aufgebraucht/abgenutzt/whatever...
Für mein Deo (Rexona) hab ich leider noch keinen passenden Ersatz gefunden. :(
Um Spülmaschinentabs-Ersatz hab ich mich noch nich gekümmert... (Die von Aldi sind nicht vegan, denk ich mal?)
Ich hab mir letztens ne Jacke gekauft, wo ich irgendwann bemerkt hab, dass da kleine Lederdinger an den Zugbändern dran sind.
Meine Katzen kriegen auch weiterhin Fleisch. (Wobei es da letztens auch ne ganz böse Diskussion zu gab. Darf man als Veganer mit fleischfressenden Haustieren andere Menschen nicht auf die Missstände der Fleisch-/Milch-/Eier-/Industrie aufmerksam machen? Ist man dann nicht authentisch?)
Ich rauche (zwar tierversuchsfrei, aber trotzdem nicht wirklich zu vereinen mit einer veganen Lebensweise, oder? :oO: ) und beweg mich zu wenig an der frischen Luft (wobei, ich rauch aufm Balkon :mg: )
Etc.pp. ...
Illith hat geschrieben:aber wie man sich nun betzeichnen darf oder nicht sollte ja in der ganzen angelegenheit nicht die wichtigste frage sein, die einen beschäftigt, oder?
Sicher nicht, aber für mich ist das auch so eine Frage, die ich mir stelle. Vielleicht ist das bei "Jungveganern" einfach so ein Ding, um sich selbst irgendwo einordnen zu können (in der Gesellschaft)? Keine Ahnung...
Ich bezeichne mich glaub ich selbst nicht als Veganer, sondern sage, wenn ich gefragt werde, eher sowas wie: "ich beschäftige mich gerade mit einer veganen Lebensweise". Ich hab keine Ahnung, ob mein Perfektionismus es mir irgendwann mal erlaubt, mich so zu bezeichnen. Wäre aber irgendwie einfacher, einen Begriff zu haben, als ständig drumherum zu reden.

AnaDarcalen
Beiträge: 7
Registriert: 10.11.2013

Beitrag von AnaDarcalen » 18. Nov 2013 10:31

Die Antworten find ich gut , ich mach mir schon seit Tagen Gedanken wegen alter Sachen und meiner Katze minni die ich über alles liebe

Benutzeravatar
Gerlinde
alte Scheier
Beiträge: 1538
Registriert: 01.11.2013

Beitrag von Gerlinde » 18. Nov 2013 18:38

slartibartfaß hat geschrieben:slartibartfaß @ (Politisch) korrekte Elektronik

Hier hatten wir das Pareto-Prinzip schon mal diskutiert.
Gerlinde hat geschrieben:Und wenn "vegan" nennen, nur bei 100 % (95, 98, 99 Irrtumswahrscheinlichkeit ) möglich sein darf
Du kannst essen was Du willst und Du kannst Dich auch nennen, wie Du willst. Aber die Begrifflichkeiten sind nunmal definiert.
Sorry, ist mir entgangen, hab zwar schon einiges quer gelesen, aber bei weitem nicht alles.
Ist evtl auch für andere hilfreich, den ein oder anderen Rückblick zu lesen.
Ich frage mich nicht, ob "vegan essen " oder "vegan leben";
das Etikett "vegan" ist nicht mein oberstes Ziel.
Ich versuche "tierische Bestandteile" zu minimieren und dabei andere Menschen mit auf den Weg zu nehmen.
Vielleicht bin ich schon zu alt für Ideale und noch nicht alt genug für Altersstarrsinn.

Ich vertraue darauf, dass im Sog der mehr werden Mitmenschen, die auf tierische "Produkte" verzichten, auch die versteckten Anteile abnehmen.
Es gibt so vieles, wo man Tier finden kann; angefangen vom Bone-China-Porzellan bis zum Zement (Tierkörpermehl).
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

Antworten