Familie und Freunde überzeugen

Schwangerschaft, Kinder & Familienleben
plantlover

Familie und Freunde überzeugen

Beitrag von plantlover » 2. Sep 2015 10:31

Hallo ihr lieben,

Ich (20) bin seit 2 Wochen Neu-Veganer und höre in meinem Umfeld furchrbar viel Unverständnis, vor allem von meinen Eltern.
Ich versuche ihnen klar zu machen, was meine Motivationen sind (davon gibt es ja genug!) und auch dass es kein Problem ist, sich gesund vegan zu ernähren wenn man gut darauf achtet.
Meine Mutter nennt mich "radikal" und hofft, dass ich bald "zur Vernunft komme".
Wie reagiert ihr auf solche Sprüche bzw wie habt ihr beim Umstieg reagiert?
Ich habe das Gefühl, dass vieles auch daher kommt, dass die Menschen ihre eigene Lebensweise rechtfertigen wollen. Ich möchte ja niemanden verärgern oder missionieren, nur weil ich eine Entscheidung für mich und meine Lebensweise getroffen habe.

Liebe Grüße!

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 2. Sep 2015 10:34

Think, before you speak - google, before you post!

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Lee
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Beitrag von Lee » 2. Sep 2015 10:39

Herzlich wilkommen im Forum :)
Muh!

AIL
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Beitrag von AIL » 2. Sep 2015 16:52

plantlover hat geschrieben: Meine Mutter [...] hofft, dass ich bald "zur Vernunft komme".
Du kannst ihr sagen, dass ich dir bescheinigt habe, dass du bereits zur Vernunft gekommen bist! ;)
Alternativ könnte man auch hinterfragen, worin genau die Vernunft besteht als Erwachsener die für ihre Babies gedachte Muttermilch einer anderen Spezies zu konsumieren.
plantlover hat geschrieben: Wie reagiert ihr auf solche Sprüche bzw wie habt ihr beim Umstieg reagiert?
Ich muss zugeben, dass ich mich von sowas auch teilweise habe verärgern lassen.
"Du musst es doch nicht übertreiben!" - Vater
"Bist du immernoch auf dem Vegan-Trip?" - Bekannte

Hatte keine Reden für solche Situationen vorbereitet und hab' einfach missmutig dreingeschaut.
plantlover hat geschrieben: Ich habe das Gefühl, dass vieles auch daher kommt, dass die Menschen ihre eigene Lebensweise rechtfertigen wollen.
Menschen sind einfach so drauf, dass sie bei Dingen, von denen sie persönlich profitieren (bzw. glauben, dass sie das tun) vollkommen andere Maßstäbe anlegen als bei Etwas, von dem sie nicht profitieren.
plantlover hat geschrieben: Ich möchte ja niemanden [...] missionieren
Also ich würde das im Prinzip sehr gerne tun. Ich hab' aber auch nach 1 1/2 Jahren noch keinen effektiven Weg dazu gefunden. Die Leute sind sowas von gut darin Zusammenhänge zu verdrängen.
Was vielleicht funktioniert ist es sich im Austausch mit anderen Veganern gegenseitig zu bestärken dabei zu bleiben aber Neugewinnung läuft irgendwie garnicht. :\

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Liobghyta
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Beitrag von Liobghyta » 3. Sep 2015 23:41

Man wird dir IMMER vorwerfen, dass du missionieren willst. Wenn du nur erwähnst, dass du kein Tier oder tierische Produkte konsumieren möchtest. Man wird dir so oft vorwerfen, dass du nur auf ne Welle aufspringst, dass du nur Diät machst, dass du schon wieder zur Vernunft kommst. Nimm es hin, versuch so wenig verärgert wie möglich zu sein, und leb es einfach vor, das funktioniert langsam aber irgendwie schon. Natürlich ist es total radikal nur noch pflanzliches zu konsumieren, wohingegen es total normal ist Leichen anderer Spezies zu verspeisen oder deren Periode oder deren Milch. Sags nicht so, denks dir einfach und lächle :D Ich denk mir total oft, wenn ich Bilder von ausgenutzten Tieren sehe, gut das ich das nicht zu 100% zu verantworten habe. Ich hoffe, ich hab dich nicht abgeschreckt und du bleibst cool. =)

Stefan_Ri
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Beitrag von Stefan_Ri » 8. Sep 2015 09:24

Bei mir ist es ähnlich. Seit knapp einer Woche ernähre ich mich vegan, vorher aß ich enorm viel Wurst, Fleisch und nahm Milchprodukte zu mir.

Meine Frau findet das gar nicht lustig und meine Kinder sind auch sehr wählerisch. So kann es passieren, dass wir für vier Leute drei verschiedene Gerichte kochen, weshalb ich gerade jetzt in den ersten Tagen auch manchmal denke, ob es das alles wert ist. Aber wenn du die Überzeugung hast, dich künftig vegan ernähren zu wollen, dann bleib dir treu und vertrete deinen Standpunkt.

Wenn du wieder in die Situation kommen solltest, dich für dein neues Essverhalten verteidigen zu müssen, und du beim Argumentieren nicht so flott bist, dann lege dir schonmal einige Argumente zurecht, die du dann wie aus der Pistole geschossen abfeuern kannst. Es sollten drei, vier gute Argumente reichen (die zu finden ist ein Klacks), dann geben die Meckerköpfe meist schon Ruhe. Letztlich ist jeder für sich selbst verantwortlich und niemand hat das Recht dir vorzuschreiben, wie du dich ernähren musst. Sei stolz auf dich und deine Entscheidung und stehe offen dazu. Schließlich ist Veganismus nichts, wofür man sich schämen muss. Wenn wieder so ein blöder Spruch kommt, dann mach dich nicht klein. Das merken die anderen und wissen, dass du ein leichtes Opfer bist, auf dem man ein wenig rumhacken kann. Hau mit breiter Brust deine Argumente raus und zeige, dass du hinter deiner Entscheidung und Überzeugung stehst.

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calenleia
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Beitrag von calenleia » 4. Jan 2016 18:58

Meine Familie war zum Glück etwas diplomatischer. Ich habe einfach angefangen vegan für sie zu kochen und konnte sie so zumindest davon überzeugen, dass man nicht verhungert. ^^ vor allem wenn es dann besser war, als nicht veganes Essen (Mousse au chocolat an Weihnachten zum Beispiel).

Und Diskussionen versuche ich so gut es geht zu vermeiden. Ich saß desletzt mit Kollegen, Chef und seiner Frau zusammen und plötzlich wurde der Tec Talk zum Vegan Talk, nur weil was zu Essen bestellt werden sollte. Sogar der vegetarische Kollege hat auf mich eingeredet. Da erzählen dir sehr ungesund aussehende, trinkende und Fast Food futternde Menschen, dass du nen Mangel hast und nur am supplementieren bist. Ich hab meine Argumente raus gehauen. Aber, und das hängt natürlich von der Situation ab, manchmal ist es einfach besser die Diskussion abzuwehren. Du hast deine Meinung. Jemand anders seine. Themenwechsel. Die meisten Menschen die Interesse vorgaukeln, wollen einem eigentlich nur zeigen, dass SIE aber richtig liegen. Ich erzähle auch immer ganz gerne wie es wirklich abläuft, wenn Argumente kommen wie dass Tiere zum essen da sind usw. Das hilft meistens, dass zumindest für den Moment Ruhe ist. :)

Nicht aufgeben! :)

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Mariner86
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Beitrag von Mariner86 » 4. Jan 2016 19:13

Heyho,

ich glaube das hat jeder mehr oder weniger durchgemacht am Anfang. In der Regel gewöhnt sich das Umfeld aber mit der Zeit daran. Ich persönlich habe es so gehandhabt, dass ich nur dann ernsthaft diskutiert habe wenn ein gewisses ernsthaftes Interesse bei meinem Gesprächspartner vorhanden war. So halte ich es heute noch. Ich habe aber auch immer ganz klar kommuniziert wenn meine Familie mal wieder versucht hat mich zu Fleisch, Milch und Co. zu überreden oder mit der ''Probier doch mal'' Masche gekommen ist, dass dies für mich keine Option ist und ich bei meiner Einstellung und Vorsätzen bleibe. Ich hab einfach von Anfang an für michs elber geocht, bin selber einkaufen gegenagen und hab sturr mein Ding durchgezogen :-)
Ich gebe auch ganz offen zu, dass ich auf Arbeit gerne die unverträglichkeits Karte ausspiele. Dann ist meistens Ruhe, ich habe einfach schon zu oft die gleichen extrem nervtötenden und ermüdenden Dialoge führen müssen, in denen man sich mehr oder weniger rechtfertigen muss. Aber auch hier gilt, wenn echtes Interesse vorhanden dann lege ich auch meine Beweggründe nahe, gebe Rezepte weiter oder bringe mal was von zu Hause zum probieren mit.
“Life ... is a tale
Told by an idiot, full of sound and fury,
Signifying nothing.”
- William Shakespeare, Macbeth -

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037merlin
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Beitrag von 037merlin » 19. Jan 2016 02:33

Hey plantlover,

das Problem ist ja eigentlich folgendes:
Version 1:
Kommt da so ein Typ von einer Organisation wie PETA oder Vebu daher, der bestimmt Ahnung von seinem Thema hat und Flyer verteilt die krasse Dinge behaupten, dann kann es passieren, dass sich im privaten Essverhalten (privat mit Distanz zu Flyerverteiler) auf einmal sone irgendwie ja doch ganz leckere Reismilch einschleicht oder die Gemüsepfanne ohne Hähnchenbrust gebraten wird.
Version 2:
Kommt da allerdings der eigene Sohn, den man aufgepeppelt hat, die eigenen Maßstäbe gelehrt hat und gezeigt hat, wie es heißt gesund zu leben, daher und behauptet auf einmal irgendein esoterisches Zeug, das irgendwie blödsinnig klingt, weil es völlig entgegen die fundamentale gesundheitliche Einstellung posaunt, dann lässt man ihn mal reden. Ist vielleicht nur eine Phase.

Ja ich weiß, ich habe das ganze relativ emotional gelenkt durch die Formulierungen, aber vielleicht versteht man ja meinen Punkt:
In einer Familie gibt es gewisse Strukturen. Diese schwingen immer mit. Wenn die Schwestern sich nicht leiden konnten, gehen sie sich im Erwachsenleben auch eher aus dem Weg.
Diese Strukturen aufzubrechen, indem man als Eltern eingesteht, dass man unrecht und der Sohn/ die Tochter recht hat (und zwar in einem der elementarsten Punkte des Lebens = Nahrungsgewohnheiten und -überzeugungen), ist ein sehr mutiger Schritt und kostet viel Überwindung.

Deshalb weiß ich auch nicht, wie ich meine Eltern überzeugen kann. Mein Papa sagt, er sei da eher Genussmensch, aber er hat nie geraucht, obwohl sein Vater geraucht hat, war immer fit im Kochen und was Nahrungsmittelgesundheit angeht auch immer recht aufmerksam, nur eben nicht beim Fleisch, Milch, Eiern und Co.
Seit ich vegetarisch lebe, hat er allerdings eigene Werte aufgestellt, "gutes" Fleisch zu kaufen, wo der Kilopreis wohl auch das vierfache ist und er sich das Tier selbst aussuchen konnte. Allerdings gibt es trotzdem Mortadella und Co. Wenn ich das anspräche, würde ich am Stolz meines Papas abprallen, das weiß ich schon. Er weiß sehr viel und ist mir in zahlreichen Diskussionen überlegen, also hat er denke ich keine Lust ein Gespräch anzufangen, wo ich besser darstehe. Naja, abwarten ist denke ich das beste. Wohne ja auch gottseidank seit 3 jahren nicht mehr da ;)
"Earth" without "art" would be just "Eh"...

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mashisouk
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Beitrag von mashisouk » 19. Jan 2016 11:46

Ich halte von dieser ganzen Überzeugerei gar nichts, weil ich auch selber nicht überzeugt werden möchte. Um genau zu sein: ich finde es sehr übergriffig.
Hoffentlich kann ich es richtig erklären, ich versuchs mal:
es ist für mich völlig okay, wenn man anderen Menschen sein Leben zeigt und sozusagen sagt: "Hey guck mal, ich mach das hier so und so. Ist das nicht super? Also für mich fühlt es sich super an. Großartige Sache, das"
Es ist für mich überhaupt nicht okay, wenn man auf das Leben eines anderen Menschen deutet und sagt: "Also, das und das finde ich ja nicht okay. Weißt du eigentlich, wieviel Tiere dafür leiden (Kinder arbeiten, CO2 entsteht,....)?"
Ich finde es wichtig, bei sich zu bleiben und sich selber immer wieder zu überprüfen.
Ein User hat mir vor bei einer hitzigen Diskussion mal gesagt, ich solle mal den Scheiß vor meiner eigenen Haustür kehren. Und obwohl ich mich völlig aufgeregt habe, hat er in gewisser Weise Recht.
Manchmal benutze ich Plastiktüten. Wenn ich müde binm schreie ich meine Kinder an. Letzte Woche gabs dreimal (!) Nudeln mit Tomatensosse. Im Wäschekeller stapelt sich die Schmutzwäsche fast bis zu Decke.
Also, wer bin ich, daß ich andere Menschen von meiner Art zu leben überzeuge sollte oder könnte?
Bevor man sich auf dei Suche macht und andere Menschen überzeugen will von dem, was man gerade tut, sollte man sich schon sehr sicher sein, daß das eigene Leben perfekt ist. Ist es das nicht, dann sollte man besser bei sich aufräumen und seine eigene Welt in Ordnung bringen. Ist sie das, dann ist das die beste Überzeugungsarbeit überhaupt.
Sei ganz du selbst!
Außer du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn

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