16 jährige Tochter will nicht mehr Vegan leben
- human vegetable
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Komme vermutlich zu spät dazu, um noch was Relevantes beizutragen. Sei's drum - hier meine 2 ct:
mashi, dass deine Tochter dich im Moment so vehement ablehnt zeigt vermutlich, wie nahe ihr euch steht. In der Pubertät ist es die Entwicklungsaufgabe junger Menschen, sich vom Elternhaus abzulösen. Und zwar nicht nur äußerlich (größere Eigenverantwortung im Alltag), sondern vor allem innerlich (eigene Werte und Normen).
Tragischerweise ist unsere Gesellschaft heute aber so organisiert, dass die äußere Trennung, die fast zwangsläufig zu mehr innerer Unabhängigkeit führt, erst einige Jahre nach der Pubertät stattfindet - wenn überhaupt. Gerade wenn sich ein Kind seinen Eltern innerlich sehr verbunden fühlt, kann es dies unterbewusst als Problem betrachten, um sich innerlich von ihnen zu emanzipieren. Um sich Abstand zu verschaffen, verhält es sich dann scheinbar völlig unbegründet provokativ und abweisend - in der Hoffnung, mit Hilfe der größeren inneren Distanz sich eher klar über die eigenen Werte werden zu können.
Um beim "Rucksack-Vergleich" zu bleiben: Stell' dir vor, wie deine Tochter sich fühlen muss, wenn sie ihren Rucksack neu organisieren will - dabei aber das Gefühl hat, du schaust ihr dabei ständig über die Schulter, und könntest jeden Moment deinen Senf dazu geben. Nicht, dass du das tatsächlich tust, allein die Befürchtung reicht aus. Und dass ihr euch im Moment räumlich (und vielleicht bis vor Kurzem auch geistig-emotional) so nahe seid, macht es halt so schwer, das Gefühl bei ihr nicht aufkommen zu lassen. Vielleicht geht es auch viel weniger um die reale Mutter, als vielmehr das innere Mutter-Über-Ich, das deine Tochter im Laufe der Jahre ausgebildet hat (gerade wenn ihr euch früher sehr nahe standet), und im Alltag mit dir verwechselt. Du musst dann völlig unschuldig für das Gemeckere deiner "geistigen Projektion" im Kopf deiner Tochter büßen!
Mein ältester Sohn ist gerade 14, und er lässt auch mehrmals täglich ziemliche Spitzen gegen mich fliegen. Ich erdulde das stillschweigend im Glauben an ausgleichende Gerechtigkeit, denn ähnlich habe ich meinen Vater damals auch behandelt. Tragischerweise habe ich diese abwertende Haltung bis zu seinem Tod viele Jahre später auch nicht mehr aufgegeben, wenn auch nach Ende der "heißen Phase" der Pubertät besser versteckt und eher in mich hineingefressen. Erst zum Ende hin wurde mir wieder klar, wie viel wir gemeinsam haben - äh, hatten.
Evtl. ist es für dich hilfreich, auch nochmal an die eigene Pubertät zurückzudenken, und wie sich dein Verhältnis zu deinen Eltern über die Jahre entwickelt hat. Bestimmt findest du Gemeinsamkeiten, die dich die aktuelle verfahrene Situation mal aus einer ganz anderen Perspektive betrachten lassen.
Um es mit unseren Kindern nicht soweit kommen zu lassen, ist meine Strategie, selbst möglichst kein Öl ins Feuer zu gießen, und mir im Konfliktfall auf die Zunge zu beißen, selbst wenn ich am Liebsten platzen würde. Dabei hilft mir, die Situation nicht persönlich zu nehmen - das Problem ist einfach die Lebenskonstellation, in der wir gerade stehen (s. o.).
Ob das nun als Patentrezept taugt - vermutlich nicht. Es gibt halt doch immer wieder Fälle, wo Jugendliche ihre Zukunftsperspektiven aus pubertärem Überschwang so drastisch ruinieren, dass es an der Intervention nicht vorbeigeht. Das musste ich im eigenen Haus zum Glück noch nicht erleben. Mein Vorsatz für eine solche Situation ist jedoch, mich dann eher zu früh als zu spät an aushäusige Hilfe zu wenden, um einen unbelasteten Mediator reinzubringen, der die persönliche Dimension ein Stück weit rausnimmt. Das kann ein Profi sein, evtl. aber auch ein Verwandter oder Bekannter. Allerdings kann das natürlich noch weitere Problemdimensionen aufreißen, wenn zusätzlich noch weitere unbearbeitete private Konflikte draufkommen. Vielleicht also doch eher den Profi...
Aber so weit seid ihr wohl noch nicht - Augen zu und durch! Alles Gute!
mashi, dass deine Tochter dich im Moment so vehement ablehnt zeigt vermutlich, wie nahe ihr euch steht. In der Pubertät ist es die Entwicklungsaufgabe junger Menschen, sich vom Elternhaus abzulösen. Und zwar nicht nur äußerlich (größere Eigenverantwortung im Alltag), sondern vor allem innerlich (eigene Werte und Normen).
Tragischerweise ist unsere Gesellschaft heute aber so organisiert, dass die äußere Trennung, die fast zwangsläufig zu mehr innerer Unabhängigkeit führt, erst einige Jahre nach der Pubertät stattfindet - wenn überhaupt. Gerade wenn sich ein Kind seinen Eltern innerlich sehr verbunden fühlt, kann es dies unterbewusst als Problem betrachten, um sich innerlich von ihnen zu emanzipieren. Um sich Abstand zu verschaffen, verhält es sich dann scheinbar völlig unbegründet provokativ und abweisend - in der Hoffnung, mit Hilfe der größeren inneren Distanz sich eher klar über die eigenen Werte werden zu können.
Um beim "Rucksack-Vergleich" zu bleiben: Stell' dir vor, wie deine Tochter sich fühlen muss, wenn sie ihren Rucksack neu organisieren will - dabei aber das Gefühl hat, du schaust ihr dabei ständig über die Schulter, und könntest jeden Moment deinen Senf dazu geben. Nicht, dass du das tatsächlich tust, allein die Befürchtung reicht aus. Und dass ihr euch im Moment räumlich (und vielleicht bis vor Kurzem auch geistig-emotional) so nahe seid, macht es halt so schwer, das Gefühl bei ihr nicht aufkommen zu lassen. Vielleicht geht es auch viel weniger um die reale Mutter, als vielmehr das innere Mutter-Über-Ich, das deine Tochter im Laufe der Jahre ausgebildet hat (gerade wenn ihr euch früher sehr nahe standet), und im Alltag mit dir verwechselt. Du musst dann völlig unschuldig für das Gemeckere deiner "geistigen Projektion" im Kopf deiner Tochter büßen!
Mein ältester Sohn ist gerade 14, und er lässt auch mehrmals täglich ziemliche Spitzen gegen mich fliegen. Ich erdulde das stillschweigend im Glauben an ausgleichende Gerechtigkeit, denn ähnlich habe ich meinen Vater damals auch behandelt. Tragischerweise habe ich diese abwertende Haltung bis zu seinem Tod viele Jahre später auch nicht mehr aufgegeben, wenn auch nach Ende der "heißen Phase" der Pubertät besser versteckt und eher in mich hineingefressen. Erst zum Ende hin wurde mir wieder klar, wie viel wir gemeinsam haben - äh, hatten.
Evtl. ist es für dich hilfreich, auch nochmal an die eigene Pubertät zurückzudenken, und wie sich dein Verhältnis zu deinen Eltern über die Jahre entwickelt hat. Bestimmt findest du Gemeinsamkeiten, die dich die aktuelle verfahrene Situation mal aus einer ganz anderen Perspektive betrachten lassen.
Um es mit unseren Kindern nicht soweit kommen zu lassen, ist meine Strategie, selbst möglichst kein Öl ins Feuer zu gießen, und mir im Konfliktfall auf die Zunge zu beißen, selbst wenn ich am Liebsten platzen würde. Dabei hilft mir, die Situation nicht persönlich zu nehmen - das Problem ist einfach die Lebenskonstellation, in der wir gerade stehen (s. o.).
Ob das nun als Patentrezept taugt - vermutlich nicht. Es gibt halt doch immer wieder Fälle, wo Jugendliche ihre Zukunftsperspektiven aus pubertärem Überschwang so drastisch ruinieren, dass es an der Intervention nicht vorbeigeht. Das musste ich im eigenen Haus zum Glück noch nicht erleben. Mein Vorsatz für eine solche Situation ist jedoch, mich dann eher zu früh als zu spät an aushäusige Hilfe zu wenden, um einen unbelasteten Mediator reinzubringen, der die persönliche Dimension ein Stück weit rausnimmt. Das kann ein Profi sein, evtl. aber auch ein Verwandter oder Bekannter. Allerdings kann das natürlich noch weitere Problemdimensionen aufreißen, wenn zusätzlich noch weitere unbearbeitete private Konflikte draufkommen. Vielleicht also doch eher den Profi...
Aber so weit seid ihr wohl noch nicht - Augen zu und durch! Alles Gute!
Zuletzt geändert von human vegetable am 11. Nov 2018 14:15, insgesamt 1-mal geändert.
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin
"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson
"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson
"Nicht, dass du das tatsächlich tust"
.....
witzigerweise hab ich glaub ich echt nie gegen meine Eltern rebelliert - nur um alles mögliche drumherum
HV, danke aber für deine Ausführung!
.....
witzigerweise hab ich glaub ich echt nie gegen meine Eltern rebelliert - nur um alles mögliche drumherum
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also alles gefallen lassen muss man sich natürlich nicht. aber alles was einen nicht direkt selbst betrifft - zb ob das kinderzimmer unordentlich ist oder wie die kleinen ihre freizeit verbringen - das ist doch ihr ding, nur weil einem das selbst nicht gefällt sollte man da nicht reinquatschen.
Think, before you speak - google, before you post!
Dankedankedanke für eure Antworten, fürs Gedankenmachen und äähhh... einfach danke, daß ihr seid.
Ich sorge mich so sehr, weil meine Tochter mir fremd wird. Manchmal. Manchmal (gestern zB) haben wir Nähe und gute Zeiten. Ich arbeite aber auch deutlich mehr, als noch vor zwei Jahren, dh ich bin nicht mehr mit meiner gesamten Aufmerksamkeit bei meinen Kindern. Vielleicht war es ja zu früh, daß ich die Stunden hochgeschraubt habe? Obwohl ich nachmittags und abends eigentlich immer da bin.
Also, was mir besonders schwer ist: meine Tochter glaubt nicht mehr. Sie betet nicht mehr. Ja, nun mögen sich hier viele denken: Na und, mach ich auch nie.
Aber der Glaube an Gott gehörte wie selbstverständlich zu unserem Leben dazu, Gemeindearbeit und Gottesdienstbesuche. Das lehnt mein Kind jetzt kategorisch ab. Und natürlich lasse ich sie. Aber es sorgt mich ungemein....
Es nützt aber alles nichts, wir müssen gemeinsam da durch.
Hier musste ich auch ziemlich lachen. Denn natürlich tue ich genau das
Ich sorge mich so sehr, weil meine Tochter mir fremd wird. Manchmal. Manchmal (gestern zB) haben wir Nähe und gute Zeiten. Ich arbeite aber auch deutlich mehr, als noch vor zwei Jahren, dh ich bin nicht mehr mit meiner gesamten Aufmerksamkeit bei meinen Kindern. Vielleicht war es ja zu früh, daß ich die Stunden hochgeschraubt habe? Obwohl ich nachmittags und abends eigentlich immer da bin.
Also, was mir besonders schwer ist: meine Tochter glaubt nicht mehr. Sie betet nicht mehr. Ja, nun mögen sich hier viele denken: Na und, mach ich auch nie.
Aber der Glaube an Gott gehörte wie selbstverständlich zu unserem Leben dazu, Gemeindearbeit und Gottesdienstbesuche. Das lehnt mein Kind jetzt kategorisch ab. Und natürlich lasse ich sie. Aber es sorgt mich ungemein....
Es nützt aber alles nichts, wir müssen gemeinsam da durch.
Hier musste ich auch ziemlich lachen. Denn natürlich tue ich genau das
Danke HV, daß du dir die Zeit genommen hast.human vegetable hat geschrieben: Nicht, dass du das tatsächlich tust, allein die Befürchtung reicht aus.
Sei ganz du selbst!
Außer du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn
Außer du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn
ja, klingt nach stinknormaler full-frontal Pubertät.
das wäre sicher genauso gekommen, selbst wenn du deinen Job hingeschmissen hättest, um ganz für deine Kinder da zu sein.
das wäre sicher genauso gekommen, selbst wenn du deinen Job hingeschmissen hättest, um ganz für deine Kinder da zu sein.
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Mashi, sorry, ich hab jetzt erst deine Frage gesehen ... Klar, an den Rucksack-Vergleich erinnere ich mich gut. Zu meiner Tochter schreib ich später was, hab im Moment keine Zeit (bin im Büro).mashisouk hat geschrieben:Lovis, erinnerst du dich noch an diesen Rucksack-Vergleich? Hat deine Tochter inzwischen wieder was reingepackt?Lovis hat geschrieben:Schöner Vergleich mit dem Rucksack! Danke, Mashi!
Der Rucksack meiner Tochter (um im Bild zu bleiben) scheint nämlich derzeit völlig leer...
Und ich bin ziemlich verzweifelt.
So viel vorweg: Dass du zu wenig Zeit für deine Kinder hast, glaube ich nicht. Du bist doch nachmittags und abends immer da!
Erstmal hört sich das Verhalten deiner Tochter für mich auch "normal pubertär" an. Du solltest aber schon darauf bestehen, dass sie ein gewisses Maß an Respekt nicht verliert (finde ich). Die Tochter einer Freundin sagt z. B. zu ihr (also zu ihrer Mutter): "Halt die Fresse! Verpiss dich!" Sowas hat meine Tochter sich nie rausgenommen, da wären meine Grenzen auch echt überschritten gewesen.
Was sorgt dich daran denn?mashisouk hat geschrieben: Also, was mir besonders schwer ist: meine Tochter glaubt nicht mehr. Sie betet nicht mehr. Ja, nun mögen sich hier viele denken: Na und, mach ich auch nie.
Aber der Glaube an Gott gehörte wie selbstverständlich zu unserem Leben dazu, Gemeindearbeit und Gottesdienstbesuche. Das lehnt mein Kind jetzt kategorisch ab. Und natürlich lasse ich sie. Aber es sorgt mich ungemein....
Ich hatte sehr ähnliche Auseinandersetzungen mit meinem Vater. Er ist ebenfalls sehr gläubig, und ich wurde selbst christlich-katholisch erzogen. Bis ich ca. 12 war, war ich sogar als Ministrantin fast jeden Sonntag aktiv am Gottesdienst beteiligt.
Nach meiner Firmung (bei der man ja eigentlich in seinem Glauben "gefestigt" werden sollte) habe ich das alles zu hinterfragen begonnen und mich schlussendlich geweigert, weiterhin aktives Mitglied in diesem Verein zu sein. Bei mir war es definitiv kein Trotz, ich habe mir zu dieser Zeit einfach sehr viele Gedanken über den (Un-)Sinn des Lebens, des Glaubens und der Religion gemacht. Ich habe meinem Vater auch versucht, die Gründe darzulegen, und dass ich auch ohne Religion ein Mensch mit Werten und Idealen sein kann - leider verstand und versteht er das nicht. Wenn ein Gespräch zufällig in diese Richtung geht und es ihm wieder bewusst wird, dass ich nicht glaube, dann ist er entweder zutiefst verletzt oder jähzornig.
Aber ist Glaube nicht etwas höchst Individuelles? Was hast du denn davon, wenn deine Tochter einfach blind deinen eigenen Ideen vom Glauben folgt, und sich selbst keine Gedanken darüber macht?