gesättigte Fettsäuren (spez. in der veganen Ernährung)

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illith
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gesättigte Fettsäuren (spez. in der veganen Ernährung)

Beitrag von illith » 16. Mär 2019 02:14

//Crosspost

ist es sinnvoll, einen gewissen Anteil an gesättigten Nahrungsfetten zu sich zu nehmen (auch wenn sie nicht essentiell sind) oder lebte man genauso gut, wenn nicht besser, wenn man die komplett oder annähernd miede?

die haben so im konventionellen Ernährungswesen allgemein einen schlechten Ruf - aber ich könnte mir gut vorstellen, dass das daher kommt, weil in der üblichen westlichen Mischkost (viel Fleisch, viel Tierprodukte, viel Convenience) die anteilig viel zu viel konsumiert werden.

in Bodybuilding- und ich glaube auch anderen bro-lastigen Kreisen gelten gesättigte FS teils wiederum als Nonplusultra, mW vor allem, weil sie auf die Testo-Produktion positiven Impact hätten.

als Durchschnitts-VeganerIn, wenn man jetzt nicht zu den Kokosfett-Jüngern gehört oder sich hauptsächlich von Convenience- und Junkfood ernährt, hat man ja eher einen unterdurchschnittlichen Intake an gFS.

Frage:
a.) sind gFS für Durchschnitts-VeganerInnen daher kein Faktor, der einem Lebensmittel "ungesund"-Punkte negativ anrechnet? (weils in der geringen Gesamtmenge keinen Negativeinfluss hat)

b.) sollten VeganerInnen evtl. sogar darauf achten, gezielt durchaus auch gFS zu konsumieren?
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somebody
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Beitrag von somebody » 16. Mär 2019 11:37

illith, das ist leider mangels aussagefähiger Studien/Übersichtsarbeiten & mangels tendenziell vergleichbarer Studienergebnisse schwer zu beurteilen.

Lt vorliegende Arbeiten haben VeganerInnen geringeres Erkrankungsrisiko für einige ernste Erkrankungen, was mit deren durchschnittlich geringerer Zufuhr gesättigter Fettsäuren in Verbindung gebracht wird, jedoch nicht klar belegt ist.

Die mit durchschnittlicher veganer Ernährung zugeführte Menge gesättigter Fettsäuren ist vermutlich unbedenklich.

Eine Arbeit mit Nutzen Schaden Abwägung zusätzlicher Zufuhr an gesättigten Fettsäuren bei BodyBuilding kenne ich leider nicht.
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 16. Mär 2019 18:40

Unter den veganen Ernährungsgurus herrscht ebenfalls Uneinigkeit:

McDougall verteufelt gesättigte FS (insbesondere, wenn sie aus tierischen Produkten oder Öl kommen, aber auch pflanzliche, vollwertige Quellen betrachtet er kritisch), da sie seiner Meinung nach zu Übergewicht und Herzerkrankungen führen. Esselstyn sieht es ähnlich.

McCampbell sieht gesättigte Fette als eher unproblematisch an (selbst wenn sie tierischen Ursprungs sind), seiner Meinung nach ist tierisches Eiweiß die Ursache für die mit dem Verzehr von tierischen Produkten einhergehenden Gesundheitsgefahren.

Persönlich minimiere ich gesättigte FS, aus welcher Quelle auch immer, da sie nicht essentiell sind und ich meine kcal lieber woandersher beziehe. Bin auch schonmal längere Zeit vegan high fat - low carb gefahren (mit massig Kokosraspeln und so), und habe mich damals keineswegs zum Testosteronmonster verwandelt. Insofern ist mein derzeitiges (Vor-)Urteil, dass gesättigte FS auf der Ketowelle schwimmender Hype mit nix dahinter sind. Dass sie nun wirklich sehr gesundheitsgefährdend sind (zumal wenn sie aus vollwertigen Quellen wie Kakaopulver, Kokosraspeln etc. aufgenommen werden) mag ich aber auch nicht glauben.
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Beitrag von Vampy » 16. Mär 2019 19:05

gesätttigte fettsäuren sind ja auch in palmöl, kakaobutter, rapsöl u.a, und da das in diversen veganen produkten wie aufstrich, schoki, oder im öl zum braten drin ist, ist die frage ob man explizit auf ne zufuhr achten soll, wohl eher theoretisch.
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Beitrag von illith » 16. Mär 2019 19:29

in Rapsöl und Bratöl...?
das andere hatte ich ja adressiert.
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Beitrag von somebody » 16. Mär 2019 19:40

illith, Rapsöl & HO Sonnenblumenöl in Größenordnung knapp unter 10 % gesättigte FS.

Editiert: Schaute nach, auf der Flasche meines Rapskernöls von Edeka sind 6,4 % & auf der Flasche meines HO Sonnenblumenöls von dm sind 7,1 % angegeben.
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Beitrag von Vampy » 16. Mär 2019 19:59

Rapsöl Die Merkmale: ein hoher Gehalt an Ölsäure, ein moderater Gehalt an Linolsäure und wenig gesättigte Fettsäuren.
https://www.deutsches-rapsoel.de/ernahrung/uberblick/
Olivenöl setzt sich aus 77 % einfach ungesättigten, 9 % mehrfach ungesättigten und 14 % gesättigten Fettsäuren zusammen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Oliven%C3%B6l
Inhaltsstoffe Sonnenblumenöl
Ölsäure 14–39 %[1] (HO: 70–92 %)[2]
Linolsäure 48–74 % (HO:2–17 %)[1]
Linolensäure 0–0,3 %[1]
Palmitinsäure 5–8 % (HO: 3–5 %)[1]
Weitere Fettsäuren 3–6 % Stearinsäure[1]
Σ gesättigte Fettsäuren 8 %
Σ einfach ungesättigte Fettsäuren 27 %
Σ mehrfach ungesättigte Fettsäuren 65 %
https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenblumen%C3%B6l
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Beitrag von illith » 16. Mär 2019 20:31

ja also ich ging jetzt von nennenswerten Mengen aus.
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Beitrag von human vegetable » 17. Mär 2019 11:28

Vampy, mit einer "starch based diet" nach McDougall lässt sich die tägliche Aufnahme von gesättigten FS wirklich auf wenige Gramm begrenzen. Zwar habe ich mit dieser sehr restriktiven Kostform auch langfristig wenig Probleme, aber damit bin ich selbst unter Veganern die extreme Ausnahme.

Zudem wissenschaftlich nicht wirklich überzeugend belegt ist, dass ein so weitgehender Fettverzicht tatsächlich langfristige gesundheitliche Vorteile bringt - zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das zum Großteil Wunschdenken und n=1 Selbstbetrachtung, mit allen Fragezeichen und Verzerrungen, die da dranhängen.

Da mir der Verzicht auf viele Lebensmittel wenig ausmacht (meine Genussquellen liegen in anderen Lebensbereichen) und mir diese Kostform aufgrund der niedrigen Energiedichte erlaubt, riesige Mengen zu vertilgen (ich haue gern richtig rein) ist es aktuell das Richtige für mich. Aber viele Konvertiten werde ich nicht finden...

Was vielleicht auch gut so ist, denn solch extreme Kostformen machen den Veganismus für den mainstream noch unattraktiver, als er eh schon ist. Und bei der Entscheidung für Veganismus sollten nicht gesundheitliche Gründe, sondern ethische und ökologische Aspekte im Vordergrund stehen. Zwar ist eine "starch-based diet" auch aus Nachhaltigkeitsgründen überragend (Getreide/Kartoffeln/Hülsenfrüchte haben pro Kalorie den kleinsten ökologischen Fußabdruck), aber auch konventionell vegane Kost schneidet schon wesentlich besser ab als omnivore Standardkost. Da bringt es mehr, wenn viele Menschen lediglich ihren Tierverzehr reduzieren/abstellen, als wenn wenige auf perfekte Methusalemernährung (wenn sie's denn überhaupt ist) umstellen.
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Beitrag von Sphinkter » 21. Mär 2019 15:36

Ich bin mal wieder vorbeigerauscht. Ich lese gerade das neueste Werk von David Katz, einer der renommiertesten Ernährungsexperten.
Was sagt er zu den GFS?
Man muss klar unterscheiden.

"There is less, but increasing evidence that lauric acid — a very short saturated fat molecule — may also be innocuous. It is the kind of saturated fat that predominates in coconut oil — and the reason why the jury is still out on the health effects of its use. I consider the evidence strong that palmitic and myristic acids, two of the commonly consumed saturated fats, are, indeed, potentially harmful, contributing to inflammation, elevated lipids, atherogenesis and vascular disease. Note that even the exonerated SFAs appear to be harmless, rather than health-promoting per se."

Also z.T. harmlos, je nach Sorte, aber wohl kaum gesundheitsförderlich, wie einige Paleo Jünger glauben.

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