Quarks brachte gestern eine lange Sendung über "intuitives Essen":
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sen ... e-100.html
Habe erst den Anfang gesehen: Im Mittelpunkt steht ein "Ernährungsexperiment", wo eine Gruppe Menschen erst gecoacht wird, sämtliche Ernährungsregeln zu vergessen, und stattdessen frei nach Lust und Laune zu essen. Dann soll ausgewertet werden, wie das Gesundheit, Befinden und Körpergewicht über sechs Wochen beeinflusst.
Die Instruktion war teilweise recht radikal - die Teilnehmer bekamen auf Nachfrage die ausdrückliche Empfehlung, bei großen Hungergefühlen fast food zu essen, statt angeblich gesunder Lebensmittel wie Obst und Gemüse. Ich würde die meisten Menschen so einschätzen, dass sie mit dieser Philosophie schnell zunehmen - wie es auch die freie Wildbahn nahelegt.
Als eher orthorektisch veranlagter Mensch liegt mir dieser Ansatz ohnehin fern - zudem leitet mich selbst meine Intuition nicht mehr zu fast food und hochverarbeiteten Produkten. Viele Dinge (scharfe Gewürze) vertrage ich auch einfach nicht, und die negativen Nachwirkungen haben mir schon jegliche Lust darauf abkonditioniert. Insofern würde auch eine "Freigabe" nur kleinere Details an meiner Ernährung ändern.
Die Sendung könnte auch für einige von euch interessant sein - das Thema fast food kommt hier ja regelmäßig in verschiedensten Zusammenhängen auf. Zudem werden ständig irgendwelche veganisierten Eiscremes, Chips, Süßkram thematisiert. Eventuell wird hier ein Weg aufgezeigt, wie sich auch solche Produkte ohne schlechtes Gewissen in die Alltagskost integrieren lassen.
Nachtrag & Spoiler:
► Text zeigen
Nach Ablauf des Experiments hatten die meisten Teilnehmer entweder nicht oder nur leicht zugenommen, sie fühlten sich aber besser. Insofern war das natürliche Fazit, diese Kostform weiter betreiben zu wollen.
Ehrlich gesagt, ich bin nicht überzeugt. Denn erstens war die Zeitspanne recht kurz - wenn man 1 kg innerhalb von 6 bis 12 Wochen zunimmt, dann kann das auf ein Jahr/Jahrzehnt hochgerechnet schon den Unterschied zwischen Normalgewicht und Übergewicht ausmachen.
Zweitens, die Teilnehmer wurden dazu angehalten, möglichst "bewusst" zu essen, d. h. sich Zeit zu nehmen etc. Dies mag einen großen Unterschied dabei gemacht haben, eben nicht in Autopilot-Modus zu verfallen und dumpf große Mengen junk food in sich reinzuschaufeln. Wie bei jeder Diät ist die compliance zu Beginn am höchsten - insbesondere wenn man sich regelmäßig trifft und gecoacht wird. Was aber langfristig passiert, steht auf einem anderen Blatt - die Menschen fallen wieder in ihre vorigen Gewohnheiten zurück. Das sieht man sowohl bei low carb als auch bei low fat, und ohne Einschränkungen bzgl. Makros (und daraus folgenden Einschränkungen bei der Lebensmittelauswahl, die die Esslust verringern) funktionieren diese Kostformen eben nicht.
Und nun frage man sich, ob intuitives Essen ohne die Achtsamkeitskomponente funktionieren könnte - nein, natürlich nicht. Und dazu braucht man auch keine Studie, drei Milliarden Wohlstandsbürger und die "obesity pandemic" können nicht irren.
Insofern glaube ich nicht, dass "intuitives Essen" als Universallösung für alle taugt. Wer aber von sich aus ein "Genießer" und langsamer Esser ist, der mit binge eating etc. kein Problem hat, für den könnte das schon was sein.
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin
"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson