Die Sache mit dem Kupferleim

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
trashtom
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Die Sache mit dem Kupferleim

Beitrag von trashtom » 21. Dez 2020 15:10

Hallo Zusammen,

bin heute mit Kupferleim als Argument konfrontiert worden. Kurz gesagt:
Vegan ist quasi sinnlos und maßgeblich an der Massentierhaltung beteiligt, da durch Elektronik,
Internet und Co "der andere Teil der Kuh" (neben dem Fleisch) für Kupferleim und Co verwendet wird.
Darum kann man den "anderen, zweiten Teil der Kuh" quasi auch gleich essen.

Tatsächlich bin ich darauf gestossen, dass nur etwa 1/2- 2/3 des "Nutztieres" für den Fleischkonsum verwendet wird.
Wie anteilig aber Knochenleim für Elektronik - bzw. Veganer - beteiligt sind entzieht sich meiner Recherche.

Kennt sich da jemand aus?

Danke!

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 21. Dez 2020 15:39

Naja, was heißt sinnlos? Wenn ich kein Tier essen möchte ist vegane Ernährung die einzige Option dies konsequent zu vermeiden. Das erscheint mir sinnvoll.
Zuletzt geändert von Akayi am 21. Dez 2020 16:56, insgesamt 1-mal geändert.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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illith
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Beitrag von illith » 21. Dez 2020 15:51

Akayi hat geschrieben:
21. Dez 2020 15:39
behave Ernährung
ist das die neueste Fad Diet?
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illith
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Beitrag von illith » 21. Dez 2020 16:23

genau. die Millionen von sogenannten Nutztieren, die ausgebeutet und getötet werden, dienen natürlich maßgeblich dem Gewinn von Kupferleim. der ist einfach komplett alternativlos.
Das Problem des Tages ist dann auch eine Fragestellung, die man in vielen Veganerforen quasi täglich liest. Nicht. Die Autorin macht sich doch tatsächlich Gedanken über vegane Musik und zählt allen Ernstes auf, welche Instrumente an einem „veganen Musikabend“ nicht genutzt werden dürfen. Gitarren z.B. wären tabu, wegen des Leims. Man mag annehmen, dass eine Gesellschaft mit 3D-Druckern, Nanotechnologie und Überschallflugzeugen auch ohne Knochenleim einen Weg finden wird, Holzteile aneinander zu kleben. Aber das ist vielleicht ein etwas komplizierter Gedanke für eine Person, die sich sehnlich eine Sinfonie für Chor und veganes Orchester wünscht (sic).
https://graslutscher.de/ich-habe-den-be ... -tun-musst

aktuell ist es halt so, dass Knochen und sowas bei der "Produktion" von Tierprodukten massig als Abfall/Nebenprodukt anfällt, da macht es dann (wirtschaftlich) Sinn, das auch zu nutzen.
wenn keine Tiere mehr zu Verzehrszwecken gehalten und geschlachtet würden, würde man halt irgendwas anderes als Leim verwenden. davon gehe ich ziemlch sicher aus. im Moment besteht daaber eben keine Notwendigkeit zu.

das ist so eine dämlich Nitpickerei - als ob das eine Frage von "ganz oder gar nicht" wäre.
wenn man da nicht zufällig irgendjemand komplett Abgefuckten ohne irgendwelche Ethik- oder Moralgrundsätze vor sich hat, wird die Person auch keine 100%ige Konsistenz in ihren Selbstansprüchen vorweisen können. das ist nun beileibe nichts Veganspezifisches.
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RoadOfBones
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Beitrag von RoadOfBones » 21. Dez 2020 23:55

Naja. Also der Knochenleim, der zum Abschneiden von hochreinem Kupfer verwendet wird, ist aktuell nicht ersetzbar - jedenfalls nicht finanziell konkurrenzfähig. Gibt auch Forschung dazu.
Viel mehr Knochenleim wird aber für Etiketten, Holzverleimungen und Co verwendet

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Glutinleim
----------------
We live in an age of insanity and confusion - Our existence is senseless without direction - Yet these times of many changes offer us also big chances - To face the future escape our self-destruction by returning to our true values.

trashtom
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Beitrag von trashtom » 22. Dez 2020 13:40

Danke für den Input! Dass ich den Graslutscher Beitrag noch nicht erspäht hab, ist mehr so ein Wunder ;)

Trotzdem muss man sagen: ganz geklärt ist es nicht. Ein Teil des massakrierten Tieres geht (leider) auch an uns nicht vorbei.
Die Frage ist nur, welchen "Anteil" wir mit der Nutzung von Elektronik und Internet (das ist ja in Internetdiskussionen das einzige, was man dem Veganer augenscheinlich vorwerfen kann) an dem ganzen tragen? Kommt uns tatsächlich ein Drittel des Tieres in Form von Leim, Kupferleim
und irgendwelchen versteckten Dingen (Kosmetik natürlich ausgenommen) entgegen, sodass die Aussage oben irgendwie annähernd haltbar wäre?

In meinem Verständnis ist mindestens die Hälfte Fleisch/Lebensmittel, dann kommt Haus- und Nutztierfutter, Kosmetik und eben "Reste" wie Kupferleim. Aber ich kann mich auch täuschen. Interessant wäre ein definitiver Beleg, den der Graslutscher mit "Hätte ich in meinem Leben hingegen auf den Kauf von Gitarren verzichtet, ich hätte dem globalen Knochenleim-Markt wohl 20 bis 30 Cent Umsatz entzogen." bestätigt.

Disclaimer: Es geht mir hier nicht darum, dass Veganer irgendwelche Heiligen sind, die überhaupt kein Leid auslösen, das ist gar nicht möglich. Allerdings ist diese Kupferleim-Keule äußerst nervig und mE Verzerrung der Tatsachen.

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somebody
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Beitrag von somebody » 22. Dez 2020 19:59

Würde die Thematik vor dem Hintergrund der Veganismus Definition der Vegan Society sehen.
vegansociety.com hat geschrieben:"Veganism is a philosophy and way of living which seeks to exclude—as far as is possible and practicable—all forms of exploitation of, and cruelty to, animals for food, clothing or any other purpose; and by extension, promotes the development and use of animal-free alternatives for the benefit of animals, humans and the environment. In dietary terms it denotes the practice of dispensing with all products derived wholly or partly from animals."
Die Vegan Society macht diese Einschänkung:
vegansociety.com hat geschrieben:"...—as far as is possible and practicable—..-"
https://www.vegansociety.com/go-vegan/d ... n-veganism
Suche Signatur.

luno
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100g Knochenleim pro Tonne Kupfer

Beitrag von luno » 27. Okt 2022 23:00

Hallo,
ich bin neu und wärme das Thema kurz auf, ich denke das ist's wert. Das ist ein gutes Schlusswort hier von somebody, ich sehe es genauso: So weit möglich und praktikabel. Dennoch etwas über die Kupferherstellung, das für sich selbst spricht:

eine Lösung mit den optimalen Mengen an Leim und Thioharnstoff (100 g Leim und 60 g Thioharnstoff pro Tonne abgeschiedenes Cu) zugegeben

Von: https://patents.google.com/patent/DE102010004438A1/de

Genau deswegen geht es mir um die Masse von dem was ich konsumiere und weniger um's Prinzip.. Um meine 100L Hafermilch pro Jahr anstatt Kuhmilch, etc.

LG,
Luno

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Sappho
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Beitrag von Sappho » 28. Okt 2022 12:19

Masse bzw. Menge ist ein schönes Argument. Auch Kausalität ist ein schönes Argument.

Kupfer ist vegan, weil die Tierprodukte von Tieren stammen, die eh schon tot sind und nicht DAFÜR sterben, ist nur ein Abfallprodukt.

Leder ist dann z. B. auch vegan. Jedenfalls Schweine- und Rinderhäute sind auch nur Abfallprodukt. Es werden keine Rinder oder Schweine für die Lederproduktion gezüchtet, jedenfalls m. W. nicht. Vielleicht ein paar Ausnahmen für hochwertiges Leder aber das fällt dann unter die Geringsfügigkeitsklausel.

Tierfutter ist auch nur ein Abfallprodukt aus Schlachtabfällen. Gute Nachricht für Katzenhalter ... Whiskas ist deshalb vegan.

Masse eröffnet noch mehr Möglichkeiten. Eine Scheibe Wurst sind so 50 gr. . Wenn das Schwein ein Schlachtgewicht von 100 kg hatte, sind das so 0,05 % vom Schwein. Das Schwein wäre ja auch sowieso getötet worden und viele Wurst stammt ja auch aus durch den Wolf gedrehten Abschnitten, eigentlich auch Abfall.

Überhaupt .... ich bin ein ca. 80 Millionstel der Bevölkerung. was ich tue oder unterlasse, ist ohne Bedeutung. Wenn ich genau durchschnittlich Fleisch esse, verbrauche ich 1/80 Millionstel des deutschen Verbrauchs. Also noch unbedeutender als die 100g auf 1 T. Man mache auch mal die Gegenprobe mit der Gieichstellung von Mensch und Tier. Ist die Tötung von Menschen erst ab einer bestimmten Zahl ethisch relevant? Ok ... dann höre ich immer: "Wir reden immer davon, dass ein Tierleben nicht weniger wert sei als das eines Menschen. Aber das meinen wir natürlich nicht!" OK, lügen ist ein valides Argument.

Und schließlich finde ich vegan leben vollkommen unpraktisch. Wirklich .... prüfen, ob die Pommes in Pflanzenfett oder Tierfett geröstet wurden, welcher Kleber für Etiketten verwendet wurden, echt anstrengend und unpraktisch. Also geht doch auch wieder in Ordnung und nichtvegan ist eigentlich auch vegan... . Wenn man weniger faul ist als ich, ist vegan leben vielleicht praktikabel. Dann muss man aber aufpassen, weil mehr praktikabel ist. Den Gedanken, dass persönliche Befindlichkeiten etwas vegan lassen werden, finde ich faszinierend. Denn eigentlich stirbt ja für jede Produkt irgendwo irgendwie ein Tier und wenn es nur irgendwelche Insekten sind. es kommt nur darauf an, ob ich es praktikabel finde, eine Alternative zu suchen.

Wir stellen fest: Alles ist sehr relativ und die Bedeutung von Argumenten wird nicht durch Ihre Konsequenzen festgelegt sondern dadurch, welches Ziel man erreichen will.
Ich bin der Geist, der stets verneint

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Rosiel
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Beitrag von Rosiel » 28. Okt 2022 16:03

Nein.

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