hochverarbeitete Lebensmittel

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
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Makemba
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hochverarbeitete Lebensmittel

Beitrag von Makemba » 29. Dez 2022 17:27

Hallo

Ich bin noch ganz neu hier, beschäftige mich allerdings schon seit Jahren mit dem Thema vegane Ernährung bzw. meinen persönlichen Kompromissen usw. Ich habe es bisher nicht geschafft, komplett umzusteigen, weil ich immer wieder an einzelnen Lebensmitteln hängenbleibe, für die ich bisher weder einen 100% passenden Ersatz gefunden habe und auf die ich aber auch nicht komplett verzichten möchte.
Ich hoffe, ich bin trotzdem willkommen :)

Hinzu kommt, dass ich schon viel eher angefangen habe, so gut es geht auf Getreide zu verzichten und das schränkt mich manchmal zusätzlich ein.
Nun kreise ich wieder darum, ob ich den Veganuary 2023 mitmache und beschäftige mich wieder vermehrt mit Alternativen.

Nun habe ich Fragen zum Thema hochverarbeitete Lebensmittel und würde mich freuen, wenn vielleicht der eine oder andere was schlaues dazu sagen könnte.
Man liest ja immer wieder, wie schlecht diese seien und mitverantwortlich für viele Zivilisationskrankheiten.

Ich frage mich aber, was denn nun letztendlich als hochverarbeitet gilt? Ich dachte lange, das wären halt Produkte wie Wurst, wo eben nicht mehr nur das Fleisch, sondern auch Dextrose, Natriumnitrit usw. drin ist oder die ganzen Fertiggerichte mit ihren Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärkern. Aber anscheinend hängt es auch davon ab, wie der Herstellungsprozess ist.
Auf der Seite von der DGE habe ich die Tabelle von Monteiro gefunden, der anscheinend mal eine Einteilung „erfunden“ hat
https://www.dge.de/blog/2022/05/12/hoch ... ensmittel/
Aber alle Fragen beantwortet es mir nicht. Habe mal ein paar Beispiele, wo ich über Feedback dankbar wäre:

Beispiel Chips. Würde ich wohl unter 4 – hochverarbeitet einordnen. Weil da was von salzigen Snacks steht.
Aber soo aufwändig dürfte doch die Produkion nicht sein und auch die Zutateliste hält sich ja in Grenzen…?
Was ist nun, wenn ich Chips selber mache, mit weniger Salz, weniger Fett. Dann habe ich doch im Prinzip nur das natürliche Lebensmittel Kartoffel, gehobelt, in den Ofen. Das ist doch maximal ne 3 in der Liste. Was machen die in der Industrie großartig anders, dass es am Ende ne 4 ist?

Anderes Beispiel: Nudeln, eingeordnet in die 3. Da ich weitgehend auf Getreide verzichte, habe ich mich über das Aufkommen von diversen Nudeln aus Hülsenfrüchten gefreut. Kann ich davon ausgehen, dass die auch ne 3 sind?
Auf der Packung steht ja dann als einzige Zutat zB Erbsen, bzw. Erbsenmehl. Schon mal gut, keine Zusatzstoffe usw.
Aber woher soll ich denn wissen, ob da jetzt nur trockene Erbsen gemahlen werden (ich fürchte fast nein) oder wieviele (chemische) Prozesse nötig sind, um diese Nudeln herzustellen und in welche Klasse die dadurch befördert werden?

Mein letztes Beispiel geht um ein Produkt, was zu denen gehört, wo ich mich mit Ersatz schwer tue. Am Ende brauche ich es eh nicht oft, weil ich kaum Brot esse, aber hin und wieder ist es eben doch von Nöten: Butter. Margarine mochte ich noch nie und wenn man nachliest, wie diese hergestellt wird, ekelt es mich ehrlich gesagt. Würde Margarine in die 4 stecken (ist leider nicht aufgeführt) und Butter ist mit 2 in der Liste.
Wie sieht es nun aus mit veganer Butter? Ich habe nirgends was gefunden, ob diese eigentlich genauso zusammengepanscht wird, wie Margarine – dann wäre sie halt definitv als Alternative auch raus für mich. Oder ob das irgendwie anders funktioniert, ohne diese ganzen chemischen Prozesse und Emulgatoren usw., und sie deswegen nicht so hochverarbeitet und somit ungesund ist.

Dass der Begriff ungesundes Lebensmittel für manche ein Streitthema ist, darüber habe ich hier im Forum schon einen Artikel gelesen :blush: Ich habe die Margarine jetzt halt so genannt, weil es mir darum geht, dass man eben immer wieder liest, dass hochverarbeitete Lebensmittel ungesund sind.

Und ich hab aber irgendwie bei vielen Produkten gar keinen Schimmer, wie man die einordnen kann.
Gibt es hier noch jemanden, der sich darüber Gedanken macht?


VG Kem
und sorry, für den Roman

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illith
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Beitrag von illith » 29. Dez 2022 18:28

hi, Kem! :)

genau über die Thematik hab ich mir für mein letztes Buch extrem viel Gedanken gemacht. :D
letztendlich bin ich dabei zu folgendem Schluss gekommen:
um den ernährungsphysiologischen Mehrwert (oder das Gegenteil davon) zu erfassen, ist die Matrix unverarbeitet (gut) -- starkverarbeitet (schlecht), zzgl. der ganzen Zwischenstufen viel zu pauschalisierend und dadurch als solches nicht wirklich brauchbar.
zielführend ist stattdessen zu gucken: "was ist enthalten?" und das dann in Bezug zu setzen zu: "was sind meine Bedarfe?".
es stimmt, viele hochverarbeitete Lebensmittel KÖNNEN ein hohes Maß an Zucker, gesättigten/gehärteten Fetten, Salz, Kalorien und evtl. problematischen Zusatzstoffen enthalten, auf der anderen Seite wenig bis keine Ballaststoffe und Mikronährstoffe. was für einen Großteil der Angehörigen die hiesigen Kulturkeises (mit seinen Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten) kontraproduktiv und auf längere Sich gesundheitsgefährdend ist.
aber das gilt nicht pauschal für hochverarbeitete Produkte.

hier zwei praktische Beispiel:
man kann Dörrfrüchte zum Süßen verwenden - geringverarbeitetes Lebensmittel, viel Ballaststoffe, Mikronährstoffe und Zucker.
für jemanden wie mich (ständiger Kampf gegens Zunehmen, empfindliche Zähne) sind die aber keine gute Option. ich fahre sehr gut mit Eryhtrit und Stevia als Süßungsmittel - hochverarbeitet, keine vorteilhaften Inhaltstoffe (Vitamine etc), aber auch keine für mich negativen (Kalorien, Zucker).
für einen Ausdauersportler oder jemanden, der hart körperlich arbeitet, kann die Dörrfrucht die bessere Wahl sein, da die Person viel Energie benötigt.

oder:
ein Apfel - unverarbeitetes Lebensmittel, Vitamine, Ballaststoffe, Zucker vs. Sojaschnitzel - starkverarbeitetes Lebensmittel, Protein, recht viel Salz, wenig Ballast- und Mikronährstoffe.
für mich (Kraftsporttreibende) ist das Schnitzel die bessere Wahl, ich brauche das Protein. natürlich brauche ich auch Mikronährstoffe und Ballaststoffe, aber das regelt die Beilage, genauso wie die den hohen Salzgehalt kompensiert.

also nochmal zusammengefasst:
anstatt zu gucken "wie stark verarbeitet ist ein Lebensmittel?", schauen "was ist enthalten (was wurde hinzugefügt, was wurde entfernt, was bleibt zurück)?" und als Maßstab "was brauche ich, was nützt mir, was schadet mir (aufgrund meiner körperlichen Gegebenheiten und Ziele)?"


...und du siehst, Romane kannst nicht nur du. :mg: :mg:
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